Musik-Download über File-Sharing ist strafbar, aber für manche immer noch ein "Kavaliersdelikt". Jetzt verschickt ein Betrüger Tausende Abmahnungen im Namen von UPI. Foto: Ungureanu

Betrüger verschickt Abmahnungen im Namen der Universal Pictures International GmbH.

Balingen - Unbegrenzte Information bietet das Internet. Aber auch unendliche Möglichkeiten, ahnungslose Zeitgenossen abzuzocken. Mit einer ganz neuen Masche hat jetzt ein Betrüger versucht, von unserer Redaktion Geld zu erpressen.

Gleich drei verschiedene Mails von drei verschiedenen Absendern gingen im Lauf des gestrigen Tags auf unserem Redaktionsrechner ein. Alle stammten vom 15. August, und alle hatten den gleichen Inhalt: Für 76 illegal über File-Sharing heruntergeladene und 764 hochgeladene Musikstücke habe die Universal Pictures International Germany GmbH gegenüber der Balinger Redaktion des Schwarzwälder Boten einen "Schadensersatzanspruch von 100 Euro", der bis spätestens 18. August beglichen werden müsse, weil andernfalls viel höhere Kosten auf uns zukommen würden.

Als "anonymes" und "sicheres" Zahlungsmittel werden Ukash oder Paysafecard empfohlen. Die 16- oder 19-stellige Pin soll an die Mail-Adresse info@apw-anwaelte.info übermittelt werden. Das "apw" in der Adresse steht für die Dortmunder Anwaltskanzlei Auffenberg, Petzold und Witte. Die Kanzlei vertritt Universal Pictures tatsächlich, aber die Sache hat trotzdem einen dicken Haken: Weder die Anwälte noch Universal Pictures haben mit der Mail etwas zu tun.

Seit gestern stehe das Telefon in der Kanzlei nicht mehr still, erklärt Rechtsanwalt Stefan Witte gegenüber unserer Zeitung. Tausende Mails mit dem gleichen Inhalt seien in den vergangenen zwei Tagen an Empfänger in Deutschland und Österreich verschickt worden. "Wir selbst haben auch eine bekommen", fügt Witte hinzu, um die ganze Absurdität der Situation zu verdeutlichen.

Die Kanzlei habe sofort Strafanzeige erstattet bei den Staatsanwaltschaften Trier, Celle und Dortmund. Er befürchte allerdings, dass der eine oder andere Empfänger der Mail tatsächlich eingeschüchtert werde und bezahle, meint Stefan Witte.

Inzwischen habe sich herausgestellt, dass die Domain in der Mail-Adresse über einen Drittanbieter in Australien angemeldet worden sei und der Empfänger – wohl ein Russe – in Moskau sitze.

Für die Polizei ist der Trick, mit echten Namen falsche Ansprüche geltend zu machen, neu. Vor allem bei Jugendlichen gelte Musik-Download per Filesharing noch als Kavaliersdelikt, räumt Polizeisprecher Lambert Maute im Gespräch mit unserer Zeitung ein.

Eine Abmahnung per E-Mail könne daher manch einen leicht verunsichern. Ergo: Bei Abmahnungen per E-Mail, die angeblich im Namen von Universal Pictures von der Dortmunder Kanzlei verfasst sind, auf keinen Fall zahlen.

Auch Universal Pictures International hat nach Angaben der Frankfurter Pressestelle des Filmverleihs bereits einen Rechtsanwalt eingeschaltet und will nach Klärung die Betroffenen – und eventuell Geprellten – kontaktieren.