Polizeipräsidium Tuttlingen will in den fünf Landkreisen für mehr Sicherheit und bessere Aufklärungsquoten sorgen

Von Winfried Scheidel

Zollernalbkreis. Einbruchserien verunsichern, und die Bevölkerung hegt ziemlichen Argwohn, was die Polizeiarbeit betrifft, zumal die Aufklärungsquote höchstens bei knapp 20 Prozent liegt, meistens darunter. Jetzt soll in den fünf Landkreisen des Polizeipräsidiums eine Spezialeinheit den Einbrechern das Leben schwer machen.

Zunächst einmal sind es 25 bis 35 Kräfte, die sich dort dem Thema widmen. In enger Verknüpfung mit den Polizeikräften vor Ort will die neue Einheit unter der Regie des Freudenstädter Kriminalrats Markus Mast vom Standort der Kriminaldirektion Rottweil aus operieren. Die Spur zu Täterkreisen soll schneller und mit klaren Beweisführungen vonstatten gehen können. Ein umfassendes informelles Netzwerk sei dafür ebenso Voraussetzung wie gutes kriminaltechnisches Know-how.

Indem man mit höheren Aufklärungsquoten Zeichen setzt – und dadurch vielleicht potentielle Täter von weiteren kriminellen Machenschaften abschreckt – wollen Polizei und wohl auch die Landesregierung (im März 2016 steht die nächste Landtagswahl ins Haus) Punkte sammeln bei den Bürgern, die die Angst vor Einbrechern zusehends umtreibt.

Dass trotz aller Anstrengungen Ermittlungserfolge teilweise stark von Kommissar Zufall abhängen, wird von den Polizeioberen auch betont. Demzufolge kommt bei der Offensive mit der "Besonderen Aufbauorganisation Wohnraumeinbruchsdiebstahl" (BAO) auch dem Präventionsaspekt ein großer Stellenwert zu. Kriminaloberrat Thomas Gerth verweist nicht nur auf die ungenügende Sicherung vieler Wohnhäuser. Bereits für einige tausend Euro könne ein Gebäude einigermaßen Einbruchsicher gemacht werden. Das umfassende und kostenlose Beratungsangebot der Polizei reiche von Haus-Sicherheitschecks bis zu Verhaltenstipps bei Abwesenheit.

Angesichts der zunehmenden Einbrüche hat sich die Zahl der Beratungen deutlich nach oben entwickelt – von 707 im Jahr 2012 auf 1225 in 2014. Im laufenden Jahr habe man bereits 920 Beratungen abgeleistet. Gerth hofft aber, dass noch viel mehr Bürger das Angebot wahrnehmen, das sich möglicherweise sehr bezahlt machen könne.

Dass mit der verstärkten Konzentration und Kräftebündelung auf das Schreckthema Wohnungseinbruch andere Polizeiarbeit vernachlässigt werden könnte, sieht Dietmar Schönherr, Leiter der Kriminaldirektion Rottweil, nicht. Die Fokussierung auf andere Deliktbereiche bleibe erhalten, betont er, verweist aber gleichzeitig auch darauf, dass es "den spezialisierten Täter" ohnehin nicht mehr gebe, sondern in kriminellen Kreisen dort zugegriffen werde, wo etwas vermeintlich wertvolles zu holen sei. Das kann bezüglich möglicher Täterprofile auch heißen: Wer heute Schmuck in einem Wohnhaus zu klauen versucht, könnte sich schon morgen als Metallräuber auf einem Firmengelände zu schaffen machen.

Woher die Täter stammen, darüber will Schönherr nicht spekulieren, insbesondere, weil die Aufklärungsquote bisher so gering ist. Dass es in vielen aufgeklärten Fällen Personen aus Osteuropa sind, wird allerdings nicht verschwiegen.

Weitere Informationen: www.polizei-bw.de, E-Mail praevention@polizei-bw.de