Noch mittendrin im Ortschaftsrat: Hans Uhl. Der langjährige Chef der Frommerner Ortsverwaltung will sein Amt nun abgeben – die Nachfolge haben FDP und CDU zum Verdruss der SPD ohne die Genossen geregelt. Foto: Maier

CDU und FDP in Frommern einigen sich auf Ortsvorsteher. Genossen verschnupft: "unfreundlicher Akt."

Balingen-Frommern - Politik ist immer auch eine Frage des Stils – und genau deswegen ist die SPD in Frommern nun irritiert: Bei der Suche nach einem Nachfolger für den "ewigen Ortsvorsteher" Hans Uhl haben CDU und FDP sich auf einen Mann verständigt, ohne die Genossen einzubeziehen.

Stephan Reuß, 32 Jahre alt, soll nach dem Willen der CDU und der FDP neuer Ortsvorsteher von Frommern werden. Die Wahl im Ortschaftsrat soll Ende des Jahres stattfinden, im Frühjahr 2017 soll Reuß, der in Frommern wohnt, die Amtsgeschäfte im dortigen Rathaus übernehmen.

Dass das so kommen soll, dass Reuß als Außenstehender und nicht als gewähltes Mitglied des Ortschaftsrats an der Spitze der Ortsverwaltung stehen soll, darauf hat sich in den vergangenen Wochen die Mehrheit des Gremiums, also die CDU und die FDP, verständigt. Den Vorschlag, auf Reuß zuzugehen, sei dabei von der FDP ausgegangen, sagt deren Sprecher Gerhard Lay nicht ohne Stolz gegenüber unserer Zeitung. Das sei auf "fruchtbaren Boden" bei der CDU gefallen, und auch der derzeitige Ortsvorsteher Hans Uhl sei von dem Vorschlag "angetan" gewesen.

Ganz und gar nicht amüsiert ist dagegen die SPD. An den Gesprächen zur Findung eines Nachfolgers für Hans Uhl sei man "in keinster Weise" beteiligt worden, sagt deren Fraktionssprecher Ulrich Teufel. Er wertet das als "unübliches Verfahren" und "unfreundlichen Akt": Die Frage, wer Ortsvorsteher sein soll, sollte seiner Meinung nach vom ganzen Gremium besprochen werden, alles andere sei "politisch nicht klug", das erschwere die Zusammenarbeit. Gerhard Lay und Thomas Strobel, Srecher der CDU im Frommerner Ortschaftsrat, hätten ihn vergangene Woche am Rande einer Ausschusssitzung über die Personalie informiert, so Teufel, und damit auch zugleich vor vollendete Tatsachen gestellt.

Üblicherweise spielen Parteispielchen in Ortsteilgremien keine Rolle – in Frommern ist das aber zumindest bei der Wahl des Ortsvorstehers ganz anders. Dass dem so ist, ist ein Überbleibsel aus der Zeit, als Frommern noch eine eigenständige Gemeinde war, noch einen Bürgermeister hatte, als noch Parteien gegeneinander antraten . Der letzte ist der derzeitige Ortsvorsteher: Hans Uhl, Mitglied der CDU. Zum Rathauschef gewählt wurde Uhl im Jahr 1966 als junger Mann von 27 Jahren; in der Folge wählte ihn das Gremium, auch als er diesem nicht mehr als gewählter Ortschaftsrat angehörte, bis heute immer wieder zum Ortsvorsteher. In diesem Jahr macht er die 50 Jahre an der Spitze der Ortsverwaltung voll – dieses Jubiläum dürfte in Baden-Württemberg einmalig sein.

Wenn es um Frommerner Interessen geht, hält das Gremium indes eisern über Parteigrenzen hinweg zusammen. Beschrieben wird das grne mit dem schönen und durchaus respektvoll gemeinten Wort von der "Frommerne Mafia". Ein Teil dieser Bande, CDU und FDP, hat dem dritten Part, der SPD, nun mit der Verständigung auf Stephan Reuß seine Macht demonstriert. Bei den Genossen wird das auch als "aktive Verhinderungspolitik" gewertet: Ganz offensichtlich hätten die CDU und die FDP eine erneute Kandidatur von Angela Godawa frühzeitig unterbinden wollen. Godawa war 2014 bei der Ortsvorsteherwahl gegen Uhl unterlegen.

Dass die Parteizugehörigkeit künftig möglicherweise eine geringere Rolle spielen könnte, dafür spricht, dass Stephan Reuß ausdrücklich als parteiloser Bewerber antritt. "Das ist auch gut so", sagt FDP-Mann Gerhard Lay. Wichtiger als die Frage des Parteibuchs sei, dass der Ortschaft auch künftig geschlossen auftrete. Dass die SPD nun verschnupft ist, weil sie in die Personalie nicht frühzeitig eingebunden war, könne er den Kollegen "nicht verdenken", so Lay. Gleichwohl kündigt SPD-Sprecher Ulrich Teufel an, dass sich seine Fraktion deswegen nicht schmollend in die Ecke stellen wolle. Man werde sich mit Reuß "offen und konstruktiv, zum Wohle Frommerns, zusammensetzen".