Das Schild mit dem neuen Namen hängt: "Medischulen Balingen am Plettenberg". Sanierungsarbeiten sind noch erforderlich,demnächst sollen die Handwerker anrücken. Foto: Ungureanu

Ab Herbst Fachschule für Arbeitserziehung und für Ergotherapie. Schüler kommen aus der ganzen Welt.

Balingen - Im September hatte Michael Klören ein paar dicke Ordner beim Regierungspräsidium abgegeben: der Antrag auf staatliche Anerkennung der Medischulen in Engstlatt. Sechs Wochen später war sie da, mittlerweile hat die erste Serie von Absolventen ihre Diplome in Händen.

Derweil geht der Unterricht in den Räumen der "Medischulen Balingen am Plettenberg" nahtlos weiter; die nächsten Abschlussprüfungen sind im Januar und im Mai 2017. 105 angehende Physiotherapeuten lernen derzeit in Engstlatt, und sie kommen aus der ganzen Welt: Einige seien aus Frankreich dabei, andere aus Korea und Peru, sagt Schulleiterin Barbara Vente bei der ersten Zwischenbilanz im Balinger Rathaus. "Nur aus Australien haben wir bis jetzt noch keine Schüler." Anfangs hätten sich manche von ihnen mit der Sprache noch schwer getan, aber die Prüfungen seien am Ende gut gelaufen.

Gut sei auch die Unterstützung von Seiten der Stadtverwaltung gewesen, sagt Michael Klören. Der Geschäftsführer der Medischulen hatte sich von Anfang an für die Übernahme der insolventen Schule stark gemacht. Ganz reibungslos war das nicht gelaufen, er hatte vom Insolvenzverwalter Hausverbot bekommen, die Schlösser waren ausgetauscht worden, und zeitweilig wurde im Freien unterrichtet.

Dass man in die Räume der Volkshochschule ausweichen durfte, "bis wir das Verfahren weiter vorangebracht haben", sei eine große Hilfe gewesen, sagt Klören. Und dass nur wenige Dozenten abgesprungen seien, als die insolvente Plettenbergschule monatelang keine Gehälter mehr zahlte, habe es möglich gemacht, die Jahrgänge, die unmittelbar vor dem Abschlussexamen standen, "abzuvespern".

Kleines Schmankerl am Rande: Das Schulgeld sei von 400 auf 250 Euro im Monat reduziert worden. Möglich sei das auch durch die staatliche Finanzhilfe für anerkannte Privatschulen: "Die Ausbildung wird bezahlbar."

Dass die meisten Schüler und Lehrer auch in ungewissen Zeiten geblieben seien, beweise, dass die Schule "sehr viel besser ist als der Ruf, den sie zuletzt hatte", sagt der ärztliche Leiter, der Tübinger Facharzt Werner Reus. Die Berufasussichten seien "fantastisch", und in Balingen gebe es viel Bedarf. Was das Fachliche angeht, sei er stolz auf seine Schüler: Vor acht Jahren habe er zum Gehen Stöcke gebraucht. "Meine Schüler haben mich geheilt."

In Kooperation mit einer Hochschule – zum Beispiel der Steinbeis Academy – wolle man in Zukunft parallel zur Ausbildung ab dem zweiten Schuljahr auch ein Hochschulstudium anbieten, ergänzt Michael Klören. Und ab Herbst sollen zur Physiotherapie zwei weitere Ausbildungsgänge kommen: eine zweijährige Fachschule für Arbeitserziehung sowie eine Fachschule für Ergotherapie – und vielleicht auch eine Fachschule für Podologie. Dafür müsse man erneut Anträge stellen, Lehrkräfte und Räumer suchen. "In der Region gibt es weit und breit nichts Vergleichbares", betont Klören.