Foto: Schwarzwälder-Bote

Handball: Neuer HBW-Trainer Frank Bergemann will nicht auf ausgetretenen Pfaden wandeln

Von Ulrich Mußler

Am Montag hat für Frank Bergemann die Mission Klassenerhalt begonnen. Seither hören die Bundesliga-Handballer des HBW Balingen-Weilstetten auf die Kommandos des 59-jährigen Franken.

Er hat in der ersten Einheit schon einen positiven Eindruck gewonnen. "Die Mannschaft hat toll gearbeitet und hatte Spaß. Wenn die Mannschaft Spaß hat, dann habe auch ich Spaß."

Als Geschäftsführer Wolfgang Strobel Frank Bergemann als Nachfolger des beurlaubten Markus Gaugisch vorstellte, machte er noch einmal deutlich: "Das oberste Ziel war, jemanden zu finden, der zum HBW passt. Frank Bergemann hat eine unglaubliche Erfahrung und viel mit jungen Spielern gearbeitet, die es auch bis in die Nationalteam geschafft haben." Zwei Beispiele gefällig? Steffen Weinhold oder Sebastian Preiß – Weltmeister mit Deutschland im Jahr 2007 – gingen in in die Bergemann’sche Schule. "Wir sind überzeugt, dass wir mit Frank Bergemann eine große Chance haben, die Klasse zu halten und die Mannschaft mit ihm in eine Richtung geht", so Strobel weiter.

Genau das sieht Bergemann als einen wichtigen Ansatzpunkt und zieht einen Vergleich mit dem Rudersport. "Wenn in einem Achter jeder im eigenen Takt rudert, dreht sich das Boot im Kreis. Wichtig ist, dass wir aus vielen Individualisten eine richtig gute Kette zusammenbekommen, in der sich jeder vertraut."

Worauf der 59-Jährige, der früher in der Regionalliga – die entsprach der 2. Liga – für Ansbach als Spielmacher auflief, besonderen Wert legt, ist, obwohl er es mit der Maxime "Nicht viel reden, mehr arbeiten" hält, – die Kommunikation. "Das ist entscheidend. Auch dass sich jeder ungeachtet der Einzelinteressen einem gemeinsamen Ziel verschreibt. Es geht um Struktur, es geht um Hierarchie." Und auch darum, die Gegner mit dem nötigen Feuer in der Sparkassen-Arena zu empfangen. "Die Abwehr ist ein Thema, das zuletzt vielleicht etwas aus dem Fokus geraten ist. Die Mannschaft muss zeigen, dass sie bereit ist, den Funken zu zünden, der dann auf das Publikum springt." Bergemann, der zuletzt acht Jahre lang den HC Erlangen trainierte, hatte eigentlich nicht geplant, in dieser Saison noch einmal irgendwo als Trainer einzusteigen. "Für mich ist es aber eine große Ehre gewesen, dass der HBW auf mich zu gekommen ist und die Mission Klassenerhalt mit diesem Team und diesem Umfeld anzugehen. Balingen-Weilstetten hat sich einen unglaublichen Ruf erarbeitet. In diesem Klub steckt viel Herzblut. Auch die Strukturen mit der guten Jugendarbeit und der zweiten Mannschaft sind so, wie es mir gefällt", sagt Bergemann, der den HC Hard zur österreichischen Meisterschaft führte und mit den Vorarlbergern auch in der Champions-League dabei war, außerdem mit dem HC Erlangen Aufstiege in die 2. und die 1. Liga feierte.

Dass ihm nicht viel Zeit bleibt, um das Team für die entscheidenden Spiele um den Klassenerhalt flott zu machen, ist ihm bewusst. "Ich habe mir natürlich allerlei Videos aus dem Internet heruntergeladen und angeschaut, um mit einem entsprechenden Vorwissen heranzugehen. Ich will aber nicht auf den ausgetretenen Pfaden weiter wandeln. Es soll für alle ein Neubeginn sein, jeder soll sich anbieten. Jetzt werde ich viele Gespräche mit den Spielern führen." Auch die trotz des Rückzugs des HSV Hamburg nach wie vor prekäre Lage – der Vorsprung auf einen Abstiegsplatz beträgt nur einen Punkt – schreckt ihn nicht: "Ich werde sicher nicht das Rechnen anfangen. Ein Blick auf die Tabelle ist ein schlechter Berater, und der schlechteste Berater ist die Angst."

Zwar unterrichtet Bergemann weiter an einem Gymnasium und einer Realschule in Erlangen. Er wird aber nur beim Mittwochs-Training fehlen. Hier springt Co-Trainer Ecki Nothdurft ein.