In Ebingen empfing Rainer Gunsch-Boss die potenziellen Gründer von morgen bei Boss Lubricants. Fotos: Retter Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Gründungsoffensive Neckar-Alb geht im Zollernalbkreis mit Interessierten zum zweiten Mal auf "Gründerbustour"

In der Technologiewerkstatt in Tailfingen haben sich rund 30 Gäste eingefunden, die mit dem Gründerbus auf Tour gehen wollten. Sie trieb die Frage an, was erfolgreiche Unternehmen auszeichnet.

Albstadt/Balingen. In der Bäckerei Koch in Engstlatt berichteten Thomas Koch (Bäcker- und Konditorenmeister) und seine Frau über ihr Unternehmen. In Ebingen empfing Rainer Gunsch-Boss die potenziellen Gründer von morgen bei der Boss Lubricants GmbH & Co.KG.

Die Geschäftsführerin der Handwerkskammer Reutlingen, Sylvia Weinhold, begrüßte die Interessierten im Bus der Gründungsoffensive. Man wolle den Gründungsinteressierten mit der Ausfahrt Mut machen und Wege aufzeigen.

Dass es Mut braucht, sich in die Selbstständigkeit zu wagen, bestätigte Bäcker- und Konditormeister Thomas Koch in der Engstlatter Traditionsbäckerei. 2014 hat er den Familienbetrieb in vierter Generation von seinem Vater übernommen. Wie die Zukunft aussehen sollte?

"Wir haben uns gefragt: Müssen wir in zehn Jahren schließen?" Seine Frau Isabell wollte sich mit diesem Gedanken nicht arrangieren: "Ich liebe meinen Bäcker und ich liebe das Bäckerhandwerk!"

Das Paar setzte sich einen Rahmen von 600 000 Euro, um das Unternehmen an die Erfordernisse der Zeit anzupassen. "Am Ende sind es 1,5 Millionen geworden", berichtet Thomas Koch: Das Ladenkonzept und die Backstube wurden neu gestaltet, zeitgemäße Maschinen angeschafft, der Energieverbrauch gesenkt. Vor allem aber formulierten die Kochs ihr Ziel: "Wir wollen unseren Gästen und Kunden authentisches, echtes, ehrliches Bäckerhandwerk bieten und ein sozialer Treffpunkt sein."

An dieser Maxime orientieren sich die Kochs konsequent: Die Möbel sind aus Holz und Leder, die Teige werden ohne Backmischungen und Zusatzstoffe selbst hergestellt und gebacken. Beim Mittagessen kommt bodenständige Küche ohne Fertigprodukte auf den Tisch: "Ich will, dass es so ist, wie es die Oma schon gemacht hat und wie ich für meine Kinder koche", sagt die Chefin.

Daneben zählen zum Erfolgsrezept: keine Angst vor der Investition zu haben und zu lieben, was man tut, Teamarbeit und ein freundlicher Umgang miteinander, die Qualität der Produkte bis ins Detail und die Zusammenarbeit in der Region.

46 Mitarbeiter beschäftigt die Bäckerei inzwischen – vor dem Umbau waren es 28. "Man muss seiner Vision folgen und sein ganzes Herzblut hineinstecken", gibt Koch den Besuchern nebst einem Snack mit auf den Weg.

Rainer Gunsch-Boss sieht das genauso: "Der Schritt in die Selbstständigkeit lohnt sich, aber man muss lieben und leben, was man tut. Es braucht eine gute Idee, starke Partner und das Wissen darum, wo die eigene Nische ist." Auch wenn es mal schlecht laufe, müsse man kontinuierlich und diszipliniert dranbleiben.

Der Schmierstoffhersteller, der in seinem Gründungsjahr 2003 einen einzigen Mitarbeiter und 600 000 Euro Jahresumsatz hatte, stellte im vergangenen Jahr den 20. Mitarbeiter ein und machte einen Umsatz von 4,5 Millionen.

"Wenn Sie gründen wollen, müssen Sie sich fragen: Was kann ich besser als die Konkurrenz? Es geht nicht darum, etwas auch zu können, Sie müssen in irgendeinem Aspekt besser sein."

Agieren statt reagieren

Dass hinter jedem erfolgreichen Unternehmen gute Mitarbeiter stehen, daran lässt Gunsch-Boss keinen Zweifel. Es sei gut, Leute ins Boot zu holen, die einen anderen Blickwinkel hätten und nicht einfach dem Chef rechtgeben. Agieren, nicht reagieren müsse ein erfolgreicher Unternehmer, und sich so breit wie möglich aufzustellen sei auch hilfreich.

Boss Lubricants stellt Schmierstoffe für ganz unterschiedliche Zwecke her, vom Fahrrad über Industriemaschinen bis hin zum künstlichen Hüftgelenk. "Wenn ein Segment wegbricht, ist es wichtig, sich auf andere Bereiche stützen zu können." Mit diesem Rat ließ Gunsch-Boss die Gruppe ziehen, die in der Technologiewerkstatt viel zu besprechen hatte.

Rund vier Stunden Inspiration konnten die Interessierten mitnehmen. Am Ende bleibt die Erkenntnis: Man muss sich vor dem Schritt in die Selbstständigkeit klare Ziele setzen – und dann viel arbeiten.