"Balinger Konzert": Johanna Soller und Christian Martin Kirsch überzeugen in der Stadtkirche

Von Friedrich Dold

Balingen. Das dritte Abonnementkonzert der Saison führte die Liebhaber der "Balinger Konzerte" in die Stadtkirche. Dort erwiesen sich der Trompeter Christian Martin Kirsch und die Organistin Johanna Soller als Meister ihrer Instrumente. Die Balinger Musikfreunde erlebten einen anregenden und genussreichen Abend.

Trompete und Orgel: da denkt man zunächst an helles Geschmetter und brausende Fülle. Das haben die beiden jungen Künstler auch drauf – aber viel wichtiger ist ihnen differenziertes, flexibles, kammermusikalisches Spiel mit beträchtlichem Tiefgang. So jung die beiden noch sind, ihr Werdegang zeigt, welch umfassende Ausbildung und Erfahrung sie schon mitbringen.

Beginnen wir mit Johanna Soller. Durch weitere Studien bildet sie sich gerade zur Cembalistin und zur Chorleiterin aus, und dass sie als Organistin eine Klasse für sich ist, bewies sie an der frisch renovierten Balinger Stadtkirchenorgel. Dietrich Buxtehude beherrschte das Genre der Choralfantasie einst meisterhaft, und Soller blieb ihm in "Wie schön leuchtet der Morgenstern" nichts schuldig. Apart registriert, kunstvoll gestaffelt, durchsichtig und farbig, so erklang diese Fantasie, und später ebenso Präludium und Fuge in D-Dur.

Für Bachs Partita "Christ, der du bist der helle Tag" lässt sich dasselbe sagen. Zweimal gab es eine Choralfantasie über "Wachet auf ruft uns die Stimme", von Johann Ludwig Krebs und von dessen Lehrer Bach. Beide Male fügte Christian Martin Kirsch seine Trompete einfühlsam in Sollers Orgelspiel, als sei sie ein zusätzliches Register.

Dass er auch auftrumpfen kann, zeigte er zu Anfang und am Schluss des Konzertes, in John Stanleys "Trumpet Voluntary" und in Giuseppe Tartinis Trompetenkonzert. Die Strahlkraft, die Eleganz und die Beherrschung der Atem- und Fingertechnik packten jeden Zuhörer.

Zentrum des Abends und eine Meisterleistung beider Solisten war aber "Okna" des zeitgenössischen tschechischen Komponisten Petr Eben. Marc Chagall hatte 1962 zwölf Fenster für eine Synagoge in Jerusalem geschaffen, die die zwölf Stämme Israels symbolisierten. Vier davon inspirierten Eben zu faszinierenden Fantasien, die Kirsch und Soller plastisch, fast räumlich greifbar vor dem Zuhörer ausbreiteten. Fast möchte man sagen: sie entlockten ihren Instrumenten genügend Farben, um es mit Chagall aufzunehmen. Bravo!