Begeisterten in der Balinger Stadthalle: die Musiker von "10forBrass". Foto: Just Foto: Schwarzwälder-Bote

Junge Truppe "10forBrass" spielt phänomenales Konzert in der Balinger Stadthalle

Von Friedrich Dold

Balingen. Die junge Bläsertruppe "10forBrass" hat sich für ihr süddeutsches Debüt die Balinger Stadthalle ausgesucht. Mit dem Erfolg dürften alle zufrieden gewesen sein: Die Bläser spielten phänomenal, der Große Saal war fast voll, das Publikum begeistert.

Bei den Blechbläserensembles gibt es die traditionelle Zehnerbesetzung: vier Trompeten, drei Posaunen, zwei Hörner und Tuba. Daher der Name "10forBrass", auch wenn sich gelegentlich welche dazuschmuggeln. In Balingen zum Beispiel waren es "12 for Brass". Die Musiker sind allesamt junge Profis oder Studierende aus dem norddeutschen Raum, die sich durch Virtuosität, präzises Ensemblespiel und spürbare Freude am gemeinsamen Musizieren auszeichnen. Stilistische Grenzen gibt es für sie nicht: Sie präsentieren Bach ebenso stilgerecht wie Dvorak, einen Tango oder einen Jazz-Standard. Auch einen gewandten Moderator haben sie in ihren Reihen: der Tuba-Bläser gab manches interessante und amüsante Histörchen zum Besten.

Höchste Finger- und Zungenfertigkeit war verlangt in Bachs Concerto D-Dur nach Vivaldi: Virtuosenfutter für die "Bachtrompete" und eine Herausforderung für die andern, als Gruppe schlank und durchsichtig zu bleiben. Pastoser klang dann die Bühnenmusik zu "Abdelazer" von Henry Purcell; unterschiedliche Gruppierungen und Besetzungsstärken erzeugten einen lebendigen Wechsel der Klangfarben. Der Sprung vom Barock zu Gustav Mahler und sein weltentrücktes Lied "Ich bin der Welt abhanden gekommen" konnte nicht größer sein, wurde aber erstaunlich gut gemeistert. Sage noch einer, Blechbläser könnten nur eines: tröten!

Dvoraks Serenade op. 44 ist für Holzbläser gedacht. "10forBrass" spielten leider nur das Finale, aber da bewiesen sie, dass sie fast so beweglich agieren können wie Oboen und Klarinetten – und an Schwung und Humor fehlte es ihnen sowieso nicht. Der Engländer Derek Bourgeois ist ein höchst fruchtbarer Komponist. Neben 80 Sinfonien hat er vieles für Blechbläser geschrieben, zum Beispiel die fünfsätzige Suite "William and Mary". Darin mischt er alles, was Musiker wie Hörer elektrisiert: sonore Klangflächen und Bewegung, Romantisches und Gassenhauerisches. "10forBrass" waren ganz in ihrem Element, vor allem im zündenden Finalsatz. "Libertango" von Astor Piazzolla, "Fogo da Mulata" von Enrique Crespo und "Spain" von Chick Corea: das war der Rest des Abends. Er bewegte sich also zwischen Spanien und Lateinamerika, klanglich von zart bis strahlend und kraftvoll, rhythmisch von raffiniert und delikat bis mitreißend. Und natürlich gab es Zugaben, zum Beispiel eine köstliche Version des Klassikers "Puttin’ on the Ritz".