Eigentümer eines Reihenhauses? Foto: Kara-stock.adobe.com

Ein Institut zeigt auf, wie mehr Mieter zu Wohnungsbesitzern werden können. Bedingung: Der Staat hilft kräftig mit.

Balingen - In Balingen kann die Wohneigentumsquote von derzeit 61 Prozent deutlich gesteigert und an den Kreisdurchschnitt von 69 Prozent angeglichen werden. Das soll eine Modellrechnung des Pestel-Instituts in Hannover aufzeigen.

Das Pestel-Institut hat in seinem regionalen Wohnungskauf-Check auf der Grundlage aktueller Immobilienpreise in Balingen berechnet, wer sich als Mieter künftig ein Reihenhaus oder eine Eigentumswohnung leisten kann, und das mit solider Finanzierung. Voraussetzung sei, dass der Staat angehende Eigentümer dabei unterstützt. Weitere Bedingung: Das Land soll für einen Freibetrag bei der Grunderwerbsteuer sorgen.

Diese Forderungen unterstützt die Initiative "Wohn-Perspektive Eigentum", die das Pestel-Institut mit der Regio-Analyse beauftragt hat. Konkret geht es dabei um den Kauf eines Reihenhauses mit 100 Quadratmetern Wohnfläche in mittlerer Lage und guter Bausubstanz. Dies kostet laut Pestel in Balingen nach dem aktuellen Immobilien-Preisspiegel der LBS rund 150.000 Euro. Dazu kämen noch einmal etwa 18.000 Euro an Kosten, die beim Kauf anfallen.

"Würde der Staat über 30 Jahre hinweg einen Kredit zum festen Zinssatz von 1,5 Prozent anbieten, wäre vielen in Balingen geholfen, die sich eine Immobilie anschaffen wollen, um selbst darin zu wohnen", sagt Matthias Günther, Leiter des Pestel-Instituts. Dies sei eine "angemessenen und notwendigen Wohneigentumsförderung durch den Staat". Auf dieser Grundlage würde einem Haushalt in Balingen ein Nettoeinkommen von 2020 Euro pro Monat reichen, um sich das Reihenhaus anzuschaffen – und das bei einem Eigenkapital von 20 Prozent.

"Wichtig bei dieser Berechnung ist, dass 30 Prozent des Einkommens, das der Haushalt monatlich netto zur Verfügung hat, in die Finanzierung der Immobilie fließen", so Günther. Hierbei seien Zinsen und Tilgung des über drei Jahrzehnte laufenden Kredites ebenso berücksichtigt wie eine einprozentige Rücklage vom Kaufpreis pro Jahr, um spätere Reparaturen und Sanierungen bezahlen zu können.

"Ähnlich gehen Menschen, die noch zur Miete wohnen, auf Nummer sicher, wenn es darum geht, eine Eigentumswohnung zu kaufen. Singles zum Beispiel, die mit 50 Quadratmetern Wohnfläche gut klarkommen", sagt Günther. So eine Eigentumswohnung in guter Wohnlage ohne unmittelbaren Modernisierungsbedarf mit Bad und Balkon koste nach dem LBS-Preisspiegel in Balingen rund 88.000 Euro. Hinzu kämen noch einmal rund 10.500 Euro für die Nebenkosten beim Immobilienkauf. „Damit könnte sich ein Single in Balingen seine eigenen vier Wände schon mit einem Nettoeinkommen ab 1190 Euro pro Monat leisten. Vorausgesetzt, er bringt ein Fünftel des Kaufpreises, also rund 19 500 Euro, als Eigenkapital mit", rechnet der Pestel-Leiter vor. Bedingung ist wieder: Der Staat biete ein entsprechendes Kreditprogramm.

Genau daran hapere es allerdings. "Mit der Abschaffung der Eigenheimzulage wurde die Förderung von Wohneigentum in Deutschland faktisch eingestellt. Und das ist schon mehr als zehn Jahre her", so Günther. Insbesondere die "Nestbauer-Generation" der 25- bis 40-Jährigen gehöre zu den Verlierern, wenn es um die Anschaffung von Wohneigentum gehe. Dabei sei gerade die Eigentumswohnung oder das eigene Haus ein wichtiger Baustein für die Altersvorsorge. Das Fazit von Günther: "Die Parteien sind deshalb gut beraten, sich endlich wieder um das Wohneigentum zu kümmern. Hier sind dringend Förderkonzepte notwendig."

Info

Wohn-Perspektive Eigentum

In der Initiative "Wohn-Perspektive Eigentum" haben sich unter anderen der beim Hausbau und Wohnungskauf als Dienstleister im Verbraucherschutz beratende Verband privater Bauherren (VPB), der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) und die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) zusammengeschlossen. Gemeinsam sprechen sie sich für eine politische Offensive bei der Förderung von Wohneigentum aus, wenn die Immobilie nach dem Bau oder Kauf selbst genutzt wird. Günstige Zinsen über 25 bis 30 Jahre seien bei der Immobilien-Finanzierung ein wichtiger Punkt.