Baustelle Bauamt: Die Mitarbeiter haben immer mehr zu tun. Foto: Maier

Stelle seit Monaten verwaist. Personal angesichts immer komplexer werdender Aufgaben am Limit.

Balingen - Neulich stand vor dem Gebäude, in dem das Baudezernat der Balinger Stadtverwaltung untergebracht ist, ein Baustellenschild. Oben am Dach wurde gearbeitet, deshalb waren die Parkplätze davor für die Handwerker reserviert. Diese sind mittlerweile wieder weg, ebenso das Schild – wobei es auch hätte stehen bleiben können: Denn auch im Bauamt selbst gibt es derzeit einige weitere Baustellen, die noch nicht gelöst sind.

Personell arbeiteten die Ämter für Hoch- und Tiefbau, insbesondere aber dasjenige für Stadtplanung derzeit am Limit, wie es Baudezernent Michael Wagner formuliert. Im Aufgabenbereich der drei Ämter gebe es teilweise erhebliche Rückstände. Wagner hofft schwer auf zumindest teilweise Besserung noch in diesem Jahr.

Stadtplanungs-Chef: Stelle nun zum dritten Mal ausgeschrieben

Vor allem die immer komplexer werdenden Aufgaben haben laut Wagner dazu geführt, dass es personell in den Ämtern für Hoch- und Tiefbau sowie im Amt für Stadtplanung und Bauservice sehr eng ist.

So werden im Bereich des Hochbauamts etwa die Vorhaben angesichts der sich ändernden Anforderungen im Zusammenhang mit der Bauphysik, dem Brandschutz oder der Wärmedämmung immer umfangreicher, zudem machten rechtliche Anforderungen Ausschreibungen immer komplizierter. Die geänderte Gesetzeslage betrifft auch die Personalsituation im Tiefbauamt unmittelbar: Dort sei ein Mitarbeiter aufgrund der strengeren Anforderungen nur noch damit beschäftigt, die Anlieferanträge für die Erddeponie Hölderle zu bearbeiten.

Die größte Baustelle betrifft indes das Stadtplanungsamt: Dort ist die Stelle des Leiters seit mittlerweile fast einem Dreivierteljahr verwaist, seit dem Zeitpunkt, als dessen bisheriger Chef Wagner zum Dezernenten berufen wurde. Die Amtsleiterstelle wurde unlängst zum dritten Mal ausgeschrieben. Die ersten beiden Bewerbungsrunden verliefen aus Sicht der Stadtverwaltung enttäuschend: Acht Bewerber, die in die engere Auswahl gekommen und zu einem Gespräch geladen waren, schlugen diese Einladungen aus.

Wagner findet das "irgendwie unverständlich": Es handele sich, wie er aus eigener, langjähriger Erfahrung sagt, um eine interessante Stelle mit großem Gestaltungsspielraum – die nicht zuletzt auch gar nicht so schlecht dotiert sei. Offenbar seien derzeit aber Stellen in der öffentlichen Verwaltung weniger gefragt als diejenigen in der freien Bauwirtschaft, wo es brummt – und wo möglicherweise noch mehr Geld zu verdienen sei.

Für die Gartenschau wird wohl weiteres Personal benötigt

Das Stadtplanungsamt ist nicht nur an der Spitze, sondern auch sonst angesichts der Aufgaben eher dünne besetzt. Abgesehen davon, dass eine Sachbearbeiterstelle derzeit wegen Elternzeit nicht besetzt sei, bestehe im Planungsamt seit der internen Verwaltungsreform im Jahr 2004 ein personelles Defizit, so Wagner. Eine zusätzliche Sachbearbeiterstelle sei schon längere Zeit beantragt, genehmigt habe sie der Gemeinderat erst jetzt. Die Ausschreibung sei erfolgt. Wagner hofft, dass die Stelle im Lauf des Sommers auch besetzt werden kann.

Das sei dringend notwendig: Aufgrund der stetige komplexer werdenden Anforderungen – im Zusammenhang mit Bebauungsplänen etwa Umweltberichte und Artenschutzuntersuchungen, in neuerer Zeit aber immer mehr die Forderung nach mehr Bürgerbeteiligung – seien die Aufgaben ansonsten schlicht nicht mehr zu bewältigen. Schon heute gebe es immer wieder Klagen darüber, dass etwa die Bearbeitungszeit von Bebauungsplänen zu lang sei. Und die Aufgaben würden nicht weniger: Die Gartenschau müsse vorbereitet werden, das Balinger Marktgutachten werde fortgeschrieben, und auch das Stadtentwicklungskonzept müsse ausgearbeitet werden.

Angesichts der anstehenden Aufgaben werde die eine zusätzliche Stelle im Stadtplanungsamt langfristig aber nicht ausreichen, so Wagner. Insbesondere in der heißen Phase der Gartenschau brauche man zusätzliche Kräfte. Das könne man vielleicht über befristete Stellen lösen.