In neuem Gewand: Der Schalter am Balinger Bahnhof. Hier gibt es jetzt nicht nur Fahrkarten, sondern auch Zeitschriften und einen Packetshop. Foto: Wagener Foto: Schwarzwälder-Bote

Offizielle Einweihung der Fahrkartenausgabe am Balinger Bahnhof / Zugreisende bemängeln Öffnungszeiten

Von Fabian Wagener und Steffen Maier

Balingen. Im Balinger Bahnhof ist gestern der neue Fahrkartenschalter offiziell eröffnet worden. "Ich hoffe, dass sich die Einrichtung langfristig trägt", sagte Bahnhofseingentümer Peter Seifert. Wegen der Öffnungszeiten des Wartesaals steht er derzeit in der Kritik, verspricht aber Verbesserungen.

In die neu gestaltete Verkaufsstelle hat Seifert kräftig investiert: Laut eigenen Angaben kostete der Umbau des Schalters rund 20 000 Euro. Allein für die neue Schiebetür seien rund 8000 Euro angefallen.

Außerdem wurde die alte Glasscheibe beseitigt, die früher Personal und Kunden voneinander trennte. Nun ist der Schalter ein offener Raum. Auf einem großen Display können die Abfahrtszeiten der Züge abgelesen werden. Auch das Angebot am Schalter selbst wurde erweitert: Neben Fahrkarten für die Bahn und den Verbundpartner naldo gibt es einen Paketshop der DHL sowie Zeitschriften und Reiseliteratur.

Der Schalter wurde zwar erst gestern offiziell eröffnet, der Betrieb läuft dort jedoch bereits seit vergangener Woche. Geöffnet ist er montags bis freitags von 7 bis 18 Uhr sowie samstags von 8 bis 13 Uhr. "Der Zuspruch ist erfreulich. Genauso, wie ich es mir gewünscht habe", sagt Seifert zufrieden.

Alles im grünen Bereich also am Balinger Bahnhof? Nicht ganz, denn in den vergangenen Tagen und insbesondere seit der Kandidatenvorstellung zur Oberbürgermeisterwahl in Balingen am vergangenen Freitag steht Seifert, neben Amtsinhaber Helmut Reitemann Kandidat bei der Wahl am Sonntag, wegen der Öffnungszeiten des Wartesaals in der Kritik. Bahnreisende bemängeln im Gespräch mit unserer Zeitung, dass der Raum oft morgens zu spät und abends viel zu früh abgeschlossen werde. Dies sei insbesondere in den zurückliegenden Wintermonaten regelmäßig der Fall gewesen. Dadurch hätten sie frierend im Freien warten müssen. Seifert sei als Eigentümer zur Öffnung verpflichtet und dafür auch verantwortlich, der Vertrag mit der Bahn sehe genaue Zeiten vor: montags bis samstags von 5.30 bis 20.15 Uhr sowie sonn- und feiertags von 7.30 bis 20.15 Uhr.

Seifert bestätigt, dass es diese vertragliche Regelung gibt. Allerdings sei es in den vergangenen Jahrzehnten üblich gewesen, dass die Fahrdienstbeschäftigten der Bahn sich um die Öffnung und Schließung kümmern. Das habe er nach dem Kauf des Bahnhofs von der Bahn bei der Übergabe des Gebäudes auch für die Zukunft so vereinbart: "Die Fahrdienstbeschäftigten entscheiden, wann auf- und wann abgeschlossen wird." Manche, so Seifert, schlössen eben früher auf und wieder ab, das sei aber schon immer so gewesen. Abends sei auch deshalb mitunter eher zu, weil es im Wartesaal regelmäßig zu Vandalismus, mitunter sogar zu Körperverletzungen und Diebstählen gekommen sei. Eine Überwachungskamera dürfe er leider nicht anbringen, so Seifert.

Dass es an dieser jahrzehntelangen Praxis nun Kritik gebe, sei, so vermutet Seifert, allein darauf zurückzuführen, dass die Leute ihm "einen vor den Latz knallen" wollten, insbesondere vor der OB-Wahl am Sonntag.

Eine Verbesserung der Öffnungszeiten sei indes absehbar: Noch in diesem Frühjahr wolle er im Bahnhof die jetzige Bäckerei zu einem Café umbauen. Dieses habe von 6 bis 22 Uhr geöffnet – und damit auch der Wartesaal. Mit dem Cafébetrieb, so die Hoffnung, gingen dann auch die Störungen und Sachbeschädigungen zurück.