Besuch auf dem Uria-Hof (von links): Landrat Günther-Martin Pauli, "Rinderflüsterer" Ernst-Hermann Maier, Starkoch Simon Tress und Andreas Hoppe, besser bekannt als "Tatort"-Kommissar Mario Kopper, diskutieren in Ostdorf mit Bio-Landwirten von der Alb über artgerechte Rinderhaltung. Foto: Ungureanu

Schauspieler und Buchautor Andreas Hoppe besucht mit Bio-Bauern den Uria-Hof von Ernst Hermann Maier.

Balingen/VS-Villingen - "Rinderflüsterer" Ernst Hermann Maier nutzt jede Gelegenheit, um seine Überzeugungen kund zu tun: Nachdem er im Druckzentrum Südwest in Villingen-Schwenningen den Auftakt zur Vortragsreihe "1:100" gemacht hat, bekam er jetzt Besuch von "Tatort"-Kommissar Mario Kopper.

Der Schauspieler, Naturschützer und Buchautor Andreas Hoppe ist über Starkoch Simon Tress zusammen mit mehreren Bio-Landwirten von der Alb zum "Rinderflüsterer" gekommen. Er selbst habe ein kleines Grundstück mit Streuobstwiesen in Mecklenburg-Vorpommern, sagt er.

In seinem Buch "Allein unter Gurken", das er zusammen mit Jacqueline Roussety verfasst hat, beschreibt er den abenteuerlichen Versuch, sich regional zu ernähren. Entsprechend interessant findet er die Tierhaltung des Landwirts Ernst Hermann Maier und den Kampf, den der Ostdorfer seit Jahrzehnten gegen die EU-Bürokratie führt.

Er, "der den Rindern die Freiheit wiedergegeben hat", ist geradezu das Paradebeispiel für einen cleveren und unbeugsamen Landwirt und ist durch seinen Kampf gegen Gesetze, Ämter und Behörden bis hin zum persönlichen Ruin überregional bekannt geworden.

Aktuell stemmt er sich, wie mehrfach berichtet, gegen die Verordnung der Ohrmarken für Rinder und bevorzugt die weniger schmerzhafte, dafür absolut fälschungssichere Kennzeichnung mit elektronischen Transponder-Chips. Maier: "Ohrmarken sind Tierquälerei."

Landrat Günther-Martin Pauli, der dem Ostdorfer Landwirt vor 16 Jahren die Ausnahmegenehmigung für eine Chip-Kennzeichnung seiner Tiere gegeben hatte, ist überzeugt: "Die Summe der Tatbestände hat die Ausnahmegenehmigung rechtfertigt." Dass die Ausnahmegenehmigung aufgrund einer anonymen Anzeige vom Regierungspräsidium kassiert worden ist, wurmt ihn: "Ein gutes Projekt wird bürokratisch torpediert", sagt er.

Dass Ernst Hermann Maier nicht nur stur und dickköpfig ist, womit er sich die Sympathien und auch die materielle Unterstützung vieler Bürger erworben hat, sondern auch unterhaltsame Vorträge halten kann, das bewies er am Freitagabend bei "1:100" – "Einer spricht und 100 hören zu" – im Vortragsraum des Druckzentrums des Schwarzwälder Boten. Schon sein breites Älber-Schwäbisch faszinierte.

Und die bisherige Lebensgeschichte des Mannes, der sich viele Jahre lang immer wieder in ausweglos scheinende Auseinandersetzungen mit der Obrigkeit zum Wohle seiner Tiere stürzte, nahm seine Zuhörerschaft schließlich komplett für ihn ein.

Wenn Maier erzählt, lacht sein Publikum. Zum Lachen war es dem heißblütigen Bauern in all den Jahren allerdings weniger. Im landwirtschaftlichen Betrieb seines Vaters aufgewachsen, musste er als junger Mann feststellen, dass er den wohlhabenden Lebensstil nicht mehr so einfach fortsetzen konnte.

Aus einer Schweinezucht wurde nichts, er gründete einen Landmaschinenbetrieb, von der vom Staat subventionierten Mutterkuhhaltung ließ er sich blenden – "Geld schadet dem Charakter", sagt er heute.

Aus der Not heraus ließ er seine Viehherde eines Winters draußen – was ihr erstaunlich gut tat. Es blieb bei der bedingungslosen Freilandhaltung. Mit einem Nachteil: Die absolute Freiheit gewohnten Tiere ließen sich kaum mehr zum Schlachten einfangen.

Für Maier begann der Kampf um die Erlaubnis, die Tiere direkt auf der Weide in einer mobilen Schlachtbox töten zu dürfen. Der Kampf sollte zwölf Jahre dauern. Jahre, in denen sich Dramatisches, aber auch viele Anekdoten ereigneten, die Maier zu erzählen eine besondere Gabe hat.

Heute geht er mit dem Gewehr gemächlich durch seine Herde, setzt beiläufig einen Schuss zwischen die Hörner eines Tiers. Es fällt zur Seite, die anderen glotzen unerschüttert. In der mobilen Schlachtbox wird es ausgeblutet und stirbt. "In Würde", betont Maier.