Marianne Ohnmacht sitzt an ihrem Klavier und probt. Sie wird auch weiterhin als Organistin Gottesdienste musikalisch umrahmen oder den Chor im Haus am Stettberg begleiten. Foto: Hauser Foto: Schwarzwälder-Bote

Kirchengemeinde: Marianne Ohnmacht hört als Leiterin des Frauenkreises und der Seniorennachmittag auf

Bereits zum 70. Geburtstag wollte Marianne Ohnmacht ihre ehrenamtliche Tätigkeit in der evangelischen Kirchengemeinde Endingen in andere Hände geben. Doch es fanden sich keine Nachfolger. Nun, zehn Jahre später, hat sie sich entschlossen, endgültig einen Schlussstrich zu ziehen.

Balingen-Endingen. Für ihren Abschied hat sie aus dem Keller ihre Ordner mit Aufschrieben und Notizen geholt. "Da ist einiges zusammengekommen", schmunzelt die Endingerin, die in vergangenen 31 Jahren den Frauenkreis geleitete. Bei den zweiwöchigen Treffen wurde nicht nur über Bibelabschnitte diskutiert und viel gesungen. Die Teilnehmerinnen strickten und bastelten fleißig für die Gemeindebasare.

Im Frauenkreis entstand auch die Idee, die ökumenischen Seniorennachmittage wiederzubeleben. Ab 1993 sorgte Marianne Ohnmacht dafür, dass zunächst im katholischen und danach im evangelischen Gemeindehaus nach einer Andacht sowie Kaffee und Hefezopf ein Referent, der andere Interessantes zu berichten wusste, die Gäste mit Dias mit auf die Reise nahm. Oder sie gestaltete das Programm gleich selbst. Der 79-Jährigen standen stets Helferinnen zur Seite, die den Saal schmückten oder die Bewirtung übernahmen.

Höhepunkte der Seniorennachmittage waren die Ausflüge. "Wir haben klein angefangen", erinnert sich Ohnmacht, nämlich mit Fahrten in den Schwarzwald. Anschließend wurde die Bodenseeregion entdeckt, unter anderem bei Schifffahrten. Damit es keine unliebsamen Überraschungen gab, hatte die rüstige Rentnerin alle Touren vorher abgefahren und die besten Lokale auskundschaftet. "Die Busse waren immer knalle voll", beschreibt sie die Beliebtheit der Aktivitäten, wobei sie sich einmal sogar mit dem Kissen auf die Einstiegstreppe setzen musste, weil der Busfahrer überraschenderweise noch seine Frau mitgenommen hatte.

Es blieb aber nicht nur bei den Tages-Ausfahrten. Marianne Ohnmacht organisierte auch viertägige Freizeiten im Stift Urach. Es überrascht nicht, dass sie sich auch dort um das gesellige Programm kümmerte.

Mit den Jahren habe das Interesse an den Ausfahrten und an den Freizeiten immer mehr nachgelassen, bedauert Ohnmacht. "Die Teilnehmer wollten die Nächte nicht mehr in der Fremde, sondern im eigenen Bett verbringen", erklärt sie diese Entwicklung. Was sie aber nicht davon abhielt, mit einem neuen Angebot aufzuwarten: mit "Urlaub ohne Koffer". Sie lud Senioren ins Haus Bittenhalde nach Tieringen ein, wobei die Teilnehmer morgens daheim abgeholt und abends wieder zurückgebracht wurden.

Ihr ehrenamtliches Engagement – Ohnmacht gehört auch dem Besuchsdienst der Kirchengemeinde an – kommt nicht von ungefähr. Schon als 13-Jährige hatte sie in ihrer Heimat- und in ihrer Nachbargemeinde bei Bad Mergentheim eine Jungschar geleitet. Und 13 Jahre lang betreute sie zusammen mit Gerhard Rehm die Singschar der evangelischen Gesamtkirchengemeinde in Balingen, nachdem sie mit ihrem Mann Günter Anfang der 1960er-Jahre nach Endingen gezogen war.

Wie geht es mit dem Frauenkreis und den Seniorennachmittagen weiter? "Das ist noch offen", sagt Ohnmacht. Sie hat aber keine Angst, dass sie in ein "Loch" fällt. "Ich habe den Kopf noch voller Pläne und Träume", gibt sie sich optimistisch, zumal sie weiß, dass andere Aufgaben auf sie warten und sie weiterhin gebraucht wird: In den katholischen Kirchengemeinden Endingen und Frommern spielt sie die Orgel, auch die Eucharistiefeiern in Balinger Pflegeheimen umrahmt sie musikalisch. Im Haus am Stettberg singt sie regelmäßig mit den Bewohnern, wobei sie inzwischen sogar Schlager einstudiert hat, die der Chor so gerne anstimmt. Sie will auch in der evangelischen Kantorei so lange mitsingen, "wie die Stimme hält", und sich in der ökumenische Hospizgruppe weiterhin einbringen.

Weil sie in den vergangenen Jahren "viel Dankbarkeit und großes Vertrauen" erfahren hat, lädt sie für den 27. Juni zum letzten Seniorennachmittag unter ihrer Regie ein. Kommen wird auch Pfarrer Johannes Zimmermann, der die Kirchengemeinde im Sommer verlässt. Als "krönenden Abschluss" organisiert Marianne Ohnmacht am 25. Juli noch einmal einen "Urlaub ohne Koffer".

Trotz ihres Abschieds muss die evangelische Kirchengemeinde Endingen auch zukünftig nicht ohne die Unterstützung der Familie auskommen: Schwiegertochter Monika gehört dem Kirchen-gemeinderat an.