Zirkus: Demo gegen Dressurnummern in der Manege bleibt am Samstagnachmittag weitgehend friedlich

Von Gert Ungureanu und Volker Rath

Weiterer Zirkus um den Zirkus: Die Demonstration gegen Dressurnummern beim Circus Rudolf Busch in Balingen verlief friedlich. Jetzt soll er weiterziehen nach Schramberg. Auch hier kündigt sich Protest an. Stadt und Behörden bleiben aber gelassen.

Balingen/Schramberg. "Tiere raus aus der Manege!", "Artgerecht ist nur die Freiheit!" und "Wir schauen nicht weg!" – mit solchen und anderen Sprüchen, Trillerpfeifen und Transparenten haben am Samstagnachmittag rund 30 Tierfreunde aus dem ganzen Zollernalbkreis im strömenden Regen vor dem Circus Rudolf Busch am B 27-Zubringer demonstriert. Aufgerufen hatte der Noch-nicht-Verein "Sarahs Notfälle" von Sarah Schanz. Zusammen mit der Gründerin und ehemaligen Vorsitzenden der Albstädter Tiertafel, Evelin Pohl, will Sarah Schanz mit dem neuen Verein Tieren helfen, die nicht mehr bei ihren Frauchen oder Herrchen bleiben können. Die Vereinsgründung sei für Juni geplant, sagt sie.

Die Idee, eine private Demo gegen die Tierhaltung im Zirkus Busch zu organisieren, stamme von Jennifer Teumer. Auslöser sei die Nachricht von dem Kamel gewesen, das in der Manege zusammenbrach und zwei Tage später starb. "Wir haben die Sache unterstützt", sagt Sarah Schanz.

Sie habe den Aufruf auf ihrer Facebook-Seite gepostet, und die Nachricht habe sich "viral verbreitet". So seien nicht nur Bekannte und Freunde gekommen, sondern auch viele, die sie davor nicht gekannt habe.

Auch Ordnungsamtsleiterin Brigitte Witzemann und ihr Stellvertreter Michael Weitzl waren vor Ort, zudem Polizeibeamte und ein Streifenwagen. Die Circus-Mitarbeiter beobachteten die Veranstaltung aus dem Hintergrund, fotografierten mit dem Handy. Zwischenfälle gab es nicht: Die zweieinhalbstündige Demo verlief friedlich.

Insgesamt waren die vergangenen Tage für die Circus-Mitarbeiter alles andere als friedlich: Wiederholte Kontrollen und Bußgelder hatten für Schlagzeilen gesorgt und dafür, dass die Zuschauer wegblieben. Bei den Circusleuten lagen die Nerven blank. Eine Matsch-Attacke gegen eine SWR-Reporterin und den persönlichen Referenten des Balinger Oberbürgermeisters und eine Prügel-Attacke gegen einen 50-Jährigen auf dem Real-Parkplatz trugen nicht gerade zur Verbesserung des Images bei.

Die Frage, ob es sich bei dem brennenden Strohballen, der am Freitagabend Polizei und Feuerwehr auf den Plan gebracht hatte, tatsächlich um eine Aktion von militanten Zirkus-Gegnern oder eher um eine aus Unachtsamkeit weggeworfene Zigarettenkippe handelte, ist bislang unbeantwortet geblieben. Tatsache ist, dass dem Zirkus, der sich seit neun Generationen in Familienbesitz befindet, die Einnahmen fehlen. "Wir haben nicht einmal das Geld für die Weiterfahrt", hatte der Pressesprecher des Zirkus Rudolf Busch, Thomas Bearzi, am Freitag im Gespräch mit unserer Zeitung verraten.

Ab heute soll der Betrieb in Schramberg gastieren. Vielleicht steht das Gastspiel hier unter einem besseren Stern. Aber es sieht nicht danach aus: Wie aus der Fünftälerstadt zu hören ist, wird gegen den Zirkus bereits kräftig Stimmung gemacht: Hunderte Unterzeichner fordern in einer Online-Petition, dass die Standerlaubnis entzogen und das Gastspiel auf dem Sulgen gestrichen wird. Die Unterzeichner kommen teils aus dem Ausland, aber auch namen von Mitgliedern des Schramberger Tierschutzvereins tauchen darin auf.

Laut Stadtverwaltung darf der Zirkus kommen. Wie Oberbürgermeister Thomas Herzog erklärte, ist er ordnungsgemäß angemeldet, die Stadt wies ihm einen Platz auf dem Wittum-Gelände in Sulgen zu. Die Tumulte im Nachbarkreis drangen auch nach Schramberg durch. Wie damit umzugehen sei, müsse sich zeigen. Der OB will sich heute mit den zuständigen Mitarbeitern im Rathaus besprechen, sagte Herzog gestern. Auch die Polizei Schramberg bleibt gelassen. Die Beamten würden sich dort umschauen, wie immer, und im Falle von Verstößen gegen Bestimmungen das Landratsamt informieren, wie immer. Dass es zu Protesten in der Stadt kommen könnte, sei nichts Außergewöhnliches. Dies zähle bei Zirkus-Gastspielen mittlerweile zu den "üblichen Randerscheinungen", so ein Polizeisprecher.