Der vierjährige Julian Artelt hat am vergangenen Freitag auch fleißig mit angepackt und Kartoffeln eingesammelt. Foto: Schwarzwälder-Bote

"Urban Gardening" zieht Bilanz / 400 Kilogramm Kartoffeln geerntet / Jugendliche sind willkommen

Von Sarah Vinci

Balingen. Säen, rechen, pflügen: Nach einem Jahr "Urban Gardening" erntet das Balinger Generationennetzwerk dessen Früchte. Gotthold Salzer, Mitbegründer der Initiative, ist mit der Saison zufrieden, obwohl er sich mehr Jugendliche in der Gruppe wünsche.

Ein lautes Motorengeräusch ist zu hören, etwas Schweres bahnt sich den Weg durch den Acker auf der Spitalwiese. Schnell wird klar: Es ist ein Kartoffelroder. Pünktlich zur Ernte am vergangenen Freitag ist Gotthold Salzer mit schwerem Gerät angerückt. "Heute sammeln wir die letzten Kartoffeln ein", sagt er.

Ein gutes Dutzend Helfer sind gekommen, um mit anzupacken. "Angefangen haben wir mit 15 Leuten, aber mittlerweile zählen wir 40 Helfer", sagt Salzer. Dann geht es los: Salzer fährt mit dem Kartoffelroder voraus, während die Hobbygärtner mit Rechen, Handschuhen und Schaufel die Kartoffeln einsammeln. Die Ausbeute: etwa 400 Kilogramm Erdäpfel. Diese werden nicht verkauft, sondern unter den Teilnehmern verteilt.

Seit Juli dürfen die Mitglieder sich allerdings haushaltsübliche Mengen aus dem Garten mitnehmen. "Die Leute sollen ja das ganze Jahr etwas von der Anlage haben", so Salzer.

Auch wenn es dem Generationennetzwerk hauptsächlich um die gemeinsame Aktivität und die sozialen Kontakte gehe, so sei es doch auch ein schönes Gefühl, zu sehen, dass sich die Arbeit gelohnt und der Boden Früchte trage.

Neben rund 20 privaten Beeten betreibe die Gemeinschaft die restliche Anlage gemeinsam, so beispielweise das Kartoffelbeet, den Komposthaufen und den Mustergarten.

"Es ist granatenmäßig gut gelaufen", fasst Salzer die Saison zusammen. Das liege unter anderem auch an dem guten Boden, den ihnen die Stadt zur Verfügung gestellt habe. Auch wenn der Winter nahe, so gebe es noch einiges zu tun. Unter anderem könnte der Rosenkohl und der Lauch stehen bleiben, "denn die frieren nicht", erklärt Salzer weiter.

Dieses Gemüse wolle auch über die kalte Jahreszeit versorgt werden. Aber bis spätestens Weihnachten müsse dann alles weg sein, damit gemeinsam gepflügt werden könne, um den Garten winterfest zu machen.

Auch in der kommenden Saison halten die Beteiligten am "Urban Gardening" fest und wollen wieder säen, pflegen und gärtnern. Für diesen Zweck entsteht gerade ein Gewächshaus auf der Spitalwiese. Früh- und Kräuterbeete sollen folgen.

Trotz der guten Saison vermisste Salzer das Interesse der Jugendlichen. Denn bisher "haben nur die Älteren angebissen", sagt er. Um das zu ändern, wollen die Mitglieder des Generationennetzwerks gezielt auf Schulen zugehen, diese informieren und Projekte anregen. Darüber hinaus seien auch Asylbewerber willkommen. "Bei uns hätten sie die Chance auf Integration", meint er.