Nicht entmutigen lässt sich Peter Schwaibold vom Generationennetz Balingen (links). Foto: Hertle Foto: Schwarzwälder-Bote

Generationennetz: Unmut über Verhalten der Stadtverwaltung / Arbeitskreis für Quartiersentwicklung

Von der Nicht-Beteiligung der Stadt Balingen am Wettbewerb "Quartier 2020 – Gemeinsam.Gestalten" lassen sich die Aktiven des Generationennetzes trotz Enttäuschung nicht entmutigen.

Balingen. Kurz hatte Peter Schwaibold, der Vorsitzende des Vereins, mit dem Gedanken gespielt, "den Bettel hinzuwerfen". Nun soll es aber doch weitergehen.

Vorausgegangen war Ende April eine Anfrage des Generationennetzes an die Balinger Stadtverwaltung und die Vorsitzenden der Gemeinderatsfraktionen, ob und in welcher Form sich die Stadt Balingen an dem vom Landessozialministerium ausgelobten Quartiers-Wettbewerb beteiligen wolle. Der Verwaltungsausschuss entschied dann Ende Mai, sich nicht zu beteiligen.

Begründung: Die Stadt Balingen hätte bis 28. Juli einen umfassenden Antrag einreichen müssen, nach Darstellung der Stadtverwaltung hätte dazu ein externes Fachbüro eingeschaltet werden müssen, da die Mitarbeiter eine solche fundierte Musterkonzeption nicht hätten entwickeln können, und es wurden trotz eines möglichen Preisgeldes von 100 000 Euro Folgekosten befürchtet. Fazit: zu wenig Zeit, zu teuer, nicht machbar.

Für Schwaibold war das Schreiben von Oberbürgermeister Helmut Reitemann, der die Absage ausführlich begründete, eine Enttäuschung. Einen Trost bot ihm die Aussage des OB, dass die Stadt Quartiersentwicklungsprozesse und Projekte wie den Gemeinschaftsgarten auf dem Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei, den geplanten Neubau des Generationennetzes oder Initiativen in Weilstetten, Ostdorf und Schmiden weiterhin unterstützen werde.

In der Runde im Generationenhaus wurde Kritik am Vorgehen der Stadtverwaltung laut. Manche Teilnehmer des Gesprächs sprachen sich dafür aus, dass das Generationennetz nun selbst als eine Art Protest einen Antrag stellen solle. Andere, wie Helga Huber, rieten ab: Die Quartiersentwicklung sei eine langfristige Sache, ein "Bohren dicker Bretter", und verursache Kosten für Räume und Personal. Es wurde vermutet, dass die Ausschreibung zum Quartiers-Wettbewerb in irgendeinem Schreibtisch im Rathaus von Februar bis Mai liegen geblieben sei, weil es keinen Verantwortlichen mehr für bürgerschaftliches Engagement gebe.

Ottmar Erath, Leiter der Volkshochschule und selbst Mitglied im Verwaltungsausschuss, gab dessen Diskussion wieder: Das Gremium sei erstmals in seiner Sitzung am 30. Mai mit dem Wettbewerb befasst gewesen. Nun gelte es, bei der Stadtverwaltung vorstellig zu werden mit konkreten Projekten. Unterstützung seitens des Kreises bot Lisa Wagner, beim Landratsamt Leiterin der Geschäftsstelle für kommunale Gesundheitskonferenzen und Suchtbeauftragte, an.

Nun soll sich noch vor der Sommerpause ein Arbeitskreis oder Runder Tisch bilden und konkrete Projekte anpacken wie die Idee eines Gemeinschaftshauses in einem Schuppen, den das Generationennetzwerk auf seinem Baugrundstück mit übernehmen muss. Zweiter Schwerpunkt: Die Stadt solle eine für Quartiersentwicklung und bürgerschaftliches Engagement verantwortliche Person benennen, so die Forderung aus der Runde.

Das Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg lädt alle Kommunen im Land ein, an der Strategie "Quartier 2020 – Gemeinsam.Gestalten." teilzunehmen.

Die Strategie des Ministeriums für Soziales und Integration begleitet und unterstützt Kommunen bei der Etablierung von Quartiersentwicklungsprozessen. Quartiersentwicklung zielt darauf ab, allen im Quartier (Sozialraum, Stadtteil, Bezirk, Dorf) lebenden Menschen eine möglichst hohe Teilhabe und Lebensqualität zu bieten. Die demografischen und sozialen Entwicklungen erfordern quartiersbezogene Anpassungen für ältere Menschen. Die Kommune ist dabei als "Motor des Sozialraums" federführend.

Als Auftakt zur Strategie lädt das Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg ab sofort alle Kommunen im Land ein, sich am Ideenwettbewerb zur Quartiersentwicklung zu beteiligen. Interessierte Gemeinden, Städte und Landkreise in Kooperation mit kreisangehörigen Kommunen können sich mit ihren Ideen für Entwicklungsprozesse in lokalen Quartieren bis zum 28. Juli bewerben.

Für die Prämierung stellt das Ministerium insgesamt 2,5 Millionen Euro zur Verfügung.

Inhaltliche Vorgabe ist, dass sich die eingereichten Konzepte der Quartiersentwicklung mindestens mit dem kommunalen Handlungsfeld "Pflege und Unterstützung im Alter" beschäftigen. Zudem muss die Konzeptidee das Thema "Bürgerschaftliches Engagement, Ehrenamt und Bürgerbeteiligung" berücksichtigen und sich mit der Frage befassen, wie die im Quartier lebenden Menschen an der Ausgestaltung des Quartiers beteiligt werden und die Entwicklung aktiv mitgestalten können.