Rainer Eckert arbeitet in seiner Manufaktur ganz traditionell. Seinen Spitznamen "Teufelskerl" – "Son of a gun" – hat er auf einem Gürtel verewigt. Foto: Wagener

Balinger startet mit eigener Manufaktur richtig durch. In Berlin sogar mit Showroom vertreten.

Balingen/Albstadt - Von der Schwäbischen Alb zur Fashion-Week nach Berlin: Der gebürtige Balinger Rainer Eckert startet mit seiner Ledermanufaktur "Son of a Gun" richtig durch. Und kann seinen Erfolg selber kaum fassen.

Rainer Eckert sitzt auf einem alten hölzernen Sattlerross und zieht einen Faden durch ein Stück Rindsleder. Er trägt Jeansweste und Schiebermütze. Eckerts Rauschebart erinnert, nun ja, ein ganz klein wenig an Karl Marx, den berühmten Ökonom aus dem 19. Jahrhundert. Und wer weiß, vielleicht hätte Marx so seine Freude gehabt, wenn er Eckert bei der Arbeit hätte zuschauen können: In seiner kleinen Werkstatt in Lautlingen fertigt der gelernte Schreiner Eckert allerlei Lederwaren: Gürtel, Schlüsselanhänger, Bilder und Beutel. Er macht das auf eigene Faust und nur mit der Hand. Und: Er liebt seinen Job. "Ich will nichts anderes mehr machen", sagt Eckert und grinst.

Dass das so eintritt, ist gar nicht mal so unwahrscheinlich. Denn obwohl Eckert seine Firma "Son of a Gun" erst vor etwas mehr als einem Jahr gegründet hat, läuft es bereits jetzt wie geschmiert. "Menschen aus ganz Deutschland kommen hierher", sagt er. Motorradclubs und Fußballvereine geben bei ihm Lederwaren mit Emblemen und Schriftzügen in Auftrag, übers Internet kontaktieren ihn Menschen aus der ganzen Welt: aus Japan, Amerika und Skandinavien.

Mittlerweile hat sich eine Agentur bei ihm gemeldet, die den Vertrieb der Waren übernimmt. Und: In der kommenden Woche stellt Eckert seine Kollektion bei der Fashion-Week in Berlin vor, eine der fünf wichtigsten Modenschauen der Welt.

Dabei hat hat das alles ganz klein angefangen. Genaugenommen: mit einem bescheidenen Wunsch. Eckert erkärt – und holt dafür ein wenig aus: "Die britischen Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg mit sogenannten BSA-Choppern herumgefahren sind, wurden 'Son of a Gun' genannt." Da er schon früh ein ausgeprägtes Faible für dieses Motorrad besaß, habe er in der Szene den passenden Spitznamen bekommen: "Son of a Gun", frei übersetzt: "Teufelskerl".

Erfolg ist dem Tüftler fast ein wenig unheimlich

"Irgendwann wollte ich dann einen Gürtel mit dieser Aufschrift haben", erinnert sich Eckert. Das Problem: Niemand war bereit, ihm einen solchen zu fertigen. "Ich habe mich an einige Sattler gewandt, doch überall hieß es: Das ist zu aufwändig, zu komplex, das macht man heute nicht mehr."

So beschloss der Motorradfan und Tüftler: "Das mache ich selber." Er besorgte sich ein Stück Leder, die passenden Werkzeuge und machte sich ans Werk. Von Beginn an hatte er einen Riesenspaß mit dem Material: "Ich hatte das Gefühl, ich würde das schon immer machen." Und sein neuer Gürtel hat nicht nur ihm gefallen: "Einige Bekannte haben gefragt, ob sie auch so einen haben könnten." Als er dann Fotos seiner ersten Gürtel ins Internet stellte, ging es richtig los: "Dann haben immer mehr Leute einen haben wollen."

Doch was ist das Geheimnis seines Erfolgs? Warum kommen Leute aus ganz Deutschland hier her, auf die Schwäbische Alb, für einen Gürtel oder Geldbeutel? Das weiß auch Eckert nicht genau. Es sagt dann aber doch: "Ich glaube, die Leute finden es gut, dass die Produkte alle handgemacht sind. Das ist authentisch. Ich bin schon ein wenig traditionell."

Ein Gürtel, erklärt Eckert, entsteht in mehreren Arbeitschritten: "Erst schneide ich die Lederhaut zurecht, dann schlage ich mit Hammer und Schlageisen die Löcher ein und befestige die Schnalle. Anschließend färbe ich das Leder und beschichte es mit Bienenwachs." Viel Arbeit bedeutet das Zuschneiden einzelner Buchstaben mit dem Skalpell. Und für manch einen Kunden wird es noch aufwändiger und ausgefallener: Mitunter verziert er Gürtel mit der Haut eines südpazifischen Perlrochens.

Nun geht es für Eckert, den "Balinger Jung", also auf die Fashion-Week nach Berlin. Er ist dort mit einem eigenen Ausstellungsraum, einen sogenannten Showroom, präsent. Eckert sagt das nicht ohne Stolz, manchmal aber bekommt man den Eindruck, dass ihm sein Erfolg auch fast ein wenig unheimlich ist. "Ich hätte nicht in tausend Jahren damit gerechnet", sagt er. Und lacht wieder.