Die klingenden, inneren Teile der Ostdorfer Orgel stammen aus dem Jahr 1905, das Äußere ist wohl älter (großes Bild). Pfarrer Johannes Hruby schätzt an dem Instrument den weichen Klang der Pfeifen. Der Blasebalg ist nach wie vor funktionstüchtig. Zwischen den beiden Manualen findet sich die Werknummer von Orgelbau Weigle: Opus 269 (kleine Bilder, von oben). Fotos: Schnurr Foto: Schwarzwälder-Bote

Seit 110 Jahren erklingt die Weigle-Orgel in der Ostdorfer Medarduskirche / Feier mit Konzert am 15. November

Von Wolf-Ulrich Schnurr

Balingen-Ostdorf. Seit 110 Jahren erklingt die Weigle-Orgel in der Ostdorfer Medarduskirche. Das soll mit einem Konzert am 15. November gefeiert werden.

Der Stuttgarter Friedrich Weigle (Vater) hat das Innere des heutigen Instruments 1905 gebaut. Der barocke Prospekt, also das sichtbare Äußere der Orgel, ist jedoch wohl noch älter, berichtet Johannes Hruby.

Ostdorfs Pfarrer ist selbst ausgebildeter Organist und übt regelmäßig in der Medarduskirche. Der Klang der Orgel begeistert ihn: Sehr weich sei dieser, bedingt durch die insgesamt 16 Register mit vielen Acht-Fuß-Pfeifen.

Das mache sie besonders geeignet für deutsch-romantische Kompositionen, etwa von Felix Mendelssohn Bartholdy, Franz Liszt, Johannes Brahms, Josef Rheinberger oder Max Reger. Deswegen bezeichnet auch der Bisinger Orgelbaumeister Karl-Martin Haap das Instrument als "romantisches Juwel".

Haap ist Geschäftsführer der Leonberger Firma Orgelbau Mühleisen, eines Nachfolgeunternehmens der Firma Weigle. Seit 1985 kümmert Mühleisen sich um die Pflege der Ostdorfer Orgel.

Mitarbeiter der Firma warten das Instrument jedes Jahr. Dabei werden das pneumatische System neu reguliert, die Intonation geprüft, das Pfeifenwerk gestimmt sowie die Orgel auf technische Störungen und Fehler geprüft. "Das ist normal und üblich und wird bei jeder Orgel so gemacht", erklärt Haap.

Einst musste ein Helfer in die Pedale treten

Wie gut die Orgel technisch in Schuss ist, zeigt sich an einem Detail, das normalerweise keine Rolle mehr spielt: Rechts an dem großen Instrument befinden sich noch immer zwei ausklappbare Pedale, mit denen der Blasbalg durch Treten betrieben werden kann. Die Ostdorfer Weigle-Orgel bliebe dadurch auch bei einem Stromausfall spielbar.

Nach der großen Restaurierung 1986 wurde das Instrument zuletzt 2012 gereinigt. Dabei entfernte die Firma Mühleisen Staub aus Stimmgängen, Gehäuse und Holzpfeifen. Von letzteren musste zudem teilweise Schimmel entfernt werden. Damit kein neuer entsteht, wurden Lüftungsöffnungen in die Seitenwände geschnitten. Die nächste, aufwendigere Instandsetzung, eine so genannte "Generalausreinigung" wird voraussichtlich in zehn Jahren notwendig werden.

Das 110-jährige Bestehen der Ostdorfer Weigle-Orgel wird am Sonntag, 15. November, mit einem Orgelkonzert ab 19 Uhr in der Medarduskirche gefeiert. Dabei spielt der aus Heselwangen stammende Konrad Klek, der seit 15 Jahren Professor für Kirchenmusik und Universitätsmusikdirektor in Erlangen ist.

Klek hat sich auf die deutsche Kirchenmusik des 19. Jahrhunderts spezialisiert. In Ostdorf will er eine Auswahl romantischer Orgelstücke von Josef Gabriel Rheinberger und Choralvorspiele von Elias Oechsler darbieten.

In dem barocken Prospekt erklingt eine vollpneumatisch gesteuerte Orgel mit "Weigle’schen Membranladen", laut Orgelbaumeister Karl-Martin Haap seinerzeit "das präziseste pneumatische System für Orgeln". 913 Pfeifen hat das Ostdorfer Instrument und damit fast genau doppelt so viele, wie heutzutage Gottesdienstbesucher auf den Kirchenbänken Platz finden, sagt Pfarrer Johannes Hruby. Zusammengefasst sind diese in 13 Manual- und drei Pedalregistern. Bei den Spielhilfen gibt es die Koppeln II/I, I/P, II/P, und II/II 16’. An Registrierhilfen liegen feste Kombinationen für die Lautstärken Piano, Mezzoforte und Fortissimo vor. Crescendi können mit einem Schwellerpedal gespielt werden. Bedient wird die Orgel über zwei Manuale mit viereinhalb Oktaven Tonumfang (C bis f3) und ein Pedal (C bis d1).