Walter Luippold hat Getränkekisten herangefahren. Er macht sich große Sorgen um seinen Lebensmittelladen. Foto: Hauser

Geschäftsleute wollen sich mit Beschluss nicht abfinden. Oberbürgermeister eingeschaltet.

Balingen-Ostdorf - Es bleibt dabei: Die Volksbank Hohenzollern-Balingen will in Ostdorf keinen Geldautomaten mehr aufstellen. Sie sucht andere Standorte. Damit wollen sich nicht alle Ostdorfer einfach abfinden.

Zum Jahresende schloss die Volksbank-Filiale in Ostdorf ihre Tore. Dies hatte Ortsvorsteher Helmut Haug verhindern wollen, weshalb er nicht nur mit dem Bankvorstand Gespräche geführt, sondern auch eine Unterschriftenaktion pro Filiale initiiert hatte. Doch auch durch die mehr als 360 Unterschriften ließen sich die Vorstände nicht erweichen.

"Die Kosten sprechen einfach dagegen", teilte Vorstandsmitglied Franz Steinhart auf unsere Anfrage mit. Die Volksbank sei aber auf der Suche nach einem Grundstück im Norden der Balinger Kernstadt, um dort einen Automaten aufzustellen. Dadurch seien Schmiden und Ostdorf angeschlossen, und auch die Engstlatter hätten eine Anlaufstelle; der Automat dort sei nur eine Übergangslösung.

Mit dieser Aussicht wollen sich die beiden Geschäftsleute Walter Luippold und Karl-Heinz Baumeister aber nicht abfinden. Vor allem, nachdem sie erfahren hatten, dass Engstlatt nach der Filialen-Schließung zumindest vorläufig einen Automaten behält und die Volksbank im benachbarten Owingen und Stetten weiterhin Filialen unterhalten will.

"Ostdorf ist eine funktionierende Gemeinde. Die Bewohner brauchen vor Ort eine Möglichkeit, um Bankgeschäfte zu erledigen", sind sie überzeugt und in den vergangenen Wochen aktiv gewesen, um an der für sie unbefriedigenden Situation etwas zu ändern. So hat Karl-Heinz Baumeister der Volksbank eine Fläche auf seinem Firmengrundstück angeboten mit ausreichend Platz für einen Automaten. Vergeblich.

Sein Mitstreiter Walter Luippold hatte in seinem Edeka-Laden nicht nur die Unterschriftenliste ausgelegt. Er hat auch einen Brief an den Oberbürgermeister geschickt mit der Bitte um Unterstützung.

Dieser ist der OB nachgekommen: In einem Schreiben an die Volksbank und in der Hoffnung, "dass wir noch eine positive Lösung für Ostdorf hinbekommen", weist Reitemann darauf hin, dass eine "Bargeldversorgungsstelle" im Ort im "Interesse eines lebendigen Dorfes" sei. Er könne auch Walter Luippold verstehen, der befürchte, dass ihm Kunden verloren gehen könnten, wenn Bargeld nur noch in den Kernstadt oder in umliegenden Gemeinden abgehoben werden könne. Reitemann gibt zu bedenken: "Solche Nahversorger sind gerade für die älter werdende Kundschaft sehr wichtig."

Erste Reaktion

Dunkle Wolken sieht Walter Luippold tatsächlich über seinem Lebensmittelladen aufziehen. Überwiegend bezahlten seine Kunden bar, und wer nun nach Balingen zum Geldholen fahre, werde dort auch gleich einkaufen, ist er sich sicher. Erst seien es nur wenige Kunden, die ihm verloren gingen, doch bald könnten es viele werden. Zu viele.

Um dies zu verhindern, hat Luippold schon einmal reagiert: Bei ihm können Kunden bis zu 200 Euro Bargeld abheben. Für Luippold ist dieses Angebot aber nur eine Notlösung, denn Geldangelegenheiten seien immer noch Privatsache und wollten weitestgehend anonym geregelt werden, so seine Erfahrung.

"Eine Bank gehört in eine Gemeinde wie die Kirche", findet Luippold, weshalb er noch nicht aufgegeben hat, daran zu glauben, dass in Ostdorf zumindest ein Standort für einen Automaten gefunden werden könnte: "Das ist eine Willenssache." Ansonsten sei fraglich, ob er noch lange sein Geschäft halten könne – "das meine Familie seit 92 Jahren führt".