"Die Kassierer" – sie werden nicht in Balingen spielen. Foto: Band

"Missverständnis": Punkband tritt doch nicht auf. Protest von Stadträten gegen provokante Texte.

Balingen - Kaum bestätigt, schon wieder abgesagt: Die Ruhrpott-Punkband "Die Kassierer" wird doch nicht auf dem Balinger Marktplatz spielen. Als Grund nennt der Balinger Kulturchef Ulrich Klingler ein "Missverständnis bei der Buchung". Unglücklich ist er damit aber auch nicht.

Die Buchung der "Kassierer" erfolgte für das Balinger Open-Air über den Veranstalter KOKO. Die Punker sollten am Samstag, 27. Juli, vor dem Auftritt der Deutsch-HipHopper "K.I.Z." auf dem Marktplatz auftreten, etwa eine halbe Stunde lang. Gestern waren "Die Kassierer" auf der KOKO-Seite im Netz weiterhin für Balingen angekündigt – dabei stand schon fest, wie Ulrich Klingler auf Anfrage unserer Zeitung sagte: "Sie werden in Balingen nicht spielen." KOKO und Klingler wollen sich nun "zeitnah" um eine andere Vorband bemühen. Unklar bleibt, ob das "Missverständnis" bei der Buchung selbst passierte oder sich erst später, nachdem die Band gebucht war, herausstellte.

Den Auftritt von "K.I.Z." im Doppelpack mit "Die Kassierer" hatten die einen heiß erwartet, die anderen dagegen sahen ihn mit Grausen kommen. Ende März waren die Bands für das Open-Air bekannt gegeben worden. Kommentare wie "Wie geil ist das denn bitte?" über "Abrissparty Marktplatz. Das wird geil." wechselten sich ab mit eher nachdenklichen bis ablehnenden Meinungen: Mit diesen beiden Gruppen habe sich die Stadt "selber ein Ei gelegt", weil sie für alles stünden, was die Stadt eigentlich nicht haben möchte. Die Texte der "Kassierer" sind zumeist provokant, anstößig, drehen sich um Alkohol, Gewalt, Sexualität, haben aber auch oft politische Inhalte.

"Ich finde es nur geschmacklos"

Der ehemalige "Kritische Bürger" Reiner Rehfuss fragte kritisch, wer für den Auftritt verantwortlich sei. Stadtrat Erwin Feucht stellte Texte der "Kassierer" online, unter anderem des Liedes "Anarchie und Alkohol" ("anarchie und alkohol, ich trinke viel und fühl mich wohl"). Feuchts Kommentar: "Ich finde es nur geschmacklos." Seine Grünen-Kollegen Conny Richter meint, dass die Texte in einem kaum steigerbaren Maße "gewaltverherrlichend und frauenverachtend" seien. Den geplanten Auftritt auf dem Marktplatz nannte sie im Gespräch mit unserer Zeitung "unverantwortlich". Wenn überhaupt, dann sollten "Die Kassierer" in Balingen in einer Halle und nicht im Freien, für alle hörbar, auftreten. Richter weiter: "Wie es zu dieser Entscheidung kam, wird noch zu klären sein."

Mittlerweile ist klar, dass "Die Kassierer" nicht kommen. Ulrich Klingler sagte gestern, dass er darüber "nicht unglücklich" sei. Auch er habe "Bedenken" wegen des Auftritts an der "sensiblen Stelle Marktplatz" gehabt. An dem Auftritt von "K.I.Z." wollen KOKO und Klingler derweil weiter festhalten – obwohl auch das Markenzeichen dieser Band sexistische und provokante Texte sind. Die Berliner Formation wurde im Jahr 2007 sogar schon einmal von einer Aftershowparty ausgeladen. Diese sollte nicht in einer Stadt, auf einem Marktplatz stattfinden – sondern beim Mega-Festival "Rock am Ring". Dem Veranstalter der Party waren die "K.I.Z."-Texte zu anstößig.