Das Publikum hört Schulrat Bernd Eisele aufmerksam zu. Er stellt gerade die beiden Formen einer möglichen Ganztagsbetreuung vor. Foto: Deregowski Foto: Schwarzwälder-Bote

Viele Besucher kommen in die Stadthalle zur Informationsveranstaltung über Ganztagsbetreuung an Grundschulen

Von Renate Deregowski

Balingen. Ganztagsbetreuung an Grundschulen – welche Unterschiede zu bisherigen Konzepten bestehen, was die Neuerungen sind und welche Risiken sie für kleine Grundschulen darstellt – darüber informierten Experten im kleinen Saal der Stadthalle.

Organisiert hatte diesen Abend der Gesamtelternbeirat Balingen. Vorsitzende Monika Heuser-Laun und ihre Stellvertreterin Nicole Hoffmeister-Kraut betonten, dass sie hiermit einen Anstoß für Eltern und Schulvertreter geben wollten, um genauer über das Thema nachdenken zu können.

Gut durchdacht sollte auch der Schritt zur Ganztagsschule sein, wenn es nach Bernhard Eisele geht. Der Schulrat des Staatlichen Schulamts Albstadt und Verfechter der Ganztagsschule zeigte die zwei Formen auf: eine verbindliche, an der alle Schüler teilnehmen, sowie eine Wahlform, bei der nach einer Anmeldung die Teilnahme für ein Schuljahr verbindlich ist.

25 Kinder bilden laut Eisele die unterste Grenze für dieses Angebot. Ab dieser Anzahl werde eine jahrgangsübergreifende Gruppe eingerichtet, bei 29 werde die Gruppe geteilt. Das pädagogische Konzept und sein Schwerpunkt liege in der Hand der Schule. Enge Absprachen mit Eltern und der Schulkonferenz würden vorausgesetzt.

Gegenüber bisher bestehenden Konzepten, die Bestandsschutz genießen, ließen sich bei der neuen Form zugewiesene Lehrerwochenstunden (LWS) in Geld umwandeln. Mit diesem könnten außerschulische Partner beauftragt und damit das Angebot erweitert werden. Jede LWS entspreche 1800 Euro.

Davon Gebrauch macht Hubert Walz. Der Schulleiter stieg mit der Joachim-Schäfer-Schule in Rangendingen in das neue Konzept ein, das in der Wahlform von 46 Kindern genutzt werde, wie er ausführte. Er gab zu Bedenken, dass sich nicht jeder für die Arbeit mit Kindern eigne. Auch sei es mitunter schwierig, Partner zu finden, die verfügbar seien, wenn sie gebraucht würden, nämlich vor allem nachmittags.

So lange eine Schule nicht aktiv werde, ändere sich nichts. Sollte aber der Wunsch nach einer Ganztagsschule an einer Balinger Bildungseinrichtung laut werden, stehe die Stadt dem offen gegenüber, betonte Bürgermeister Reinhold Schäfer. 150 000 Euro pro Jahr lasse sich die Stadt kommunale Betreuungsprogramme kosten. Dieser Betrag falle mit dem Umstieg auf die gesetzliche Ganztagsschule weg. An der Längenfeldschule würde so zum Beispiel der Hort entfallen.

Das Publikum nutzte die Gelegenheit, sich zu äußern. Eine Mutter von vier Kindern etwa sagte, dass diese mit dem rhythmisierten Tagesablauf, wie ihn das Kultusministerium exemplarisch aufgestellt hatte, nicht klarkommen würden. Heikel sei dies besonders dann, wenn alle Kinder einer Grundschule über die verpflichtende Form an der Ganztagsschule teilnehmen müssten.

Dies könne eventuell über die Verhandlungen im Vorfeld abgefangen werden, erklärte Bernhard Eisele. Die größten Bedenken hatten die Zuschauer jedoch bei der Kombination Gruppengröße und Wahlform. Sollten nach einem Jahr Ganztagsschule in Wahlform nicht die 25 Kinder für eine Gruppe erreicht werden – was besonders in kleinen Grundschulen der Fall sein könnte –, kämen auf alle Beteiligten finanzielle Mehrbelastungen und organisatorische Probleme zu.

Die kommunalen Betreuungsangebote seien nicht wieder sofort verfügbar, auch weil die Zuschüsse vom Land fehlten, fügte Bürgermeister Schäfer an. Dann müssten Schulträger und Eltern tief in die Tasche greifen. Zudem wäre die Schule gefordert, wie sie das pädagogische Konzept der Ganztagsschule weiterhin umsetzt – und ob sie das überhaupt leisten kann.