Susanne Kieckbusch unterrichtet demnächst an einer deutschen Schule in der irakischen Stadt Erbil. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Balingerin Susanne Kieckbusch unterrichtet ab September an einer deutschen Schule in Kurdistan

Von Beate Müller

Balingen. "Es darf nochmal was passieren in meinem Leben", findet Susanne Kieckbusch. Darum entschloss sich die frühere Lokalpolitikerin und Bundestagsabgeordnete, ab 1. September an einer Schule im Irak zu unterrichten.

Das neue Kapitel in ihrem Leben führt die 54-jährige in die älteste dauerhaft bewohnte Stadt der Welt, nach Erbil. Die Fünf-Millionen-Stadt ist sowohl Hauptstadt als auch Regierungssitz der autonomen Region Kurdistan im Norden des Irak. Obwohl der Irak zunächst hauptsächlich mit Attentaten, Terror und IS in Verbindung gebracht wird, gilt Erbil als relativ sicher.

Kieckbusch, die derzeit als Lehrerin in Rangendingen unterrichtet, wird im kommenden Schuljahr an einer deutschen Schule in Erbil Musik, Kunst und Deutsch unterrichten. Der Fliger in den neuen Lebensabschnitt geht am 24. August. Am Flughafen in Erbil wird sie der deutschsprechende Hausmeister abholen. Wohnen wird sie zunächst bei einer Kollegin. Die deutsche Schule in Erbil besteht seit sieben Jahren und ermöglicht es unter anderem Diplomatenkindern und Kindern, die aus Deutschland zurück emigrierten, deutsche Schulabschlüsse zu erreichen. Die Klassen bestehen aus zehn bis 15 Schülern.

Vorerst ist das Abenteuer für Susanne Kieckbusch auf zwei Jahre angesetzt, die Probezeit beträgt drei Monate. Wie lange sie jedoch wirklich in Erbil bleiben wird, wird sich zeigen. Aufgeregt oder gar ängstlich? "Ich habe mich ja dafür entschieden. Ich kann doch nicht vor etwas Angst haben, das ich nicht kenne", findet Susanne Kieckbusch. Besondere Erwartungen hat sie keine: "Ich drehe jetzt eine Seite in meinem Buch um und sehe was da steht". Ihre Motivation seien die vielen Leute, die vom Nahen Osten nach Deutschland kommen und wieder zurück gehen.

Um Pfingsten herum stieß sie auf das Stellenangebot in Erbil. Nach dem ersten Kontakt ging alles ganz schnell. Obwohl die Unterrichtssprache Deutsch sein wird, lernt Kieckbusch nun im Selbstkurs Kurdisch und Arabisch. Türkisch hat sie schon vor einigen Jahren in Volkshochschulkursen und während mehreren Reisen in die Türkei erlernt. Ihre Schüler haben sie dazu inspiriert, da viele von ihnen Türkisch als Muttersprache haben und sie ihnen dadurch entgegenkommen wollte. Dies erachtet sie auch als wichtig, da in den vergangenen Jahren rund fünf Millionen zwischen Deutschland und der Türkei "hin- und hermigriert" seien.

Ihr Mann Uli Kieckbusch bleibt vorerst in Balingen und kümmert sich um das Haus und die Katze. Ihre politischen Aktivitäten gab sie schon vor längerer Zeit auf. "Ich bin jetzt nur noch Lehrerin, und es ist gut, so wie es jetzt ist", sagt Kieckbusch.