Um die Zukunft des Klinikums geht es in einer Sondersitzung des Kreistags.            Foto: Ungureanu Foto: Schwarzwälder-Bote

Standort und Kosten stehen bei Sondersitzung im Vordergrund. Klinik-Betrieb insgesamt defizitär.

Zollernalbkreis - Der Klinik-Neubau auf der "grünen Wiese" ist einziger Tagesordnungspunkt in der Sondersitzung des Kreistags am Montag, 23. Januar, ab 17 Uhr in der Schlossparkhalle in Geislingen. Im Vordergrund stehen die Standortfrage und die finanziellen Auswirkungen für den Landkreis.

Einerseits geht es darum, die Vorschläge für einen zukünftigen Klinik-Standort aufzubereiten und die voraussichtlichen Gesamtkosten darzustellen, aber auch die baulichen Veränderungen und dringend erforderlichen Sanierungsmaßnahmen am Standort Albstadt darzustellen und deren Kosten zu ermitteln.

Was das Medizinkonzept für den Zollernalbkreis angeht, so wurden in kreisweiten Informationsveranstaltungen die verschiedenen Varianten in Verbindung mit den jeweiligen Investitionskosten erläutert. Dabei ging es um die Fortführung des Zwei-Standort-Modells, die Verlagerung der "schneidenden Disziplinen" nach Balingen, ein neues Zentralklinikum auf der "grünen Wiese" sowie ein Zentralklinikum am Balinger Klinikstandort.

Insgesamt wurde ein Neubau auf der "grünen Wiese" als einzig zukunftsfähige Variante eingestuft – sowohl vom Büro Teamplan, das der Landkreis mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt hatte, als auch vom Büro Ernst & Young, das im Auftrag der Stadt Albstadt ein Gegengutachten erstellt hatte. Entsprechende Signale kamen jetzt auch vom Stuttgarter Sozialministerium: Das Land unterstütze das "zukunftsfähigste Projekt", sagte Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) in einem Gespräch mit Landrat Günther-Martin Pauli und Finanzdezernent Christoph Heneka. Entsprechende Finanzmittel werde man voraussichtlich in die Krankenhausförderung 2024 aufnehmen. Daher habe der Zollernalbkreis "grünes Licht" für weitere Überlegungen und Konkretisierungen. Mit anderen Worten würde das bedeuten, dass das Land bei einem Krankenhausneubau 40 bis 50 Prozent der "förderfähigen" Kosten übernehmen würde.

Was die möglichen Standorte angeht, so erschien bereits in einer Machbarkeitsstudie von 2002 ein Neubau auf der "grünen Wiese" zwischen Albstadt und Balingen am sinnvollsten. Laut Nutzwertanalyse wurde damals das 5,4 Hektar große Gebiet "Kelleregert" am Ortsausgang von Weilstetten in Richtung Albstadt der beste Standort für ein Zentralklinikum favorisiert. Insgesamt wurden sechs mögliche Standorte bewertet, darunter "Bohnden", "Firstecker" und "Lauterbach" entlang der B 463 auf Balinger Gemarkung sowie "Mehlbaum" beim römischen Kastell zwischen Lautlingen und Ebingen. Als ungeeignet wurden von den Gutachtern die Fläche am Balinger Krankenhaus sowie das Baugebiet "Obere Breite" in Weilstetten eingestuft.

Jetzt strebt die Kreisverwaltung einen Grundsatzbeschluss an – möglichst noch im ersten Halbjahr 2017. Insgesamt sei davon auszugehen, dass zwischen Baubeschluss und Inbetriebnahme des neuen Krankenhauses etwa acht Jahre verstreichen werden. Bis dahin muss der Betrieb im Albstädter Krankenhaus sichergestellt werden. Nach einer groben Kostenschätzung der Firma Teamplan würde die Sanierung des Albstädter Krankenhauses rund 41 Millionen Euro kosten.

Die Gutachter gingen bereits 2002 von einem Investitionsbedarf von 164 Millionen Euro aus. Dabei ist der Grundstückserwerb mit eingerechnet. Davon müsste der Kreis einen Anteil von 100 bis 110 Millionen Euro übernehmen. Das wäre nicht allein aus den zu erwartenden Betriebskosteneinsparungen zu refinanzieren. Um die Wirtschaftlichkeit eines Zentralklinikums nicht zu gefährden, müssten die bestehenden Kreiskrankenhäuser ihren Betrieb als Akutkrankenhäuser aufgeben.

Insgesamt bleibt der Klinik-Betrieb in den nächsten Jahren defizitär: Die Verwaltung rechnet in den Jahren 2017 bis 2021 mit Verlusten zwischen 7,76 und 10,35 Millionen Euro. Nachdem der Aufsichtsrat des Klinikums beschlossen hat, die Zusammenarbeit mit Geschäftsführerin Sybille Ächtler zu beenden, wird nach Alternativlösungen gesucht. Auch darüber soll informiert werden. Kommissarischer Geschäftsführer ist in der Übergangszeit der bisherige stellvertretende Geschäftsführer Manfred Heinzler. Ihm zur Seite steht der frühere Geschäftsführer Josef Weiss, der als Berater gewonnen werden konnte.