Markus Kubo, Leiter des Polizeireviers in Balingen. Foto: Maier

Ermittler setzen Schwerpunkt bei Rauschgift. Zahl der Wohnungseinbrüche sinkt – entgegen dem Landestrend.

Balingen - Die Zahl der Straftaten ist im vergangenen Jahr in Balingen deutlich gestiegen. Das geht aus dem Jahresbericht Kriminalität des Polizeipräsidiums Tuttlingen hervor. Diese Entwicklung sei zum Teil auch gewollt, sagt der Balinger Revierleiter Markus Kubo: Gestiegen ist die Zahl der Fälle vor allem bei Delikten, in denen die Polizei verstärkt ermittelt hat.

Diese Schwerpunktsetzung betrifft in erster Linie den Bereich Rauschgiftkriminalität: Dank einer bereits 2012 eingesetzten Ermittlungsgruppe sowie aufgrund eines eigens dafür abgestellten Schwerpunktsachbearbeiters sei die Zahl der aktenkundigen Fälle – Handel und Konsum von Drogen – deutlich nach oben gegangen, von 63 im Jahr 2012 auf 150 im vergangenen Jahr (plus 138 Prozent).

Ebenfalls signifikant gestiegen ist die Zahl der Vermögens- und Fälschungsdelikte, von 395 auf 461 Fälle (plus 16,7 Prozent), ebenso die der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, allerdings laut Kubo auf niedrigem Niveau (14 auf 19, plus 35,7 Prozent). Steigende Zahlen gab es zudem im Bereich der so genannten Straßenkriminalität (plus 25 Fälle).

Laut Statistik wurden in Balingen im vergangenen Jahr insgesamt 2042 Straftaten registriert (siehe auch Info), das sind 172 oder 9,2 Prozent mehr als im Jahr 2012. Die Häufigkeitszahl – die Zahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner und damit der Gradmesser für die Kriminalitätsbelastung – liegt in Balingen bei 6148 (Vorjahr: 5516). Zum Vergleich: In Albstadt liegt die Kriminalitätsbelastung bei 4866, in Hechingen bei 5221. Auch im Zollernalbkreis ist die Zahl der Straftaten im vergangenen Jahr insgesamt angestiegen, von 7323 auf 7611; ebenso die Kriminalitätsbelastung (3901 auf 4122).

In Relation zur Zahl der Einwohner ist Balingen vor Albstadt und Hechingen – rein mit Blick auf die Zahlen – die kriminellste Stadt im Zollernalbkreis. Relativiert wird diese Betrachtung indes dadurch, dass die Zunahme der Zahlen – siehe Bereich Rauschgift – auf die verstärkte Ermittlung der Balinger Polizei zurückzuführen ist: Wo besser hingeschaut wird, kommt mehr ans Licht. Das wird auch anhand der Aufklärungsquote deutlich: Die Balinger Polizisten klärten im vergangenen Jahr 62,6 Prozent der Fälle auf, etwas mehr als im Vorjahr. Das sei eine "insgesamt gute Quote", so Kubo. Im Zollernalbkreis liegt sie bei 63,5, in Baden-Württemberg bei 58 Prozent.

Neben Bereichen, in denen mehr Kriminalitätsfälle registriert wurden, gibt es andere, in denen die Zahlen zurückgingen. Laut Kubo sind das erfreulicherweise genau die Deliktsgruppen, die eine starke Betroffenheit innerhalb der Bevölkerung auslösen: Gewaltkriminalität, Diebstahlsdelikte sowie, besonders bemerkenswert, Wohnungseinbrüche. Entgegen dem Landestrend (plus 31 Prozent) wurden im vergangenen Jahr in Balingen deutlich weniger Einbrüche verzeichnet – nur noch 17. 2012 waren es noch 25, das bedeutet ein Minus von 32 Prozent. Hier mache sich ebenso das besondere Engagement der Polizisten in der Stadt bemerkbar, die während der sogenannten dunklen Jahreszeit mit Streifen verstärkt in Wohngebieten unterwegs seien, betont Kubo, ebenso die intensive Präventionsarbeit. Ein Drittel aller Einbruchsversuche scheitert an Sicherungsanlagen in den Häusern. Die Beratungsstelle der Polizei bietet dazu umfassende und kostenlose Tipps und Hilfe an. Kubo: "Ein gutes Schloss hilft gegen Einbrecher am besten."

Insgesamt, so der Revierleiter, seien in Balingen derzeit keine polizeilichen Brennpunkte feststellbar, ebenso wenig Gruppierungen, die besonders im Fokus der Ermittler stehen. Auch Großveranstaltungen verlaufen aus Sicht der Polizei in der Regel unproblematisch – die einzige Ausnahme sei das Volksfest.

Insgesamt 2042 Straftaten sind beim Polizeirevier Balingen im vergangenen Jahr erfasst worden; diese verteilen sich wie folgt auf die Kernstadt und die Ortsteile (in Klammer die Zahlen aus dem Vorjahr): Kernstadt Balingen 1035 (968), Endingen 320 (288), Dürrwangen 40 (120), Engstlatt 81 (45), Erzingen 17 (22), Frommern 187 (167), Heselwangen 17 (14), Ostdorf 50 (26), Roßwangen 16 (10), Stockenhausen 14 (3), Streichen 4 (13), Weilstetten 67 (85), Zillhausen 26 (16). 168 Straftaten wurden an einem unbestimmten Ort im Stadtgebiet verübt.