Am Fenster der Dürrwanger "Rose" stehen Blumen, an der Tür hängt ein Schild mit den Worten: "Komm doch herein, freue mich!" Aber die Wirtin war nach mehreren Anzeigen aus der Nachbarschaft drauf und dran, das Gasthaus zu schließen. Foto: Hauser

Nach zwei Anzeigen wegen Lärmbelästigung und zwei Bußgeldbescheiden nun Einigung vor Gericht.

Balingen - Die Wirtin der Dürrwanger "Rose" macht doch weiter. Gegen zwei Bußgeldbescheide wegen nächtlicher Ruhestörung hatte sich Monja Entenmann gewehrt, hatte auch angekündigt, sie wolle das Traditionslokal schließen. Am Momntag kam es zur Einigung: Ein Verfahren wird eingestellt, im anderen muss sie 75 Euro bezahlen.

Wofür genau sie zahlen soll, steht nicht eindeutig fest: Im Urteil ist protokolliert, dass die Party in der Nacht vom 2. zum 3. August 2013 möglicherweise kein Verstoß gegen das Gaststättengesetz war, sondern nur eine Ordnungswidrigkeit. Denn gefeiert hatte man mit den letzten beiden Gästen nicht in der Gaststätte, sondern in der darüberliegenden Privatwohnung. Das verstößt im besten Fall gegen die Ortssatzung und wird als Ordnungswidrigkeit geahndet.

Zugegeben, man habe mit gekippten Fenstern gefeiert, räumt die Wirtin ein. Bei den tropischen Temperaturen damals habe man es eben nicht anders ausgehalten. Warum oben? Sie sei mit den beiden Gästen auch privat befreundet. Es habe sich nicht gelohnt, die Gaststätte wegen zwei Leuten geöffnet zu lassen. So habe man beschlossen, in die Wohnung zu gehen. Laute Musik? Wohl kaum, denn Musik habe man über den Computer gehört, aus ganz kleinen Boxen.

Der Nachbar, mit dem es bereits mit ihrer Vorgängerin Streit gegeben hätte, habe gegen vier Uhr angerufen, sich über den Lärm beschwert und gedroht, er werde die Polizei rufen. Daraufhin habe man die gekippten Fenster zugemacht, es sei alles in allem eine schöne Party gewesen. "Die Polizei ist nicht gekommen, dafür ein Bußgeldbescheid vom Ordnungsamt", sagte die 44-Jährige vor Gericht. Der besagte Nachbar habe bei anderen, die sich angeblich ebenfalls gestört gefühlt hatten, Unterschriften gesammelt. "Ein paar von denen, die unterschrieben haben, waren zu der Zeit gar nicht im Ort, sondern im Urlaub", versicherte die Rose-Wirtin vor Gericht.

In einem anderen Fall hatte der gleiche Nachbar angezeigt, dass es nach 22 Uhr auf der Terrasse des Lokals noch laut gewesen sei. Das stritt die Wirtin vor Gericht ab: Es seien wohl Gäste gewesen, die sich nach Verlassen der Gaststätte auf dem Hof unterhalten hätten. Darauf habe sie keinen Einfluss, dafür sei sie auch nicht verantwortlich. Übrigens: Sowohl der lärmempfindliche Nachbar als auch sie selbst seien mittlerweile aus Dürrwangen weggezogen.

Richter und Verteidiger einigten sich auf eine "pragmatische Lösung": Er wolle nicht "halb Balingen vernehmen, um herauszufinden, ob jemand zu laut gelacht hat", sagte der Richter. So wurden die fünf Zeugen, die vorgeladen waren, wieder entlassen.

Einen Rattenschwanz hat die Geschichte aber doch: Nach den beiden Anzeigen und nachdem der Nachbar bei anderen Nachbarn Unterschriften gegen die Betreiberin der Rose gesammelt habe, seien die Gäste ferngeblieben: "Zwei Drittel meiner Stammgäste kommen seitdem nicht mehr", sagte Monja Entenmann nach der Verhandlung. Es seien vor allem ältere Leute gewesen, "so zwischen 65 und 75, auch Stammtische".

Die Traditionsgaststätte, die im vergangenen Jahr ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert hat, will Monja Entenmann weiter betreiben. Allerdings nur noch drei Tage pro Woche: "Auch aus gesundheitlichen Gründen", sagt sie.