Strebt eine zügige Lösung in Sachen Bahnhof an: Helmut Reitemann. Foto: Maier

Umwidmung, Kauf, oder was? Stadt und Seifert bei Bahnhofs-Verhandlungen weiter von Einigung entfernt.

Balingen - Zäh, zäh, richtig zäh: Die Verhandlungen zwischen Peter Seifert und der Stadt Balingen um den Bahnhof sind weiter offen. Seifert hält der Stadt vor, ihn über den Tisch ziehen zu wollen. Oberbürgermeister Helmut Reitemann versicherte gestern, das genaue Gegenteil sei der Fall.

Seifert und die Stadt hatten Angebote für den Kauf des Bahnhofs-Ensembles abgegeben; die Bahn hatte Ende Dezember den Zuschlag an Seifert gegeben. Seifert will das Gebäude auf Vordermann bringen, die Stadt hat primär Interesse daran, den Vorplatz neu und attraktiv zu gestalten. Doch die beiden Parteien scheinen auch nach dem dritten Verhandlungstermin am gestrigen Freitagmorgen noch weit von einer Lösung entfernt zu sein.

Seifert hatte der Stadt Anfang Januar den Vorplatz offiziell zum Kauf angeboten. Von diesem Vorschlag aber hält die Stadt – vertreten gestern durch Baudezernent Ernst Steidle, dem Leiter des Stadtplanungsamts Michael Wagner sowie dessen Stellvertreterin Sabine Stengel – derzeit nichts: Den Kauf könne man dem Gemeinderat "nicht empfehlen", sagte Steidle unserer Zeitung. Es handele sich um ein faktisch nicht bebaubares Grundstück, das zu mehr als der Hälfte mit Lasten belegt sei – Überfahrt- und Wegerechte, Stellplätze und mehr. Diese Lasten steigern auf der anderen Seite den Wert des Gebäudes – laut Steidle wäre es also "unangemessen", dass die Stadt für deren Übernahme auch noch Geld bezahlen müsste.

Den Verhandlungsvorschlag der Stadtverwaltung, den Vorplatz zu einer öffentlichen Fläche umzuwidmen, will wiederum Peter Seifert nicht akzeptieren: Er will der Stadt den Platz nicht "zum Nulltarif" überlassen. Baudezernent Steidle weist indes darauf hin, dass Peter Seifert durch die Umwidmung auch von zahlreichen Leistungen befreit wäre: Die Stadt übernähme die Verkehrssicherungspflicht, käme für die Unterhaltung auf und würde, wie als Ziel fest formuliert, zudem den Platz dereinst zu einem attraktiven Stadteingang ausbauen. Auch davon wiederum würde das Balinger Bahnhofsgebäude und also Peter Seifert profitieren.

Als Beispiel für eine "gelungene und erfolgreiche Umwidmung" nannte Steidle gestern den Vorplatz der katholischen Kirchengemeinde in Balingen, unmittelbar am Eingang der Bahnhofstraße: Hier sei die Gemeinde weiterhin Eigentümer, die Stadt wiederum kümmere sich um Unterhalt, Verkehrssicherung – und die Stadt habe zudem den schicken Ausbau finanziert.

Vehement wies gestern auch Oberbürgermeister Helmut Reitemann Seiferts Vorwurf zurück, die Stadt wolle den neuen Bahnhofseigentümer durch eine Umwidmung des Vorplatzes übervorteilen: "Wir wollen ganz sicher niemanden abzocken", so Reitemann. Auch der OB verwies auf die umfangreichen Lasten und Pflichten, die die Stadt durch eine Umwidmung übernehmen würde, ganz abgesehen von den Kosten, die für die Sanierung notwendig seien. Reitemann sagte zudem, er sei zuversichtlich, in den Verhandlungen zügig zu einer Lösung zu kommen.

Bislang sind sich die Parteien jedoch nur einem einig: Die Pläne, die Peter Seifert für das Gebäude hat, sieht bei der Stadt sehr positiv. "Das sind gute Konzepte", sagte Ernst Steidle gestern; für deren Umsetzung könne Seifert auf die Unterstützung der Stadt setzen.

Wie soll’s am Bahnhof weitergehen? Und was ist am und mit dem Gebäude geplant? Darüber will Eigentümer Peter Seifert am morgigen Sonntag, 20, Januar, informieren und mit möglichst vielen Balingern ins Gespräch kommen. Um 11 Uhr lädt Seifert deshalb in die Wartehalle des Balinger Bahnhofs ein. Insbesondere will er sein Konzepte – der Bahnhof als Ort der Begegnung, als E-Mobilitäts-Station, als Standort eins Blockheizkraftwerks – vorstellen.