Mal temperamentvoll, mal stimmgewaltig: Das Ensemble El Pilar aus Saragossa/Spanien zieht zum Klang der Kastagnetten eine bunte Show ab. Fotos: Ungureanu Foto: Schwarzwälder-Bote

Schotten, Italiener, Spanier und Polen beeindrucken beim Volkstanzfestival – und die Frommerner feiern Geburtstag

Von Gert Ungureanu

Balingen. Ein schwäbischer Nachmittag und ein internationaler Abend – das hat es am Samstag in der Balinger Stadthalle gegeben. Es war bunt und temperamentvoll, zuweilen romantisch, aber manchmal auch ganz schön laut.

Keine "Selbstbeweihräucherung der Volkstanzgruppe" solle es sein, sagte Manfred Stingel beim Nachmittagsprogramm, das von den Sbandieratori di Cori, den historischen Fahnenschwingern aus Cori bei Rom, mit Pauken, Trompeten und bunten Fahnen eröffnet wurde. Geboten wurde ein Querschnitt durch ein halbes Jahrhundert Volkstanzgruppe Frommern im Schwäbischen Albverein. Eine Zeit, in der der Verein von 17 auf heute 523 Mitglieder angewachsen und zum größten Kulturverein in Balingen geworden ist.

600 Jahre Paartanz, Schwerttanz und Dudelsackspiel – das Programm war groß. Und zwischen den Auftritten der Schüler-, Kinder- und Jugendgruppe, der Volkstanzmusik und der Volkstanzgruppe selbst gab es Informationen über rund 80 Auslandsreisen und Auftritte in aller Welt, über Freundschaften mit Musikern und Tänzern in Frankreich, Portugal, Sardinien, Japan und Usbekistan, die seit Jahren bei Besuchen und Gegenbesuchen gepflegt werden. Und zur Geschichte des Hauses der Volkskunst in Dürrwangen, das mit rund 5000 Übernachtungen im Jahr in Balingen Seinesgleichen sucht.

Für Manfred Stingel, der vor 50 Jahren zusammen mit seiner Frau Sigrid die Vokstanzgruppe gegründet hatte, gab es von den jüngsten Volkstänzern 50 Rosen – für jedes Jahr eine.

Bunt und vielfältig auch das Abendprogramm, das immer wieder mit Applaus quittiert wurde: schick und perfekt synchronisiert die fünf Damen des Tanzensembles, das die Dudelsackspieler aus Glasgow begleitet hat; akrobatisch und humoristisch die kleinen, getanzten Geschichten von Ziemia Zywiecka von der Hohen Tatra; authentisch die Musikeinlage auf der Hirtenflöte. Feurig und stimmgewaltig war der Auftritt der Gruppe El Pilar aus Saragossa. Die Musiker und Tänzer sind alte Freunde, schon zum sechsten Mal in Balingen zu Gast. Er kenne viele Ensembles, meinte Manfred Stingel am Ende. "Aber kaum eines, das besser ist als El Pilar."

Ohrenbetäubend einmal mehr die Trommeln und Pauken, die den Auftritt der italienischen Fahnenschwinger aus Cori begleiten. Im Mittelalter habe man beim Militär Fahnen genutzt, um sich mit anderen Militäreinheiten über größere Distanzen hinweg zu verständigen. Heute tue man es "für die Völkerverständigung", sagt die Betreuerin der Gruppe.

Dass Letztere klappt, war spätestens beim "Schwabentanz" klar, bei dem alle Tänzer und Musiker auf der Bühne der Stadthalle eine unüberschaubare Kette bildeten. Dass die Herren aus Schottland mit ihren Pipes "Muss i denn, muss i denn" anstimmten, setzte noch einen gekonnten Schlusspunkt.