Mit einem eigenen Abschiedspiel hat Frank "Litty" Ettwein, Urgestein des HBW Balingen-Weilstetten, am Samstag seinen Fans Servus gesagt. Foto: Kara

Handball: "Who is Who" erweist HBW-Urgestein beim Abschiedsspiel die Ehre. Erlös geht an guten Zweck. Mit Video.

Der letzte Vorhang für Frank Litty" Ettwein ist gefallen. Mit dem Spiel "Litty & Friends" gegen den Handball-Bundesligisten HBW Balingen-Weilstetten verabschiedete sich der "Ehren-Gallier" von seinen Fans und früheren Mitstreitern – und von der großen Handball-Bühne.

Es war das "Wer ist Wer" auf und abseits der Platte in der Balinger Sparkassen-Arena, das "Littys" Karriere in den vergangenen 18 Jahren beim TV Weilstetten und später dann – nach der Fusion mit der TSG Balingen Handball 2000 – beim HBW Balingen-Weilstetten begleiteten, und mit ihm einen gebührenden Abschied feierten. Dass das Spiel schließlich mit 34:34 endete, spielte da die geringste aller Rollen

Hallensprecher und Ettwein-Intimus Michael Händel hatte für Ettwein eine Allstar-Mannschaft zusammengestellt, von deren Zusammensetzung sich "Litty" selbst erst kurz vor dem Anpfiff ein Bild machen durfte. In der zunächst von der Trennwand in zwei Hälften geteilten Halle "musste" er sich mit den Spielern des HBW aufwärmen, seine "Friends" nutzten den anderen Abschnitt der Spielfläche. Selbst in den Katakomben der Arena sorgte ein Tuch dafür, dass Ettwein keinen Blick auf seine Teamkollegen erhaschen konnte. Entsprechend groß war das Hallo, als "Litty" seine Mitstreiter aus vergangenen Tagen begrüßte

Als es dann in "die letzte Schlacht", wie Händel es formulierte, ging, fehlten beim HBW neben Faruk Vrazalic auch die beiden deutschen WM-Fahrer – Martin Strobel und Fabian Böhm aber kreuzten nach dem erfolgreichen WM-Test in Mannheim gegen Tschechien kurz vor der Pause in der Arena auf, um sich das Spektakel nicht entgehen zu lassen – die verletzten Dennis Wilke, Dragan Tubic, Olivier Nyokas, Matej Asanin (Zerrung) und Radivoje Ristanovic (Grippe). Der angeschlagene Christoph Theuerkauf übernahm kurzerhand die Rolle des Torhüters.

Klar, dass es auf dem Parkett richtig spaßig zuging. Keeper Martin Ziemer etwa versuchte einen Wurf im Handstand zu parieren und tauschte im zweiten Abschnitt mal schnell mit Schiedsrichter Jürgen Rieber die Klamotten, um dem zu zeigen, wie man ein Spiel ordentlich leitet. Daniel Sauer nahm einen Pass von Ali Trost, der Theuerkauf zuvor mit einem miesen Trickwurf überlistet hatte, volley mit dem rechten Fuß und überwand den Aushilfskeeper, Markus Guse verwandelte einen Kempa-Pass von Andreas Epple, und "Litty" traf sogar aus dem Rückraum. Die Zuschauer waren begeistert von dem lässigen Spielchen, das sich die beiden Teams boten, zumal die "Friends" immer wieder für Kabinettstückchen sorgten.

Als Coach Ecki Nothdurft seine Mannen dann nach knapp 20 Minuten bei einer knappen 12:11-Führung zur Auszeit versammelte, forderte er eine Verstärkung im rechten Rückraum. Und die ließ nicht lange auf sich warten – Littys "Lieblingsgegner" Christian Zeitz lief auf und sorgte beim gebürtigen Rottweiler damit ebenso für ein breites Grinsen wie bei den Zuschauern in der Halle. Schließlich war "Litty" der Überraschungsgast für Zeitz, als dieser im Sommer sein Abschiedsspiel beim THW Kiel bekam. "Das war die Retourkutsche. Als klar war, dass ich mit MKB Veszprem, keine Verpflichtungen habe, musste ich einfach kommen", sagte der Linkshänder, der 2007 mit der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister wurde. Mittags war er aus Kiel angereist, netzte dreimal ein und setzte sich gestern wieder ins Auto, um nach Ungarn zu fahren. "Dass er kommt, ist unfassbar", freute sich Ettwein über den prominenten Besuch. Zur Pause führte Ettweins Truppe nach einem klasse Durchbruch von Günther Hejny mit 18:14, dann überachten Ex-Trainer Rolf Brack, Jo Boisedu, Rock Feliho und Benjamin Herth ihre Video-Grüße, alle wären gerne dabei gewesen, waren aber ebenso verhindert wie Alexander Job, Florian Kehrmann, Chi-Hyo Cho, Florian Kehrmann, Kai Häfner, Florian Billek und Peter Feigl.

Und auch nach dem Wechsel war noch einiges geboten, zeigten die ehemaligen HBW-Spieler doch das eine oder andere Kabinettstückchen. Jörg Kunze, noch fit vom Ski-Urlaub etwa, hämmerte eine Rückhand aus dem Rückraum in den Kasten. "Für ›Litty‹ musste ich einfach kommen. Auch wenn ich nur eineinhalb Jahre in Balingen war, war es eine sehr intensive und familiäre Zeit", so Kunze, der nun auch schon bei Abschiedsspielen eine große Routine hat – "Mit meinen 46 Jahren zähle ich bei sowas schon zu den Ältesten."

Die letzten sieben Minuten spielte "Litty" schließlich im Trikots seines HBW und bügelte den 31:33-Rückstand aus. Einmal traf er per Kempa, einmal von der Siebenmetermarke – 33:33. Als es 17 Sekunden vor dem Ende 34:34 stand, sorgte Ettwein noch für einen Eklat. Für ein klares Foul an Zeitz sah er zwei Rote Karten – von Rieber und seinem Schiedsrichter-Kollegen Ralf Damian. Als "Litty" partout nicht von der Platte wollte, schnappten sich die beiden den Tunichtgut und schleppten ihn einfach fix vom Spielfeld – für immer.

Ein paar Worte aber hatte der Linksaußen am Ende noch an alle in der Arena zu richten: "Vielen, vielen Dank für diesen Abend."