Tragen diese Tiere den Erreger in sich? Das Gesundheitsamt des Zollernalbkreises führt vor der Wanderschaft stichprobenartige Untersuchungen durch. Foto: Kjer

Meldepflichtige Erkrankungen häufen sich auf der Zollernalb. Infektionsquellen sind Schafherden.

Zollernalbkreis - Am sogenannten Q-Fieber, einer meldepflichtigen bakteriellen Erkrankung, sind in Baden-Württemberg in den vergangenen vier Wochen 39 Menschen erkrankt; Spitzenreiter ist mit 19 Fällen der Zollernalbkreis. Die Infektionsquelle sei vermutlich eine Schafherde aus dem Landkreis, teilt das Gesundheitsamt mit.

Aufgrund der Inkubationszeit sei davon auszugehen, dass sich die erkrankten Personen drei Wochen zuvor angesteckt haben. Da der Zollernalbkreis zum "Schafs-Kulturland" zähle, komme es hier wie in anderen Gebieten mit vielen Tierhaltungen immer wieder zu Q-Fieber-Erkrankungen, zuweilen auch zu kleinräumigen Erkrankungshäufungen.

Die größte Q-Fieber-Erkrankungshäufung trat im Zollernalbkreis im Jahr 2000 auf, gefolgt von kleineren Erkrankungsausbrüchen in verschiedenen Regionen des Landkreises in den Folgejahren. Seit Mai 2015 wurden dem Gesundheitsamt des Landratsamts bereits 46 Fälle gemeldet. Derzeit sei die Erkrankungshäufung deutlich am Abklingen, wie die Meldezahlen seit der Kalenderwoche 26 es zeigen, teilt das Amt weiter mit.

Da Q-Fieber-Erkrankungen meistens von Schaftierhaltungen ausgelöst werden, ist aus Sicht des Gesundheitsamtes eine stichprobenartige Untersuchung der Schafe vor Wanderschaft sowie ein Verbot des Ablammens in der freien Natur notwendig, um Erkrankungshäufungen beim Menschen weiter einzudämmen. Bei den schafehaltenden Betrieben ist das Auftreten von Infektionen durch Coxiella burnetii bekannt. Dennoch werden die Schäfer in regelmäßigen Abständen bei Fortbildungsveranstaltungen sensibilisiert.

Die Bakterien sind weltweit bei Rindern, Schafen und Ziegen, bei Haus- und Wildtieren verbreitet . Die Tiere zeigen dabei meist keine Krankheitsanzeichen. Sie können allerdings die Bakterien ausscheiden, die dann über Wochen und Monate infektiös bleiben können. Die Übertragung auf den Menschen erfolge über den engen Umgang mit Tieren, etwa bei Schlachtern, Tierfellverarbeitern, Tierhaltern und veterinärmedizinischem Personal, hauptsächlich durch das Einatmen von bakterienbehaftetem Staub. Insbesondere bei sehr trockenem und windigem Wetter könne das Bakterium kilometerweit mit dem Staub transportiert und eingeatmet werden. So komme es immer wieder zu Kleinraumepidemien, vor allem in ländlichen Gebieten und in Randlagen der Städte. Nur selten werde der Erreger von Mensch zu Mensch übertragen.

Nach einer Inkubationszeit von zwei bis drei Wochen zeigen etwa 50 Prozent der Infizierten Krankheitssymptome in Form von hohem Fieber, Schüttelfrost, Muskel- und Kopfschmerzen. Auch könne eine Lungen- oder Leberentzündung auftreten. Die Hälfte der Infizierten zeige keine Krankheitsanzeichen oder nur sehr milde, grippeähnliche Symptome.

Die Erkrankung heile in der Regel nach ein bis zwei Wochen komplikationslos aus. Therapiert werde mit Antibiotika. Eine erhöhte Gefahr bestehe allerdings bei Personen mit Herzklappenerkrankungen oder Immunschwäche sowie während einer Schwangerschaft. Die gute Nachricht: Nach einer Q-Fieber-Infektion ist man für lange Zeit immun gegen den Erreger.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zeigt in den "Empfehlungen für das hygienische Halten von Wiederkäuern", wie Schäfer sich beim Auftreten von Q-Fieber verhalten müssen. Zu den Maßnahmen gehören insbesondere Blutuntersuchungen um den Erkrankungsgrad innerhalb der betroffenen Schafherde abschätzen zu können. Geburtshygiene (Ablammung im Stall), keine Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen, besondere Vorsicht beim Scheren der Tiere und gebührender Sicherheitsabstand zu Menschen (etwa zu Badeseen) gehören zu den wichtigsten Elementen der Vorsorge.

Bei grippeähnlichen Symptomen sollten Personen, die sich gerne im Freien aufhalten oder intensiven Kontakt zu Wiederkäuern haben, auf jeden Fall abklären lassen, ob es sich um Coxiellose handelt – vor allem dann, wenn in der Region weitere Erkrankungsfälle bekannt sind.