Ging hier ein Spion ein und aus? Bei Vötsch in Frommern war der mutmaßliche russische Agent Andreas A. zuletzt tätig. Foto: Klebitz

Spionage-Krimi: Unternehmen bestätigt Ermittlungen. Festnahme in Frommern.

Balingen-Frommern - Der mutmaßliche Spion, der vergangene Woche in Balingen festgenommen wurde, arbeitete zuletzt für die Frommerner Firma Vötsch Industrietechnik. Das bestätigte gestern die Unternehmensgruppe Schunk auf Nachfrage unserer Zeitung.Balingens Oberbürgermeister Helmut Reitemann nennt das, was sich in der Nacht zum vergangenen Dienstag in Frommern abgespielt hat, eine "geheime Kommandosache".

Weder die Stadtverwaltung noch die hiesige Polizeidirektion seien in die Ermittlungen im Vorfeld oder in den spektakulären Zugriff der GSG 9 eingebunden gewesen. Der brisante Fall liege allein in Händen von Bundeskriminalamt und Generalbundesanwaltschaft. Und diese halten sich bedeckt. Nur wenige Zeilen lang und äußerst allgemein gehalten ist die Stellungnahme der Bundesbehörde. Dennoch dringen immer mehr Einzelheiten ans Licht.

Zunächst hatte es widersprüchliche Versionen von den Zugriffen gegeben. Nach Recherchen unserer Zeitung von gestern waren die mutmaßliche Agentin Heidrun A. im hessischen Marburg und ihr Mann Andreas A. im Balinger Stadtteil Frommern festgenommen worden. Da Andreas A. laut Medienberichten für einen Automobilzulieferer gearbeitet haben soll, lag eine Verbindung zur Schunk Group nahe. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz im hessischen Heuchelheim und ist Gesellschafter der Frommerner Firma Vötsch.

Wie Unternehmenssprecherin Daniela Grosche gestern Nachmittag bestätigte, hat die Generalbundesanwaltschaft den dienstlich genutzten Computer eines Schunk-Mitarbeiters beschlagnahmt. Der Mann habe aktuell bei Vötsch und zuvor für die Firma Schunk Modultechnik gearbeitet. Bislang gebe es jedoch keine Anhaltspunkte dafür, dass eine dieser Firmen "Gegenstand einer Ausspähung" gewesen seien.

Die vermeintlichen Top-Spione sind weiter das Top-Thema auf der Zollernalb. "Überall, wo ich am Wochenende war, wurde ich darauf angesprochen", berichtet OB Reitemann, der angesichts der schier unglaublichen Nachrichten selbst "aus allen Wolken gefallen" sei. Auch die Verantwortlichen und Mitarbeiter der Frommerner Firma seien "total konsterniert". Nach Reitemanns Informationen sei es jedoch "eher ein Zufall" gewesen, dass Andreas A. zu der Zeit gerade in Frommern gewohnt habe.

Tatsächlich berichten mehrere Medien übereinstimmend, dass der Lebensmittelpunkt des Ehepaars in Hessen lag.