17 Schüler im Fairtrade-School-Team und 20 im Weltladen-Team der Waldorfschule engagieren sich für eine gerechte Welt. Foto: Smaoui Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Waldorfschule bewirbt sich für Fairtrade-Siegel / Urkunde wird an Jubiläums-Feier überreicht

Von Dunja Smaoui

Seit acht Jahren betreibt die Waldorfschule einen eigenen kleinen Weltladen. Jetzt haben sich die engagierten Lehrer und Schüler für das Zertifikat als Fairtrade-School beworben – und eine Zusage erhalten.

Balingen-Frommern. "Diese Überzeugung wollen wir in die Welt tragen", sagt Samuel Heizmann aus Klasse zehn und erntet Zustimmung von seinen Mitschülern der Fairtrade-School-Gruppe an der Waldorfschule Balingen-Frommern. Die Überzeugung, das ist laut Anne Kern aus der Neunten "bewusster einkaufen, damit Produzenten in Ländern wie Indien fair für ihre Arbeit bezahlt werden". Die Überzeugung, das ist auch "auf den Einkauf bei H&M verzichten und lieber ein Teil weniger im Schrank besitzen", wie Antonia Zawalski aus Klasse zwölf sagt.

17 Schüler, Lehrer und engagierte Eltern gehören zum neu gegründeten Fairtrade- Team. Sie wollen, dass ihre Waldorfschule als Fairtrade-School deklariert wird, und haben kurz nach den Osterferien bei "TransFair" – einem Verein, der das Fairtrade-Siegel vergibt – ihre Bewerbung eingereicht. Das Vorhaben ist geglückt: Die Waldorfschule Frommern ist bald offiziell im Zollernalbkreis die zweite Fairtrade-School.

"Wir haben uns überreden lassen und uns einfach mal für das Siegel beworben", sagt Maria Radetzki, Lehrerin an der Waldorfschule und Mitwirkende des Fairtrade-School-Teams: "Denn eigentlich machen wir schon lange viele Aktionen zum Thema." Pünktlich zum 30. Jubiläum der Schule – am 30. Juni – soll die Schule nun das Siegel überreicht bekommen.

"Für die Bewerbung mussten wir fünf Kriterien erfüllen", erklärt Lehrerin Margit Vogel, die sich ebenfalls im Team engagiert. Doch diese seien leicht umsetzbar gewesen. Kriterium eins: Gründung eines Teams. "Wir haben zum Beispiel mal ein Theaterstück über die Produktionsbedingungen von Kleidung aufgeführt", sagt Radetzki: "Die Schüler interessieren sich schon lange für solche Themen." Ein Team habe sich somit schnell zusammengefunden.

"Sich Gedanken zu machen, ist ein Anfang"

Auch getrocknete Mangos, Bananenchips, Nüsse oder Schokolade wandern seit Jahren in jeder Mittagspause über die Theke des hauseigenen Weltladens. "Den haben Schüler vor acht Jahren gegründet, als sie über die Lebenssituation von Straßenkindern in Guatemala gehört haben", so Radetzki: "Ungefähr 5000 Euro Umsatz machen wir damit im Jahr." Manchmal bleibe sogar etwas übrig, sodass die Schule Geld für ein Sozialprojekt spenden könne, ergänzt Vogel. Der Verkauf von fair gehandelten Produkten – Kriterium zwei – ist somit erfüllt.

Die dritte Bedingung sei, das Thema im Unterricht aufzugreifen. Theaterstücke, Infomaterial, Unterrichtseinheiten – seit Langem befassten sich die Waldorfschüler kreativ mit den Lebensumständen in anderen Ländern. So werde das Thema Fairtrade beispielsweise in der Oberstufe im Rahmen der Wirtschaftsgeografie ausführlich behandelt. Erstellen eines Fairtrade-Kompasses und Schulaktionen – das war dann nur noch ein Klacks für die Bewerbung.

Derzeit trifft sich die Gruppe – die so genannte Ideenschmiede – wöchentlich. Denn das Jubiläum der Schule steht bevor, und dann informiert das Team an einem Weltladen-Stand. Als besondere Aktion können Besucher bei einem Preisausschreiben mitmachen und einen "coolen, lässigen Spruch" für das Schul-T-Shirt einreichen. "Die T-Shirts wollen wir nämlich herstellen lassen", sagt Samuel. Fairtrade natürlich. Einen Sponsor sucht die Schule noch.

Indes bieten die derzeitigen Treffen aber auch Platz für Diskussion, wie Sabine Schramm vom "KaufHaus Schramm" als Fachberaterin der Gruppe sagt. "Wir fragen uns zum Beispiel, ob es besser sei, bio und regional zu kaufen und zu verkaufen." Bei den Schülern stößt sie dabei eher auf Grenzen. Franziska Hellwig aus der 10. Klasse meint: "Ich kann mir das einfach nicht leisten." Denn regional und bio bedeute auch: höhere Kosten.

"Man macht sich natürlich schon Gedanken darüber", entgegnet die Neuntklässlerin Anja Schindler: "Aber wir wollen ja auch Produzenten in anderen Ländern unterstützen." Einig sind sich die Ideenschmiede dabei noch nicht. "Aber das ist gut", sagt Radetzki: "Denn sich überhaupt Gedanken darüber zu machen, das ist ein Anfang."

Die nächsten Schritte plant, diskutiert und überlegt die Ideenschmiede der Waldorfschule aber stets mit dem gemeinsamen Leitbild: "Anpacken für eine gerechte Welt".