Große Freude bei den Gästen aus Kobe: zum 40. Geburtstag der Freundschaft zwischen der Frommerner Volkstanzgruppe und dem Youth Net der japanischen Stadt überreichte Manfred Stingel Figuren in Balinger Tracht. So gewandet treten auch die Überbringer Lukas Hohen (ganz links) und Viola Wizemann auf. Weiter auf dem Bild von rechts: Hironobu Miichi von der Blaskapelle Brass Porteno, Koji Tsuuji (Stadtjugendring Kobe) und Manfred Stingel. Foto: Thiercy Foto: Schwarzwälder-Bote

Partnerschaft: Austausch der Volkstänzer aus Frommern mit dem japanischen Kobe besteht seit 40 Jahren

Warum reisen Jugendliche von der Alb einmal um die halbe Welt? Diese Frage beantwortete Helmut Girke 1977, als die Frommerner Volkstänzer erstmals zu Gast in Kobe waren, in einem Aufsatz: Um die Menschen zu verstehen und um Frieden zu stiften. Heuer jährt sich die Freundschaft zwischen der japanischen Stadt und Frommern zum 40. Mal.

Balingen-Frommern. Das Anlass für ein großes Fest, dessen Auftakt am Donnerstagabend ein gemeinsamer Gaumenschmaus war.

Angefangen hat alles mit einem Bruderkuss, wie sich Manfred Stingel, Chef der Frommerner Volkstänzer, erinnert. Ein paar japanische Musiker waren vor 40 Jahren zu Gast bei einem Festival im Odenwald, bei dem auch die Frommerner auftraten. Die Besucher aus Fernost seien völlig fasziniert davon gewesen, dass junge Männer mit hübschen Mädchen Brüderschaft trinken. Yoshihiru Nakatani, langjährig federführend auf japanischer Seite und leider, so Stingel, derzeit schwer erkrankt, weitete den Bruderkuss auf Manfred Stingel aus – das war der Beginn der nun seit vier Jahrzehnten bestehenden Freundschaft.

"Wir haben von unseren japanischen Freunden viel gelernt", betonte Stingel in seiner Festrede im Frommerner Haus der Volkskunst, zu dem auch Bundestagsabgeordneter Thomas Bereiß (CDU) und Oberbürgermeister Helmut Reitemann gekommen waren. Neben Vokabeln wie Sushi und Sayonara etwa hätten sie von den Freunden aus der Millionenstadt Kobe die absolute Pünktlichkeit und die hervorragende Teamarbeit abgeschaut.

Klar, dass auch das Blasmusikensemble Brass Porteno zum 40. Geburtstag aufspielte. Die jungen Musiker haben extra für diesen Anlass den alten Kameradenmarsch eingeübt.

In vier Jahrzehnten, so Stingel, sei eine Menge geschehen. Das wichtigste seien ihm und seinen Mit-Tänzern stets die Begegnungen mit den Menschen gewesen. Oder, wie es im auch in der Festschrift abgedruckten Aufsatz heißt: "Je mehr wir ihnen Nachbar und Mitmensch werden, desto größer wird das Verstehen."

Dass die Frommerner und die Japaner sich bestens verstehen, war beim gemeinsamen Essen zu spüren. Sprachbarrieren wurden mittels Dolmetscherin überwunden, so denn es welche gab. Bei Nudelsuppe, Rostbraten und einer mit japanischen Schriftzeichen verzierten Schwarzwälder Kirschtorte feierten die Delegierten aus Ost und West den 40. Geburtstag einer Freundschaft, die weitergehen soll. "Es laufen erste Gespräche mit Michael Damm", verriet Helmut Stingel. Der Rektor der Balinger Realschule saß ebenfalls mit an der Festtafel im Haus der Volkskunst. Denn schließlich planen er und Kiji Tsuji vom Stadtjugendring Kobe für das Jahr 2019 einen Schüleraustausch, bei dem jeweils zehn junge Menschen das ihnen völlig fremde Land kennenlernen sollen – bei Freunden.