Model Anna Chapman auf der Titelseite des Maxim. Foto: Maxim

Russische Spionin von der Zollernalb unterhielt Kontakte zu Anna Chapman in den USA.

Balingen - Die Spur der "Agentin 00-Sex", der attraktiven russischen Spionin Anna Chapman, führt nach Balingen im Zollernalbkreis: Beamte der GSG 9 haben dort eine Frau festgenommen, die seit mehr als 20 Jahren im Auftrag von Moskau in Wirtschaftskreisen spioniert haben soll.

Peter Mehler, Pressesprecher der Balinger Polizeidirektion, bestätigt, dass in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch "fremde Mächte" in Balingen am Werk gewesen seien. Über Sinn und Zweck des Einsatzes sei die hiesige Polizei nicht informiert worden. Genau so wenig dürfe er den genauen Einsatzort verraten.

Frau beim Abhören von Funksprüchen ertappt

Laut Berichten in den Online-Ausgaben von "Focus" und "Spiegel" wurde die mutmaßliche Spionin von Beamten der Spezialeinheit des Bundesgrenzschutzes in ihrer Wohnung in Balingen "in flagranti" überrascht, als sie verschlüsselte Funksprüche abhörte. Ihr Mann wurde zur gleichen Zeit im hessischen Marburg festgenommen.

Bei den beiden Festgenommenen handelt es sich laut Medienberichten um die Eheleute Heidrun und Andreas A., ein Agentenpaar, das unter einer Legende - einer falschen Identität - in Deutschland für den russischen Auslandsgeheimdienst SWR, den Nachfolger des KGB, operiert haben soll.

Operationen begannen noch zu Zeiten des Kalten Kriegs

Bei der Festnahme stellten die Ermittler österreichische Pässe sicher. Danach will Andreas A. in Argentinien, Heidrun A. in Peru geboren sein. Recherchen der deutschen Sicherheitsbehörden in Südamerika ergaben aber, dass die Angaben nicht stimmen. Die Ermittler vermuten, dass die Geheimdienstoperation noch zu Zeiten des Kalten Kriegs und des KGB begonnen hatte: Andreas A. war bereits 1988 in die Bundesrepublik gezogen.

"Hauptträger der Spionageaktivitäten gegen Deutschland sind derzeit die Russische Föderation und die Volksrepublik China"

Aufgefallen waren die mutmaßlichen Spione, nachdem das FBI im vergangenen Jahr einen Agentenring des SWR in den USA ausgehoben hatte. Sexy Anna Chapman, die mittlerweile in Russland zum Supermodel avanciert ist und unter anderem für die russische Ausgabe von "Maxim" die Hüllen fallen gelassen hat, war vor knapp einem Jahr zum "Gesicht" des zehnköpfigen russischen Agentenrings aus Übersee geworden.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz habe von den US-Behörden den Hinweis bekommen, dass sich auch in Deutschland mehrere russische Agenten aufhalten würden. Die Balingerin Heidrun A. habe engen Kontakt nach Übersee gehabt und wiederholt mit Anna Chapman kommuniziert.

Nach Ansicht des Verfassungsschutzes ist es kein Einzelfall: Im Verfassungsschutzbericht 2010 heißt es: "Hauptträger der Spionageaktivitäten gegen Deutschland sind derzeit die Russische Föderation und die Volksrepublik China."

Der russische Geheimdienst hat laut Verfassungsschutz-Bericht zurzeit rund 13.000 Mitarbeiter und ist in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Technologie aktiv. Von Interesse seien insbesondere moderne Fahrzeug-Antriebssysteme, Satelliten-, Sensor- sowie Informations- und Kommunikationstechnik.

Der Bundesgerichtshof erließ nach Angaben der Bundesanwaltschaft bereits am Mittwoch Haftbefehl wegen dringenden Tatverdachts geheimdienstlicher Agententätigkeit. Derweil wird schon spekuliert, ob dieser erste Spionagefall nach der Wiedervereinigung die deutsch-russischen Beziehungen ernsthaft belasten könnten.