Grazien aus der Plattenbausiedlung: Auch als Peggy und Sandy bringen Lars Niedereichholz und Ande Werner das Publikum in Balingen zum Lachen. Foto: Engelhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Comedy: Mundstuhl packt in Stadthalle "Bohlingen" viele Pointen aus / Dragan und Alder bilden Höhepunkt

Balingen. Leisetreter sind sie beileibe nicht: Lars Niedereichholz und Ande Werner vom Comedy-Duo Mundstuhl. Von niveauloser Unterhaltung sind die beiden Frankfurter aber meilenweit entfernt, auch wenn es manchmal auf der Bühne ganz schön derb zugeht – so wie nun in der Balinger Stadthalle.

Mundstuhl ist ein Garant für kurzweilige Unterhaltung, vor 20 Jahren genauso wie heutzutage. Wenn Lars Niedereichholz und Ande Werner auf der Bühne stehen, sind sie zu allen Schandtaten bereit. Jeder bekommt sein Fett weg, mag die Minderheit noch so klein, mögen die Vorurteile noch so abgenutzt sein.

So beispielsweise bei Peggy und Sandy aus dem Osten der Republik. Die beiden Grazien aus der Plattenbausiedlung haben es nicht leicht mit ihrer Situation als alleinerziehende Mütter (Mitte 20, drei Kinder, die bereits teils vom Amt betreut werden) oder mit dem "etwas zu rechts geratenen" Zögling Justin, der die Mutter mit seiner Kurzhaarfrisur und festem Schuhwerk stolz macht.

Doch so platt auch die dargestellte Szene auf den ersten Blick zu sein scheint, mit ihrer ganz eigenen Situationskomik erfüllen die Herren von Mundstuhl ihre schnöden Figuren mit ungewohntem Leben, produzieren mit Leichtigkeit aus dem Nichts Lacher am laufenden Band. Zugegeben: Lars Niedereichholz und Ande Werner sind dabei sicherlich nicht die filigransten Vertreter der Comedy-Zunft, aber bodenständig. Und genau das ist es, was ihre Fans von ihnen erwarten: Keine großspurigen, von langer Hand am Reißbrett entworfenen Sketche und Pointen, die höchsten Anspruch und Niveau vorgaukeln, sondern gerade heraus produzierte Unterhaltung mit Lachgarantie, gerne auch mal abseits der politisch ganz korrekten Pfade. Und das Publikum dankt es den beiden Haudegen mit viel Beifall und reichlich Gelächter.

So kann es denn auch mal vorkommen, dass die Protagonisten auf der Bühne vor lauter Tohuwabohu selbst ein wenig aus dem Konzept geraten und sich erst einmal wieder sammeln müssen, bevor es im normalen Programm weitergeht.

Was wäre ein "50 Jahre Jubiläum" ohne Dragan und Alder: Mit den ultrakorrekten Proleten vom Dienst haben Mundstuhl einst den ganz großen Durchbruch geschafft, und auch nach zwei Jahrzehnten ist die Paraderolle von Niedereichholz und Werner ein Höhepunkt des Abends, inklusive Handynetzorgie, krass tiefergelegtem Dreier-BMW und Dauerbesuch in der Berufsschule.

So geht es ohne (Atem-)Pause durch ein gut eineinhalbstündiges Programm, bei dem am Ende alle Besucher stehen, ihre Arme in die Höhe recken und gemeinsam ein Lied über Inzucht singen.

Wie es dazu kommen konnte? Wer am Samstagabend in der Balinger Stadthalle war, der weiß es. Für alle anderen gilt: Den nächsten Besuch in "Bohlingen" haben die beiden Frankfurter Frohnaturen bereits angekündigt.