Am Non-Food-Markt von Real fährt am frühen Dienstagabend ein Edeka-Lastwagen vorbei. Die beiden Handelsunternehmen sind sich im Gewerbegebiet Gehrn gehörig ins Gehege geraten. Foto: Maier

Tübinger Präsidium vertritt bislang kompromisslosen Standpunkt. Weitere Gutachten in Auftrag gegeben.

Balingen - Wer auf eine schnelle Lösung gesetzt hatte in der Frage, ob Real seine beiden Standorte im Balinger Gewerbegebiet Gehrn unter einem Dach zusammenführen kann, der sieht sich getäuscht. Das Regierungspräsidium Tübingen mauert. Das Thema beschäftigte am Dienstagabend den Gemeinderat.

Anlass sind Schreiben, die Real und auch Edeka an die Balinger Stadträte gerichtet haben. Beide Unternehmen werben darin für ihre Vorhaben, und beide Unternehmen führen an, wie FDP-Stadtrat Dietmar Foth darlegte, dass sie von der Stadtverwaltung klare Aussagen erhalten hätten. Real will seitens des Rathauses die Genehmigung zur Betreibung eines Lebesnsmittelmarkts auf dem Non-Food-Grundstück in Aussicht gestellt bekommen haben. Edeka wiederum führt an, dass das Unternehmen, als das Non-Food-Grundstück zum Verkauf gestanden habe und Edeka am Erwerb interessiert gewesen sei, die Stadt mitgeteilt habe, für dieses Grundstück werde keinesfalls eine Genehmigung für einen Lebensmittelmarkt erteilt, vielmehr werde man an der Einzelhandelskonzeption im Gebiet Gehrn strikt festhalten.

Vertreter beider Unternehmen werden eingeladen

Die Real-Edeka-Frage, der Handelskrieg der beiden großen Unternehmen im beschaulichen Balingen, der ohnehin kompliziert ist, wird damit nun noch verzwickter. Vertreter beider Unternehmen will Oberbürgermeister Helmut Reitemann in eine der nächsten Gemeinderatssitzungen einladen. Ob das zur Befriedung oder gar zur Lösung beiträgt, ist indes mehr als offen.

Wie berichtet, muss Real seinen Lebensmittel-Standort Ende Juni 2018 räumen – Konkurrent Edeka hat das Gebäude gekauft und wird dort einen neuen Neukauf hinstellen. Real wiederum will mit dem Lebensmittelsortiment unter das Dach des jetzigen Non-Food-Markts umziehen.

Obwohl dieses Vorhaben nach geltendem Recht nicht möglich ist, will die Stadtverwaltung – und mit ihr die Mehrheit des Gemeinderats, der im Januar ein entsprechendes Bebauungsplanverfahren eingeleitet hat – es möglich machen. Hauptgründe: Real will im Zuge der Zusammenführung der beiden Märkte sogenannte innenstadtrelevante Sortimente verkleinern – was dem Handel in der City zugute käme. Zugleich würde durch den Erhalt eines Teils des Food-Sortiments von Real zusammen mit dem neuen Neukauf von Edeka das ohnehin zu geringe Lebensmittelangebot in der Stadt gestärkt.

Nach Angaben von Reitemann unterstützt auch die Industrie- und Handelskammer die Umzugspläne von Real, ebenso der Regionalverband. Auch der Vorstand des Handels- und Gewerbevereins steht dem Vorhaben offen gegenüber.

8500 Unterschriften an Tübinger Behörde übergeben

Wer indes einen kompromisslosen Standpunkt vertritt, ist das Tübinger RP. Am Montag dieser Woche waren Vertreter der Stadtverwaltung um Reitemann wegen eines Gesprächs in der Sache bei der Behörde. Vertreter des RP führen die Belange der Raumordnung an – und beharren steif und fest darauf, dass deswegen die Zusammenführung, insbesondere der Verkauf von Lebensmitteln am Standort des jetzigen Real-Non-Food-Markts nicht möglich sei. Ein Teilnehmer des Gesprächs aus Balingen äußerte im Gespräch mit unserer Zeitung sein Unverständnis über die starre Haltung der RP-Leute. Weitere Gutachten sind mittlerweile in Auftrag gegeben worden, um die rechtlichen Fragen zu klären.

Offenbar bisher wenig beeindruckt hat die Tübinger auch die Liste mit den Unterschriften, die Real der Behörde übergeben hat: Mehr als 8500 Kunden haben in den vergangenen Wochen dafür unterschrieben, dass Real auf Gehrn erhalten bleiben soll – mit Non-Food- und Lebensmittelangebot. Angestoßen hatten diese Aktion die rund 100 Balinger Real-Mitarbeiter und der hiesige Betriebsrat. Die Leute fürchten um ihre Arbeitsplätze.