Grundauftrag der Schule: Lesen, Schreiben und Rechnen zu vermitteln. Foto: Murat Foto: Schwarzwälder-Bote

IHK: Lesen, Schreiben und Rechnen lehren

Reutlingen. Die regionale Wirtschaft fordert, dass sich Schulen wieder stärker auf ihren Grundlagenauftrag konzentrieren und Lesen, Schreiben und Rechnen vermitteln. Das steht in einem Bildungspapier, das die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Reutlingen (IHK) beschlossen hat. "Die Schule muss die Ausbildungsreife oder die Studierfähigkeit gewährleisten, selbst wenn dies zu einer Verlängerung der Schulzeit führt", betont IHK-Präsident Christian Erbe. Immer häufiger müssten Firmen über betriebsinternen Nachhilfeunterricht den Wissensmangel der Schulabgänger kompensieren. "Die Unternehmen können nicht auffangen, was in der Schule verpasst wurde", so Erbe.

Mit ihrem Bildungspapier will die IHK-Vollversammlung eine Lanze für die duale Ausbildung und gut ausgestattete Berufsschulen brechen. Mit Blick auf den Fachkräftemangel der heimischen Betriebe spricht sie sich dafür aus, die betriebliche Ausbildung zu stärken.

Laut nationalem Bildungsbericht übersteige die Zahl der Studienanfänger bundesweit die Neuverträge in der dualen Ausbildung. Tatsächlich gebe es eine hohe Zahl von Abbrüchen, im Schnitt nach knapp vier Semestern. "Der Trend zur Akademisierung führt zu verunsicherten Studienabbrechern", weiß Petra Brenner, Bereichsleiterin Ausbildung bei der IHK. Das gehe zu Lasten der regionalen Betriebe, die ihre Facharbeiterstellen nicht mehr besetzen könnten.

Mit zum Forderungspapier der IHK gehört ein klares Bekenntnis zur Zukunft der Berufsschulen. Sie benötigten dringend bessere Rahmenbedingungen. Dazu gehören Sanierung und Ausbau der Schulgebäude sowie eine gute Personalausstattung. Lehrermangel und Unterrichtsausfall gingen zu Lasten der Qualität. Und: "Die technische Ausstattung muss besser werden. Außerdem braucht es mehr Lehrer, die in Spezialfächern wie Elektro oder Metall zu Hause sind."

Mit zur Berufsschule der Zukunft gehöre auch, dass in Ausnahmefällen "Kleinklassen" erhalten werden können. Derzeit stünden Klassen mit weniger als 16 Schülern auf dem Prüfstand. In ländlichen Gebieten sei das unrealistisch. Gymnasiale Oberstufen an Gemeinschaftsschulen sollten hingegen vermieden werden. Diese seien auf Dauer eine echte Konkurrenz zu den beruflichen Gymnasien.