Sie ist die neue Geschäftsführerin des Evangelischen Bildungswerks Balingen und Sulz: Christine Thumm. Foto: Ungureanu Foto: Schwarzwälder Bote

Porträt: Christine Thumm hat beim Evangelischen Bildungswerk Nachfolge von Artur Egle-Theurer angetreten

Das gutturale alemannische "ch" bricht auch nach 20 Jahren in Deutschland noch durch. "Ich werde sofort als Schweizerin erkannt", sagt Christine Thumm und lacht. Beim Evangelischen Bildungswerk hat sie die Nachfolge von Artur Egle-Theurer angetreten.

Balingen. An ihrer neuen Arbeitsstelle in der Längenfeldstraße 4 hat Christine Thumm bereits die Bilder abgehängt und das Büro ausgeräumt. "Einiges vom Alten wird bleiben", sagt die 46-Jährige. "Aber ich will neue Akzente setzen."

Balingen kennt sie ein bisschen, die Schwäbische Alb hat sie auf Wanderungen lieb gewonnen. "Ich mag die Weite, die unberührte Natur", sagt sie. Die gebürtige Schweizerin und Wahl-Schwäbin, die seinerzeit "der Liebe wegen" nach Deutschland gezogen war und mit ihrem Mann und den beiden Kindern im Kreis Tübingen lebt, wird am Montag, 23. September, um 18 Uhr in der Balinger Stadtkirche offiziell in ihr Amt eingeführt.

Bis dahin bleibt ihr noch Zeit, die Umgebung kennenzulernen. Ihr neuer Wirkungskreis ist groß: Von Balingen bis Ostrach, von Sulz bis in den Schwarzwald, von Schramberg bis Horb ist das Evangelische Bildungswerk Balingen und Sulz aktiv.

Ihr Vorgänger habe sie überall eingeführt, sie vorgestellt: "Ich habe viele Hände geschüttelt", meint sie schmunzelnd. Und manches habe ihr Artur Egle-Theurer auch schriftlich hinterlassen. Aber das alles brauche seine Zeit, schätzt sie. Denn manche Ortschaften kenne sie nur vom Namen her, vom Vorbeifahren auf der Autobahn, wenn sie zu ihrer Verwandtschaft in der Schweiz unterwegs sei, räumt sie ein. Landschaftlich mag sie die Gegend: "Sie ist ländlich geprägt, ähnlich wie der Kanton Thurgau, wo ich aufgewachsen bin."

Am neuen Programm des Evangelischen Bildungswerks hat sie bereits mitgearbeitet. Ihr Ziel: die jüngere und mittlere Generation mehr in den Fokus zu bekommen. Themen seien unter anderem auch die Digitalisierung und der Umweltschutz. "Das ist hip."

Künftig will Christine Thumm auch verstärkt mit dem Evangelischen Jugendwerk kooperieren, das praktisch im gleichen Haus "um die Ecke" ist. Und die Ökumene ist ihr wichtig. Erste Kontakte mit dem Katholischen Bildungswerk habe sie bereits geknüpft. Überall sei sie sehr freundlich aufgenommen worden.

Seinerzeit, in Zürich, habe sie im Krankenpflegebereich gearbeitet, dabei viel über den Umgang mit Menschen gelernt, über Arbeitsorganisation, "die Dinge genau zu beobachten". In Baden-Württemberg hat Christine Thumm Germanistik und Romanistik in Tübingen studiert, an der Universität Tübingen bei verschiedenen Forschungsprojekten mitgearbeitet, zuletzt am Seminar für Allgemeine Rhetorik, hat Lehrveranstaltungen und Vorträge organisiert und über ein rhetorisch-kirchengeschichtliches Thema promoviert. Ehrenamtlich habe sie sich schon immer in der Kirche engagiert, sagt sie: "Ich bin damit groß geworden. Was der Glaube für mich bedeutet, sage ich gerne weiter."

Gottesdienste zu gestalten und zu predigen, mache ihr Spaß. Seit einigen Jahren ist sie als Prädikantin im Kirchenbezirk Tübingen unterwegs, organisiert ökumenische Kooperationen, Familienarbeit, Gottesdienste für Kleinkinder und ihre Eltern. "Es bedeutet auch, an sich selbst zu arbeiten. Der Text, den man predigt, muss auch für einen selbst gelten." Ihrer Ansicht nach sei es wichtig, das Ehrenamt zu stärken, auch die Hauptamtlichen darauf vorzubereiten. Sie weiß: "Im Ehrenamt braucht man eine hohe Stresstoleranz."

Was ihr "gewissermaßen ein Dorn im Auge" ist, ist die Verkehrsanbindung: Mit öffentlichen Verkehrsmitteln sei es schwierig, nach Balingen zu gelangen. Um die täglichen Fahrten einigermaßen umweltverträglich zu erledigen, hat sie ein Hybrid-Fahrzeug angeschafft. "Wenn’s gut läuft, bin ich mit dem Auto in einer halben Stunde hier." In der Stadt will sie künftig nur noch zu Fuß unterwegs sein: "Das dauert dann zwar fünf Minuten länger, aber es ist gesund."