Die drei glücklichen Paare: in der Mitte Viktoria und ihr Husar, links Bursche Jancsi mit der Zofe Riquette, rechts Graf Ferry mit O Lia San. Foto: Groh Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Operettenfreunde kommen bei "Viktoria und ihr Husar" in der Stadthalle voll auf ihre Kosten

Mit der Operette "Viktoria und ihr Husar" von Paul Abraham hat das Thalia Theater Wien ein höchst bemerkenswertes Gastspiel in der Stadthalle Balingen geboten und jeden Operettenfreund in seinen Bann gezogen.

Balingen. In dieser Operette zeigte Abraham seine Gabe, neue schlagkräftige Melodien zu erfinden. Auch sorgte er mit neuen Tanzrhythmen und Jazz-Elementen für beste Laune.

Mit den Farbmitteln reizvoller Instrumentation gelang ihm die Charakterisierung der russischen, japanischen und ungarischen Stimmungslandschaften ausgezeichnet. Aus den ungewöhnlichen, zu Evergreens gewordenen Melodien sollen beispielhaft genannt werden die Foxtrotts "Ja so ein Mädel, ungarisches Mädel" und "Meine Mama war aus Yokohama", das Lied des Husaren Koltays "Nur ein Mädel gibt es auf der Welt", den Slowfox "Mausi süß warst du heute Nacht" und die lyrisch sentimentalen English-Waltz-Lieder "Reich mir zum Abschied noch einmal die Hände" und "Pardon Madame ich bin verliebt". Und da waren auch noch die vielfältigen Tanzeinlagen, wobei besonders der Stepptanz von Graf Ferry bestens eingeführt wurde und begeisterte.

Das alles bewältigte das Ensemble bestens. Alle Hauptrollen waren schauspielerisch und gesanglich vorzüglich besetzt. DAfür, dass die Intentionen Abrahams auch voll verwirklicht werden konnten, sorgte das opulent besetzte Orchester. Der stimmgewaltige Chor und das agile und vielseitige Ballett der Operettenbühne Budapest zeigten sich von der besten Seite. Ein ansprechendes Bühnenbild und herrliche, passende Kostüme trugen zum Glanz der Aufführung bei.

In kurzen Zügen das Geschehen: Husarenrittmeister Stefan Koltay floh in den Wirren des Ersten Weltkriegs aus russischer Kriegsgefangenschaft und fand Zuflucht in der amerikanischen Botschaft in Tokio. Ausgerechnet dort traf er Viktoria wieder, mit der er sich einst verlobt hatte. Viktoria allerdings hatte zwischenzeitlich den amerikanischen Diplomaten John Cunlight geheiratet, nachdem man ihr Koltays Tod mitgeteilt hatte. Cunlight, der nichts von dieser Vorgeschichte wusste, nahm Koltay als Angehörigen der US-Botschaft mit nach St. Petersburg.

Vergebens forderte der Rittmeister seine ehemalige Verlobte auf, ihren Mann zu verlassen. Als diese ablehnte, stellte sich der Flüchtling den Russen. Nach etlichen Irrungen und Wirrungen trafen sich ein Jahr später alle drei auf einem Weinlesefest im ungarischen Heimatdorf Viktorias wieder.

Mit von der Partie waren die nach alter Operettentradition lustige Liebespaare, die mit humorvollen Einlagen glänzten: der Bursche des Husaren Jancsi, der mit Viktorias Zofe Riquette anbändelt, und Viktorias Bruder Graf Ferry mit seiner japanischen Braut O Lia San. Der Diplomat Cunlight erwies sich als echter Gentlemen, denn er brachte den Husar mit und verzichtete auf Viktoria, sodass diese ein glückliches Paar wurden. Dieses dreifache Happy End wurde vom begeisterten Publikum mit überreichem Beifall quittiert.