Reiner Thede, Vorsitzender der Südwestmetall-Bezirksgruppe. Archiv-Foto: Ungureanu Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Unternehmen aus Elektro- und Metallbranche blicken verhaltener auf das nächste Jahr

Reutlingen. "Nach einem wirtschaftlich guten Jahr 2017 blicken die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie in der Region etwas verhaltener auf das kommende Jahr", fasst Reiner Thede, Vorsitzender der Südwestmetall-Bezirksgruppe Reutlingen, zusammen. Dabei bezieht er sich auf die Ergebnisse einer Umfrage des Arbeitgeberverbands unter seinen Mitgliedsfirmen.

Während 55 Prozent der Betriebe für 2017 eine bessere oder erheblich bessere Auftragslage als im vergangenen Jahr erwarten, sagen dies für 2018 nur noch 35 Prozent. Lediglich 16 Prozent rechnen im laufenden Jahr mit etwas oder erheblich schwächeren Auftragseingängen, für das kommende Jahr sind dies immerhin schon 19 Prozent. "Viel wird nun davon abhängen, welche Schwerpunkte die künftige Bundesregierung setzen wird", sagte Thede. Die Rahmenbedingungen müssten in der neuen Legislaturperiode endlich wieder so gesetzt werden, dass die Unternehmen wettbewerbsfähiger agieren könnten. So brauche man zur Stärkung des Forschungsstandorts und der Innovationsfähigkeit endlich eine steuerliche Forschungsförderung, wie sie in den meisten entwickelten Volkswirtschaften längst üblich sei.

Um neue Arbeitszeitmodelle im Rahmen der Digitalisierung der Wirtschaft zu ermöglichen, müsse in der neuen Legislaturperiode dringend das Arbeitszeitrecht flexibilisiert werden. "Modernen, flexiblen Arbeitszeitmodellen werden heute durch die tägliche Höchstarbeitsgrenze von acht beziehungsweise zehn Stunden zu enge Grenzen gezogen", sagt Thede. Dasselbe gelte für die gesetzliche elfstündige Ruhezeit zwischen Arbeitsende und Arbeitsbeginn. Die vereinbarte Gesamtarbeitszeit müsse flexibler und bedarfsgerechter eingesetzt werden können, so Thede.

Neben den Schwerpunktsetzungen der künftigen Bundesregierung werde auch die neue Tarifrunde entscheidende Bedeutung für die Wirtschaftsentwicklung im nächsten Jahr haben, so Thede. "Was wir jetzt aber von der IG Metall als Forderungsempfehlung hören, lässt leider wenig Gutes erwarten. Die Forderung nach sechs Prozent mehr Geld ist völlig überzogen. Und auch die alimentierte Arbeitszeitverkürzung für große Teile der Belegschaft wäre ein extremer Kostentreiber." Mit ihren übertriebenen Forderungen riskiere die IG Metall, dass die notwendigen Investitionen am heimischen Standort unterblieben, so Thede. Dabei erfordere die Digitalisierung hohe Investitionen, und in der Automobilindustrie bedeute die Umstellung auf neue Antriebe und autonomes Fahren zusätzliche Belastungen. Schon in den vergangenen Jahren habe man durch eine zu steile Tarifentwicklung an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt.

Die Bezirksgruppe Reutlingen von Südwestmetall und des tarifungebundenen Unternehmensverbandes Südwest betreut in den Landkreisen Reutlingen, Tübingen, Calw, Freudenstadt, Zollernalb und im nördlichen Teil des Landkreises Sigmaringen 224 Betriebe mit rund 51 000 Mitarbeitern.