Björn Gruner (Referent für Öffentlichkeitsarbeit, von links), Daniela Rohrbach-Zawalski (Vorstand, Elternvertreterin), Michael Vogel (Vorstand), Ingrid Wischnewski (Schulleiterin) und Diana Späth (Geschäftsführerin) Foto: Smaoui Foto: Schwarzwälder-Bote

Feier: Waldorfschule feiert 30-jähriges Bestehen mit Festprogramm / Eltern tragen 70 Prozent der Kosten

Von Dunja Smaoui

Balingen-Frommern. Kastanien zählen, auf Baumrinde schreiben, tanzen in wallenden Kleidern – Waldorfschulen kämpfen seit ihrer Gründung mit Klischees. Dennoch gibt es bundesweit mehr als 230 Waldorfschulen, in Baden-Württemberg allein sind es 50. Eine davon ist die Waldorfschule Frommern, die am Wochenende ihr 30-jähriges Bestehen feiert.

Die Mitarbeiter der Waldorfschule Frommern betonen, dass sie nicht nur künstlerische und soziale Fähigkeiten fördern wollen, sondern auch Wert auf die Fachvermittlung legen, die bei Waldorfschulen oft als mangelhaft eingeschätzt wird. "Unsere Schule kann durchaus mit staatlichen Schulen mithalten", sagt Schulleiterin Ingrid Wischnewski. "Die 13. Klasse hat beim aktuellen Abitur einen Gesamtschnitt von 2,1 erreicht. Das ist über dem Landesschnitt."

Die Klassen, die über die gesamte Schullaufbahn zusammenblieben, sowie Schüler, die sich kreativ und künstlerisch ausdrücken, seien charakteristisch für Waldorfschulen – auch für die in Frommern. "Angstfrei lernen, selbstbewusst handeln – das ist genau das, was wir für unsere Schüler wollen", sagt Michael Vogel aus dem Vorstand der Waldorfschule Frommern und verweist auf das 1975 erschiene Buch des Waldorf-Pädagogen Christoph Lindenberg. Vogel ist bereits seit 1987 als Lehrer an der Schule und steht, wie auch die anderen Lehrer, zu 100 Prozent hinter dem Waldorf-Konzept.

Dieses basiert auf den Lehren Rudolf Steiners, der die erste Waldorfschule 1919 in Stuttgart ins Leben rief und soziale Gerechtigkeit im Bildungswesen als Grundsatz ansah. Die Waldorfschule Frommern versteht sich als "Menschenschule", in der die Schüler laut Vogel im Mittelpunkt stehen und die Vielfalt der Lebensvorgänge mit allen Sinnen erfahren sollen. Es gehe um die Ausbildung von Kopf, Herz und Hand – wobei die künstlerischen, sozialen und praktischen Fähigkeiten der Schüler gleichermaßen entwickelt werden sollen.

Dieses Leitbild besteht nun seit 1986, als sich eine Gruppe engagierter Eltern zusammengeschlossen hatte, um Steiners Idee nach Balingen zu bringen. "Zunächst bezog die damalige Eltern- und Lehrergruppe 1986 das alte Fabrikgebäude an der Hurdnagelstraße", sagt Vogel. Es habe Aufbruchstimmung und ein enges Miteinander geherrscht. Jeder habe das Neue und Außergewöhnliche anpacken wollen. "Die Schule ist mit vier Klassen gestartet", sagt Vogel. Heute – 30 Jahre später – werden 400 Schüler der Klassen 1 bis 13 an der Schule unterrichtet.

"Seit 1987 gibt es außerdem den Waldorfkindergarten mit aktuell etwa 75 Kindern, und seit 2009 eine Kinderkrippe mit etwa zehn Plätzen", sagt Diana Späth, Geschäftsführerin der Waldorfschule. Rückblickend habe sich in den vergangenen 30 Jahren viel verändert, so Vogel. Nicht an der Lehre, dafür am Auftritt der Schule. Schnell sei klar gewesen: Die Räume reichen hinten und vorne nicht aus. "Wir haben dann einen Baukreis gegründet und einen Architekten gesucht", erinnert sich Vogel. So entstand das heutige Gelände auf dem 100 Meter von der Fabrik entfernten Hügel.

Die Räume sind groß und hell. Auf dem Außengelände wachsen Bäume und Blumen. "Die Leute haben von Anfang an angepackt und das Meiste allein gestemmt", so Vogel. Daran habe sich bis heute nichts geändert. "70 Prozent der Kosten werden von den Eltern getragen", sagt Späth. Zwar gebe es einen staatlichen Zuschuss, der sich nach der Anzahl der Schüler richte. Doch müsse ein Antrag jedes Jahr aufs Neue gestellt werden. "Unsere wirtschaftliche Basis ist aber solide", sagt Späth.

Für das Jubiläums-Wochenende haben die Lehrer und Schüler ein großes Festprogramm auf die Beine gestellt, das bereits gestern mit Vorträgen und Rückblicken begonnen hat. Morgen, Samstag, beginnt um 14 Uhr der Festakt im Zollernschloss. Eine Fotopräsentation, Stände sowie Livebands und DJs – der Rückblick auf die vergangenen 30 Jahre soll allen Besuchern und Gästen in Erinnerung bleiben.