Eine Brauereigaststätte, Flächen für Handel, Dienstleistungen und verschiedene Arten des Wohnens, großzügige Freiflächen zwischen den Gebäuden, aber auch hin zur Eyach: Diese Ideen hat Architekt Ralph Burghardt für das Strasser-Areal entwickelt. Er selbst spricht indes nicht vom Strasser-Areal, sondern vom Eyach-Quartier – seiner Meinung nach könnte so in der Balinger City ein attraktives, lebenswertes und lebensfähiges neues Viertel entstehen. Foto: Burghardt

Brauereigaststätte, Handel, Wohnen: Architekt Burghardt stellt Ideen für Gelände vor. OB sind Wünsche der Balinger wichtig.

Balingen - Was wünschen sich die Balinger für das Strasser-Areal? Geht es nach den Ideen und Anregungen, die in den vergangenen Tagen, Wochen, Monaten und Jahren geäußert wurden, dann kommt das Konzept von Ralph Burghardt dem mutmaßlichen Ideal ziemlich nahe. Der Architekt hat seine Ideen am Dienstag im Gemeinderat vorgestellt.

Will man mit Burghardt über das Strasser-Areal reden, dann stellt er eines sofort klar: Diesen Begriff höre er nicht so gerne. "Sprechen wir übers Eyach-Quartier", sagt er. Der Begriff macht deutlich, dass sich der Architekt, der in Ostdorf aufgewachsen ist, heute von Frommern aus arbeitet und sich als "Balinger" beschreibt, grundsätzliche und weitgehende Gedanken zur Zukunft des innenstadtnahen Geländes gemacht hat – dies offenbar so gut, dass er auf Antrag der FDP, der Freien Wähler und der Grünen sein Konzept nun im Gemeinderat vorstellen konnte. Federführend agierte dabei der FDP-Sprecher Dietmar Foth; er wertet allein die Tatsache, dass nun ein konkreter Alternativvorschlag auf dem Tisch liegt, als Erfolg. Für Foth hatte Burghardt im vergangenen Jahr bereits die Idee der Brauereigaststätte skizziert.

Diese findet sich nun auch im Eyach-Quartier-Konzept wieder – und darüberhinaus viel mehr: Burghardt schwebt die Entwicklung eines ganz neuen Quartiers auf der rund 15.000 Quadratmeter großen Fläche des Strasser- und des angrenzenden Götz-Burghard-Areals zwischen der Straße Im Roßnägele und der Eckenfelderstraße vor. Als Ideen nannte er Flächen für Handel, Dienstleistungen, Gewerbe und weitere Gastronomie, aber auch für Wohnraum inklusive sogenannten Service-Wohnens: Das bedeute, so Burghardt, "betreutes Wohnen light": Wer dort einzieht, könne bei Bedarf Service dazubuchen – von Botengängen über den Einkauf bis hin zur Pflege. Ein solches Konzept nehme er gerade in einer Nachbarstadt in Angriff.

Mindestens ebenso wichtig wie die Gebäude, die sich trotz der teilweise vier Geschosse aufgrund der Topographie laut Burghardt gut verträglich in die Silhouette der Innenstadt einfügen würden, sind dem Architekten und Stadtplaner die großzügigen Freiflächen und der nach Art der spanischen Ramblas gestaltete Verbindungsweg dazwischen: Hier soll nach seinen Vorstellungen das Leben pulsieren – auch nach Ende der Ladenöffnungs- und Bürozeiten; hier sollen sich Balinger wohlfühlen, die nicht der Arbeit oder des Einkaufs wegen dorthin gehen. Und das bis hinunter zur Eyach, an deren Uferböschung eine breite Terrasse angelegt werden könnte.

Burghardt betonte, dass es ihm um die "Qualität der Stadt" gehe, nicht allein um die Ansiedlung von Handelsflächen. Große Handelsflächen seien indes auch mit diesem Konzept möglich, so Burghardt; ein H&M oder ein Müller könnten problemlos oberhalb der Brauereigaststätte integriert werden.

Mit dem Burghardtschen Konzept steht nun eine zweite Idee für das innenstadtnahe Gelände im Raum – zusätzlich zu dem der Engstlatter PMG. Diese will, wie berichtet, große Handelsflächen für H&M, den Drogeriemarkt Müller sowie für einen Lebensmitteldiscounter und außerdem Wohnraum verwirklichen; diesem Konzept, insbesondere dem Lebensmittelmarkt, steht indes derzeit die Hälfte des Gemeinderats sehr kritisch gegenüber.

PMG-Geschäftsführer Helmut Teuber sagte am Dienstag, dass er – vorbehaltlich der Zustimmung des Gemeinderats und der notwendigen Änderung des Bebauungsplans – praktisch startklar sei: Die Gespräche mit den potentiellen Mietern sowie der Stadt als Eigentümerin des Strasser-Geländes und der Wohnbau als Eigentümerin angrenzender Grundstücke seien geführt; von Stefan Burghard, Eigentümer des angrenzenden Areals, gebe es, wie Oberbürgermeister Helmut Reitemann sagte, das Signal zur Verkaufsbereitschaft.

Dagegen steckt das Burghardt-Konzept planerisch noch in den Kinderschuhen: Konkret verhandelt sei noch nichts, so Burghardt, allerdings habe er bei potentiellen Investoren sowie einem möglichen Betreiber der Brauereigaststätte sowie einem für das Service-Wohnen vorgefühlt und durchweg positive Rückmeldungen und Interessensbekundungen erhalten. Sollte sich der Gemeinderat für dieses Konzept entscheiden, dann könne er in konkrete Gespräche gehen, so Burghardt.

Info: Befragung - oder Bürgerentscheid?

Was sich die Balinger für das erweiterte Strasser-Areal wünschen, das soll nun eine groß angelegte, repräsentative Befragung zeigen. Diese soll, kündigte Oberbürgermeister Helmut Reitemann an, nach den Sommerferien durchgeführt werden. Die Wünsche und Vorstellungen der Balinger zu kennen und bei den Planungen zu berücksichtigen sei ihm wichtig, so Reitemann, schließlich sollte das künftige Konzept von einem Großteil der Bürger mitgetragen werden.

Für die Befragung holt sich die Stadtverwaltung professionelle Unterstützung; die Ergebnisse sollen im Spätherbst vorliegen. Auch gegen einen Bürgerentscheid zur Zukunft des Strasser-Areals habe er "grundsätzlich nichts", so Reitemann. Allerdings gab es aus den Reihen des Gemeinderats Bedenken, ob eine solch komplexe stadtplanerische Frage mit einem simplen "Ja" oder "Nein" beantwortet werden kann.