Verkehr, Bildung, Kinderrechte, Digitalisierung: Dirk Mrotzeck wirbt im Wahlkampf für neue Sichtweisen. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Bundestagswahl: Dirk Mrotzeck kämpft um der Sache Willen für die Ideen der FDP / "Nachdenken und nicht einfach hinnehmen"

Zwei Faktoren in diesem Bundestagswahlkampf wären geeignet, Dirk Mrotzeck, FDP-Kandidat für den Wahlkreis Zollernalb/Sigmaringen, zu demotivieren. Das Gegenteil aber ist der Fall: Der 50-Jährige sprüht vor Einsatzfreude.

Zollernalbkreis. 20 Prozent der Zweitstimmen müsste die FDP in Baden-Württemberg bei der Bundestagswahl am 24. September bekommen, damit Dirk Mrotzeck den Sprung ins Parlament schafft. Auch wenn er weiß, wie klein die Chance ist – der 50-Jährige aus Hechingen tourt wacker durch den Wahlkreis Zollernalb/Sigmaringen, wirbt er doch nicht nur für sich, sondern auch für Ideen. "Denken wir neu", heißt der Leitsatz der Freien Demokraten – ein Prinzip, das für Mrotzeck schon lange gilt.

Beim Thema Kinderrechte etwa, die der dreifache Vater gerne im Grundgesetz verankert wüsste, auch wenn seine Partei bisher nicht dafür gestimmt hat. "Da reden wir über Feinstaubbelastung in Stuttgart, aber im Auto dürfen Eltern ihre Kinder vollqualmen", sagt er und schüttelt den Kopf. "Manche kommen in den Kindergarten mit nach Rauch stinkender Jacke, aber ohne Frühstück im Bauch." Von Chancengleichheit könne da keine Rede mehr sein.

Für Dirk Mrotzeck ist Chancengleichheit eine Baustelle, speziell im Hinblick auf frühkindliche Bildung: "Die so genannte ›Herdprämie‹ der CSU hat dafür gesorgt, dass manche Kinder aus bildungsfernen Schichten nicht in den Kindergarten gehen. Lehrerinnen in der ersten Klasse stehen dann vor einem riesigen Bildungsgefälle." Das treibt ihn ebenso auf die Palme wie der Ruf danach, Studienbeiträge abzuschaffen, während Kindergartenplätze etwas kosteten. All das mal neu zu denken und nicht einfach hinzunehmen, ist Mrotzeck wichtig. Die Pläne der FDP, um Familien und die erwerbstätige Mittelschicht als Säule der Gesellschaft zu entlasten, trägt Dirk Mrotzeck voll mit: "Ausgabendisziplin, maßvolle Entlastung bei Steuern und Abschaffung des Solidaritätszuschlags", gehören dazu, ebenso wie der Wegfall der Grunderwerbssteuer bis zum Kaufpreis von 500 000 Euro – für jeden nur ein Mal. Das helfe Familien, zu Wohneigentum zu kommen.

Kommt der Speditionskaufmann auf Verkehr zu sprechen, dann auch auf seine Branche, die oft vergessen werde, während alle über Individualverkehr und ÖPNV sprächen. "Man könnte mehr Transportverkehr auf Schienen verlagern, wenn die Leute bereit wären, auch mal einen Tag länger darauf zu warten." Über all die Paketdienste, die – "manche mit drei Päckchen drin" – durch Fußgängerzonen kurvten, spreche keiner.

Über Indien auch nicht. Dort ist Mrotzeck beruflich jedes Jahr mal und sieht deshalb die Chancen des Marktes in dem 1,2-Milliarden-Volk, wo alle Englisch sprächen – ein Markt, den beim Blick auf China und die USA manche außer Acht ließen. Als Liberaler und "konfessionell nicht gebundener" Mensch begegnet er den "sehr spirituellen" Menschen dort mit Offenheit und Neugier – eine seiner vornehmsten Eigenschaften: "Erst einmal das Positive sehen", lautet Mrotzecks Devise, die sich mit der aktuellen Plakataktion der FDP deckt: "Digitalisierung first. Bedenken second." Was nicht heiße, Bedenken wegzuwischen.

Nicht minder wichtig ist ihm die Geduld: "Man muss beharrlich und beständig die Dinge erklären, immer wieder um Rückmeldung bitten", sagt Mrotzeck, der bei Wahlkampfveranstaltungen gut verstanden werden will – nicht nur, weil er weiß, dass er ein Schnellsprecher ist.

Ordentlich prüfen – das muss drin sein

Zwar weiß Dirk Mrotzeck um die Notwendigkeit, voran zu kommen – aber etwas ordentlich zu prüfen, müsse trotzdem drin sein, betont er mit Blick etwa auf die Diskussion um die Ortsumfahrung Lautlingen und hat deshalb das Gespräch mit Befürwortern wie Gegnern der aktuellen Planung gesucht. "Durchdacht" müsse die Lösung sein, und daher bedauert er, "dass beide Seiten schon gar nicht mehr miteinander sprechen" – in Dotternhausen beim Thema Plettenberg sei es ähnlich.

Auch hier wird deutlich: Dem Mann geht es um die Sache, nicht um Prinzipien. Ärgert es ihn da nicht, dass die FDP-Kampagne so stark auf den Bundesvorsitzenden Christian Lindner ausgerichtet ist? "Nein", betont Mrotzeck. "Er hat die Partei 2013 wieder aufgefangen und baut sie mit einem starken Team wieder auf." Die ungewöhnlichen Plakate, auf denen sich sogar das 95-seitige Wahlprogramm finde, sollen "Stolpersteine" sein, also zum Nachdenken anregen – über Ideen. Somit liegen sie genau auf Dirk Mrotzecks Linie.