Mächtig für den Sieg ackern mussten Andreas Kohle und die TSG gegen Aalen II. Foto: Kara

Balingen dreht gegen Aalen mit starker zweiter Hälfte 1:2-Rückstand in 3:2-Sieg. Mit Trainerstimmen.

TSG Balingen – VfR Aalen II 3:2 (1:2). Die Oberliga-Fußballer der TSG Balingen mischen weiter kräftig mit im Titelrennen. Mit dem 3:2-Erfolg verbesserten sie sich auf Rang zwei der Tabelle hinter dem neuen Spitzenreiter Bahlinger SC.

Doch es war ein langer Weg, ehe der fünfte Heimsieg unter Dach und Fach war. Denn das Perspektivteam aus Aalen präsentierte sich in der ersten Halbzeit alles andere als wie ein Abstiegskandidat.

Die TSG verzeichnete zwar den besseren Start. Denn in der elften Minute spielte Sascha Eisele einen Sahnepass in die Schnittstelle der Aalener Abwehr. Turan Sahin zündete auf der linken Seite den Turbo, drang in den Strafraum ein und erzielte mit einem Schuss in die lange Ecke das 1:0 für die Gastgeber. Aber die junge VfR-Truppe zeigte sich davon nicht geschockt, spielte selbstbewusst nach vorne und kam nur fünf Minuten später zum 1:1-Ausgleich: Steffen Kienle setzte sich im Mittelfeld gut durch und zog aus 16 Metern ab. Gegen seinen satten Schuss hatte TSG-Torhüter Julian Hauser keine Chance.

Auch in der Folge hatten die Gäste von der Ostalb mehr Spielanteile. Während die TSG keinen Zugriff auf die Partie bekam und sich im Spielaufbau aufgrund vieler Ungenauigkeiten schwer tat, blieben die VfR-Youngster bei ihren Vorstößen stets gefährlich. So wie in der 40. Minute, als die Gäste einen Freistoß schnell ausführten. Lars Ruckh spielte auf die linke Seite zu Kapitän Roman Riedel, der legte den Ball von der Torauslinie in die Mitte, wo erneut Kienle aus elf Metern zur Stelle war und die Jungs von VfR-Trainer Rainer Kraft mit 2:1 in Führung brachte.

Doch nach der Halbzeitpause legte Balingen den Schalter um und begann druckvoll. Unmittelbar nach Wiederanpfiff erkämpfte sich Lukas Foelsch im Mittelfeld den Ball und spielte in den Lauf von Andreas Kohle. Der lief alleine auf VfR-Torhüter Oliver Schnitzler zu, aber der verhinderte mit einer klasse Parade den Ausgleich. Der fiel aber wenige Sekunden später: Turan Sahin brachte den fälligen Eckball hoch in den Strafraum, gleich mehrere Aalener unterliefen den Ball, und dahinter köpfte Fabian Fecker, der bereits nach 18 Minuten für den verletzten Kai Mundt gekommen war und nach langer Verletzungspause sein Saisondebüt gab, in die lange Ecke ein.

Der Treffer gab den Gastgebern sichtlich Auftrieb. Sie spielten nun befreit auf und erarbeiteten sich gute Chancen. Die Gäste kamen nur einmal gefährlich vor das Balinger Tor: in der 57. Minute konterte Aalen und brachte den schnellen Riedel auf der linken Seite ins Spiel. Er schlug den Ball gefährlich vors TSG-Tor, doch Eisele klärte vor dem einschussbereiten Ruckh.

Auf der Gegenseite verzeichnete die TSG ebenfalls eine hochkarätige Gelegenheit, als der eingewechselte Marc Wissmann mit einem feinen Pass Kohle in Szene setzte. Er lief alleine aufs Tor zu und umspielte Goalie Schnitzler. Aber ein Aalener lenkte den Ball noch mit der Fußspitze ins Aus (58.). Nur eine Minute später schoss Sahin einen Freistoß direkt aufs Tor – Schnitzler lenkte den Ball über die Latte. In der 87. Minuten wurden die Balinger Bemühungen belohnt: Wieder schlug Sahin eine Ecke, der Kopfball von Kapitän Manuel Pflumm wurde von einem VfR-Akteur zwar vor die Linie weggeköpft, aber das Leder landete bei Marc Pettenkofer, und der hämmerte den Ball zum 3:2 ins Netz.

In der Schlussphase wurde es noch einmal hektisch, als Sahin wegen wegschlagen des Balles die gelb-rote Karte sah (89.), nur wenige Augenblicke kassierte Aalen Johannes Rief nach einem Tritt gegen Fecker die Rote Karte.

Statistik:

TSG Balingen: Hauser; Kraus, Eisele, Pflumm, Mundt (18. Fecker), Schreyeck, Clayton (46. M. Wissmann), Foelsch, Pettenkofer, Sahin, Kohle (71. T. Wissmann).

VfR Aalen II: Schnitzler; Dervishaj (72. Möhrle), Riedel, Leister, Haas, Sessa, Ruckh, Kienle, Erol (91. Weisensee), Milisic (46. Borst), Rief. Tore: 1:0 Sahin (11.), 1:1, 1:2 Kienle (16./40.), 2:2 Fecker (47.), 3:2 Pettenkofer (87.).

Schiedsrichter: Matthias Jöllenbeck (Freiburg).

Besondere Vorkommnisse: gelb-rote für Sahin (B./89.), Rote für Rief (A./90.).

Zuschauer: 600

Trainerstimmen:

Matthias Zahn (TSG Balingen): "Aalen hat das in der ersten Halbzeit geschickt gemacht. Trotzdem ist es uns gelungen, ein Tor zu erzielen. Doch unser Forechecking ist einfach zu oft ins Leere gelaufen, weil Aalen das spielerisch sehr gut gelöst hat. Und wenn das Forechecking ins Leere läuft, kostet das unheimlich viel Kraft. Wir haben uns dann etwas zurück gezogen und haben den VfR machen lassen. Was mich geärgert hat, war, dass wir uns bei den zwei Gegentoren angestellt haben wie eine D-Jugendmannschaft. Das darf nicht passieren. Was ich selten erlebt habe, ist, dass eine Mannschaft von einer zur anderen Halbzeit so einen Switch hinbekommt. Das war einzig und allein dem Herzen der Truppe zu verdanken. Die Jungs wussten, es muss etwas passieren, und dann ist auch was passiert. Wir haben mutiger gespielt und alles reingehauen, was wir hatten. Wir wollten mehr Standards heraus arbeiten, denn Manuel Pflumm und Fabian Fecker sind da Waffen. Und das ist uns mit den zwei Toren auch gelungen."

Rainer Kraft (VfR Aalen II): "Die Enttäuschung ist riesengroß. Denn wir hatten uns viel vorgenommen. Die Mannschaft war auch ganz gut eingestellt auf die TSG. Wir sind nach einem frühen Gegentor, als wir schlampig verteidigt haben, schnell zurück gekommen zum 2:1 und haben aus meiner Sicht eine richtig gute erste Halbzeit gespielt. Die Mannschaft hat genau das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Die TSG wusste nicht so recht, was sie mit uns anfangen soll. Dann ist das passiert, was uns immer wieder passiert. Wir kommen aus der Kabine und kassieren direkt ein Standard-Gegentor. Der Unterschied zwischen beiden Mannschaften hat sich darin gezeigt, wie wir die Ecke verteidigt haben. Die TSG ist eine gestandene Herren-Oberligamannschaft, wir haben eine junge Talenttruppe, die zwar schnell lernt, aber noch viel schneller lernen muss, um in der Oberliga zu bestehen. Wir spielen zwar gut, aber im Erwachsenenfußball zählen Ergebnisse und daran wird man gemessen."