Eugen Straubinger (links) und Karl Wolf stehen an der neuen Fünf-Achs-CNC-Fräßmaschine. Diese wird in die neue Lernfabrik 4.0 integriert, die nach der Förderzusage des Landes nun an der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule in Balingen eingerichtet wird. Foto: Maier

Freude an der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule. Simulation vernetzter Produktionsprozesse jetzt möglich.

Balingen - 28 Berufsschulen haben sich beworben, 15 haben den Zuschlag erhalten – darunter auch die Balinger Philipp-Matthäus-Schule. Das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft fördert die sogenannte Lernfabrik 4.0 mit 400 000 Euro.

Schulleiter Eugen Straubinger, Karl Wolf, Leiter des Haupt-, Kultur- und Schulamts des Landkreises sowie Landrat Günther-Martin Pauli freuten sich gestern ungemein über diese Nachricht. "Das ist wie Weihnachten für uns", sagte Straubinger im Gespräch mit unserer Zeitung, "einfach toll".

Bei der Lernfabrik 4.0 handelt es sich um ein Labor, das im Aufbau und in der Ausstattung industriellen Automatisierungslösungen gleicht und in dem wichtige Grundlagen für anwendungsnahe Prozesse simuliert werden können. Maschinenbau und Elektrotechnik werden dabei durch professionelle Produktionssteuerungssysteme verknüpft.

In den Lernfabriken sollen Schüler an die Bedienung von Anlagen auf der Basis realer Industriestandards herangeführt werden. Sie sollen die ganzheitliche Vernetzung moderner Produktionssysteme schülergerecht abbilden und auch regional kleinen und mittleren Unternehmen Anregungen zur Umsetzung für typische Prozesse der vernetzten Produktion – Industrie 4.0 – bieten.

Zielgruppen der Lernfabriken 4.0 sind Auszubildende in dualen Ausbildungsgängen der Fachbereiche Metall- und Elektrotechnik sowie Teilnehmer an Technikerschulen oder an Weiterbildungslehrgängen.

Insgesamt kostet die Lernfabrik, die in Balingen eingerichtet wird, rund 1,2 Millionen Euro. Der Landkreis als Schulträger steuert die Hälfte der Summe bei, dazu kommt die Förderung durch das Land Baden-Württemberg: 400 000 Euro für die Hardware und weitere 100 000 Euro für die konzeptionelle Begleitung sowie für Fortbildungen. An der Finanzierung sind zudem elf regionale Partner aus Industrie und Handwerk beteiligt: Die Unternehmen Bizerba, Groz-Beckert, Interstuhl, Gühring, Gambro, Diebold, Blickle, Festo und Theben sowie die Industrie- und Handelskammer und die Handwerkskammer unterstützen das Vorhaben mit zusammen rund 130 000 Euro. Außerhalb der Schulzeiten steht die Lernfabrik den Unternehmen für Fortbildungen zur Verfügung.

Für die Philipp-Matthäus-Hahn-Schule bedeute die Förderzusage aus Stuttgart einen "gewaltigen Schritt nach vorn", sagte Schulleiter Straubinger. Dadurch werde die Simulation vernetzter Produktionsabläufe auf einem Niveau möglich, das teilweise über dem liege, was in einzelnen Betrieben möglich sei. Die Schule habe dadurch die Chance, ihre Stellung als Kompetenzzentrum im Kreis in Sachen Aus- und Weiterbildung und darüber hinaus nachhaltig zu stärken. "Ich bin überzeugt davon", so Straubinger, "dass die Lernfabrik zu einem Vorzeigeprojekt wird." Diese werde auch dabei helfen, die duale Ausbildung im Zollernalbkreis zu stärken.

Wirtschaftsminister Nils Schmid hielt bei der Bekanntgabe der geförderten Schulen fest, dass Baden-Württemberg mit den 15 Lernfabriken ein weiteres Alleinstellungsmerkmal im internationalen Wettbewerb erhalte. Industrie 4.0 werde vor allem die Arbeitsbedingungen nachhaltig verändern. "Auf diese Entwicklungen müssen wir die Fachkräfte von morgen und die Beschäftigten vorbereiten. Wegen der komplexen Abläufe ist es wichtig, die Fachkräfte in möglichstlichst praxisnahen Lernumgebungen aus-und weiterzubilden", so der Minister. "Die Lernfabrik ist ein ideales Instrument dafür."

Für die Philipp-Matthäus-Hahn-Schule ist die Förderzusage aus Stuttgart und damit die Perspektive, die Lernfabrik anpacken zu können, derweil auch mit viel Arbeit verbunden. Für deren Einrichtung müssen Umbaumaßnahmen ergriffen werden, einzelne Maschinen wie die erst vor kurzer Zeit für 200 000 Euro angeschaffte Fünf-Achs-CNC-Fräßmaschine müssen umplatziert werden, um sie in die Lernfabrik integrieren zu können. Bis Herbst 2016 muss die Lernfabrik fertig eingerichtet sein – das ist eine der Vorgaben, die mit der Landesförderung verknüpft sind. "Das bekommen wir hin", sagt Straubinger, "wir freuen uns darauf."