Donald Trump wird ins Amts des US-Präsidenten eingeführt – Unternehmen in der Region sind gespannt, was dessen Politik für sie bedeutet. Foto: Vucci Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Viele Unternehmen in den USA aktiv / "Interesse an stabilen Beziehungen"

Zollernalbkreis. Die Industrie- und Handelskammer Reutlingen (IHK) wird sich auch unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump, der am heutigen Freitag ins Amt eingeführt wird, für Freihandel und offene Grenzen einsetzen. "Die USA sind unser wichtigster Handelspartner außerhalb Europas. Wir haben ein großes Interesse an stabilen Beziehungen", sagt IHK-Präsident Christian Erbe.

Derzeit stehen mehr als 400 Unternehmen aus der Region in Geschäftsbeziehungen mit den Vereinigten Staaten. Sie verfügen über eigene Produktionsstätten (18), betreiben Niederlassungen (53), haben Auslandsvertreter (75), liefern regelmäßig in die USA (242) oder beziehen von dort (88).

Die Ausfuhren baden-württembergischer Firmen in die Staaten betrugen in den ersten neun Monaten 2016 rund 17 Milliarden Euro. Das sind laut Daten des Statistischen Landesamts knapp zwölf Prozent aller Exporte aus Baden-Württemberg. Umgekehrt gibt es laut IHK-Untersuchungen 37 Beteiligungen von US-Firmen in der Region Neckar-Alb.

Sollten sich Möglichkeiten der hiesigen Unternehmen im Handel mit den USA verschlechtern, hätte dies deutliche Auswirkungen auf die Region. "Am Erfolg unseres Exportgeschäfts hängen Unternehmen, Innovationen und Arbeitsplätze. Sollten sich die USA künftig dem internationalen Warenhandel in der bisherigen Form verschließen, würden wir das bei uns zu spüren bekommen", so Erbe. Er hoffe, dass das seit dem Zweiten Weltkrieg enge und bewährte Miteinander zwischen den USA und Deutschland fortbestehen könne und sich auf wirtschaftlicher Ebene sogar noch vertiefen lasse. "Unser Verhältnis ist wie kaum ein anderes von Verständnis, Toleranz und Partnerschaft geprägt. Das gilt es zu erhalten", so Erbe.

Nach Eindruck des IHK-Präsidenten nehmen protektionistische Tendenzen derzeit weltweit zu. Vor allem in Industrienationen habe der Freihandel in der öffentlichen Diskussion derzeit keinen guten Stand. "Dabei wird oft verkannt, dass erst die internationale Arbeitsteilung zu großem Wohlstand und dauerhaftem Frieden geführt hat", so Erbe.

In der Region Neckar-Alb mache der internationale Handel mittlerweile die Hälfte aller Industrieumsätze aus. "Als starke Region müssen wir alles dafür tun, dass es mehr Freihandel gibt und nicht weniger."

Die IHK hat für eine erste Einschätzung den Chef der Auslandshandelskammer in New York eingeladen. Er kommt am 7. Februar zu einem Hintergrundgespräch mit Exportunternehmen nach Reutlingen. Außerdem bietet die IHK für den 22. Februar einen speziellen Beratungssprechtag USA an.