Ein Notruf geht ein, und Jessica Gieß muss entscheiden, ob sie Feuerwehr oder Rettungswagen alarmiert. In der Integrierten Leitstelle hängen permanent zwei Mitarbeiter am Telefon. Foto: Ungureanu

Integrierte Leitstelle von DRK und Feuerwehr wird umgerüstet. "Der Normalbürger bekommt kaum etwas mit".

Balingen - Ein Notruf geht ein, auf dem Bildschirm blinkt die Telefonnummer auf. "Integrierte Leitstelle Zollernalb, Sie sprechen mit Jessica Gieß." Sie und die anderen zwölf Mitarbeiter im Leitstellendienst sind sowohl als Rettungsassistenten wie auch als Feuerwehr-Gruppenführer ausgebildet. Wenn ein Anruf über die 112 eingeht, entscheiden sie von Fall zu Fall, ob die Feuerwehr oder der Rettungswagen alarmiert wird. Seit 1978 ist die Integrierte Leitstelle in Betrieb, 1998 wurde sie komplett erneuert. Jetzt steht eine weitere Neuerung an: Die Leitstelle wird auf Digitalfunk umgestellt.

Es sei bundesweit Vorgabe, die Leitstellen auf Digitalfunk umzustellen, erklärt Kreisbrandmeister Stefan Hermann. Die Polizei in Baden-Württemberg funke bereits digital, Rettungsdienste und Feuerwehren sollen in Zukunft ans gleiche digitale Netz angeschlossen werden. Das bedeute, dass jedes Feuerwehr- und Rettungsfahrzeug künftig mit einem Digitalfunkgerät ausgestattet werden müssen. Bei der Leitstelle sei das etwas komplizierter, weil das Funkgerät mit dem Einsatzleitrechner verbunden werden müsse, und der sei nicht auf Digitalfunk ausgelegt: "Wir müssen das Einsatzleitsystem umrüsten."

Die Umstellung wird vom Landkreis, von den Städten und Gemeinden sowie von den Trägern des Rettungsdienstes, sprich, den gesetzlichen Krankenkassen, bezahlt. Jede Gemeinde müsse pro Feuerwehrfahrzeug ein Digitalfunkgerät kaufen, Landkreis und Rettungsdienst-Träger seien für die Leitstelle inklusive neuer Software zuständig. Darüber hinaus müsse auch ein Anschluss über Kabel ins Digitalfunknetz hergestellt werden, denn im Katastrophenfall könne das Funknetz schon mal überlastet sein.

Das digitale Netz, das bereits vorhanden ist, wurde vom Land finanziert. Getestet habe man den Digitalfunk noch nicht. "Wir wissen beispielsweise noch nicht, wie es in Gebäuden funktioniert", erklärt DRK-Rettungsdienstleiter Dieter Fecker.

Neues System ist absolut abhörsicher

Anliegen des Bundes sei es gewesen, vorrangig die Bundesstraßen und Autobahnen auszuleuchten. An der Notrufnummer ändere sich nichts, am Verfahren auch nicht. Der Normalbürger werde von der Umstellung kaum etwas mitbekommen. Aber was sind dann die Vorteile? Zum einen sei der Digitalfunk abhörsicher und verschlüsselt. Das komme vor allem der Polizei zugute. "Aber es tut auch der Feuerwehr und dem DRK gut, denn es werden zum Beispiel vertrauliche Patientendaten übermittelt", sagt Fecker. "Wir haben bisher immer versucht, über Funk möglichst keine Namen zu nennen."

Aus Sicht des Kreisbrandmeisters gibt es noch einen weiteren Vorteil: Im Katastrophenfall hätten Feuerwehr und DRK bisher zusätzliche Kanäle, also Funkfrequenzen, belegen müssen. In Zukunft werde es keine Kanäle mehr geben, sondern Gruppen, dann seien wesentlich mehr Verbindungen möglich. Vielleicht werde es auch möglich sein, "dass der Einsatzleiter über Web-Zugang ins System reinschaut".

Noch eine Verbesserung werde es geben: Notrufe sollen dann nur noch aus dem Zollernalbkreis bei der Integrierten Leitstelle eingehen. Das sei gesetzliche Vorgabe und ein Problem der Telekom. Bisher kämen automatisch auch Anrufe aus Boderlshausen, weil es die gleiche Vorwahl wie Hechingen habe: "Dann müssen wir jedes Mal nach Tübingen weiterverbinden." Übrigens: Auch die Handy-Ortung sei in Zukunft gesetzlich vorgegeben. Der Zollernalbkreis sei übrigens einer der ersten, der bei der Leitstelle die Handyortung eingeführt habe: "Hier war es noch nie ein Thema, aber bundesweit war die Handy-Ortung aus Datenschutzgründen strittig."

Was den Zeitplan angeht, wollen sich Hermann und Fecker nicht festlegen. Die Ausschreibung werde vorbereitet, sagt der Kreisbrandmeister: "Wir sind in Vorplanung." Der Landkreis habe bereits einen bestimmten Betrag bereitgestellt: "Voraussichtlich wird es 2014 umgesetzt." Man werde die Chance nutzen, um das gesamte System zu modernisieren. Das stehe schon lange auf dem Wunschzettel, "aber wir haben auf den Digitalfunk gewartet".