Eugen Renz (vorne links) und der Engstlatter Musikverein freuen sich über den Besuch von SWR-Moderator Axel Gagstätter (mit Trommel). Foto: SWR

Mehr als Musizieren und "Moschten". Schwäbischer Secco mit selbst gesammeltem Obst.

Balingen-Engstlatt - Spätestens ab Freitag, 7. April, ist der Engstlatter Musikverein über die Balinger Grenzen hinaus bekannt: Aufgrund seiner vielfältigen Aktivitäten ist ein Rechercheteam des SWR auf den Verein aufmerksam geworden.

Von der Spielgruppe über eine Theatergruppe bis hin zum eigens ausgerichteten einwöchigen "Mostbesen"-Fest – bei diesem Angebot des Engstlatter Musikvereins waren auch die Filmemacher des SWR-Fernsehens erst mal fassungslos. "Die sind davon ausgegangen, dass der ganze Ort im Verein sein muss", erzählt Vereinsvorsitzender Eugen Renz.

Im August des vergangenen Jahres hatte sich eine Filmrechercheurin bei Renz gemeldet und ihm erklärt, dass sie für das SWR auf der Suche nach interessanten Vereinen sei. Gerade die bis dato sechs veranstalteten "Mostbesen" seien wohl interessant gewesen, vermutet Renz.

Danach ging alles ganz schnell: Die Dame kam eine Woche später nach Engstlatt und drehte neben einigen Landschaftsaufnahmen ein paar kleine Interviews mit Renz und anderen Vereinsmitgliedern, um sie der SWR-Redaktion vorzustellen. Die entschied sich, den Verein für ihre Reihe "Vereinsmeier Gagstätter" zu besuchen. Renz blickt zurück: "Wir waren gerade beim Aufbau für den Mostbesen im September, als plötzlich der Regisseur anrief und sagte, dass er in einer Stunde bei uns sei." Für den Musikverein stand eine Mammutaufgabe bevor: "Wir müssen eh schon immer ackern, um das Fest jeden Tag auf die Beine zu stellen." Nun waren also nicht nur täglich ab 17 Uhr Secco ausschenken, Spülen und Musizieren angesagt – zusätzlich standen immer vor- bis nachmittags auch noch die Dreharbeiten auf dem Programm.

Aber genau damit bildete das Filmteam das ab, was den Verein mit insgesamt 330 und 85 aktiven Mitgliedern laut Renz so besonders macht: "Unser Engagement geht über das Musizieren hinaus." Eine Spezialität des Vereins ist zum Beispieldas jährliche Altmaterial-Sammeln: Seit mehr als 50 Jahren sammeln die Mitglieder an einem Tag Eisen und Papier ein, um es weiter zu verkaufen und die Vereinskasse aufzubessern.

Außerdem sammeln sie jedes Jahr im Herbst Äpfel und Birnen aus dem Engstlatter Ried und der Umgebung, bringen sie zum "Moschten" nach Owingen und lassen ihren eigenen Secco produzieren. Das Ergebnis: Apfel-Birnen-Secco, wahlweise auch mit Johannisbeeren verfeinert. Renz ist stolz auf die regionale Produktion: "Was haben wir mit bayerischen Festen oder Weinfesten zu tun, die es hier zur Genüge gibt?", fragt er und antwortet selbst: "Nichts. Was wir haben, ist Most. Deswegen haben wir gesagt: Mir bleibe schwäbisch."

Zu sehen ist "Vereinsmeier Gagstätter" mit dem Engstlatter Musikverein am Freitag, 7. April, um 18.15 Uhr im SWR-Fernsehen.