Nach Regenintermezzo am Nachmittag geht's sonnig und warm weiter. Metal-Fans feiern bis spät in die Nacht.
Balingen - Aus und vorbei - das 20. Bang-Your-Head-Festival ist Geschichte. Es war das heißeste Metal-Festival, das in Balingen jemals gefeiert wurde. Und es war das längste. Drei Tage am Stück begingen die Rockfans ihr Familientreffen in diesem Jahr. Friedlich und bestens gelaunt.
Sie ist die Frage aller Fragen, die die Fans umtreibt. Jedes Jahr aufs Neue: Wird es das letzte Bang Your Head sein? Macht Festival-Chef Horst Franz vielleicht diesmal ernst mit seiner Drohung, die Veranstaltung nicht ewig weiterzuführen? "Das wäre schlimm", sagt Timo aus Nürnberg. Mit drei Kumpels steht er im Schatten bei den Verkaufsständen. Wie oft er schon in Balingen war, weiß er nicht so genau. "Schon einige Jahre." Weil es etwas Besonderes sei. Ein großes Metal-Fest, aber eben nicht überbordend. Irgendwie gemütlich sei es, und doch könne man "ordentlich Gas geben".
Neben der Bühne gibt es in diesem Jahr einen zweiten Hauptanziehungspunkt für die Metalfans: die große Dusche im hinteren Bereich des Geländes. Dort kühlen sich die Fans ab. Mittendrin stehen auch Rebekka und ihre Tochter Laura aus Balingen. Nicht nur den erfrischenden Sprühregen aus der Dusche findet die Sechsjährige "cool". Auch die Musik. Letztes Jahr allerdings habe es ihr noch besser gefallen. Da kam Twisted Sister, Lauras Lieblingsband.
Immer mehr Metal-Fans bringen ihre Kinder mit zum Festival, das in der Szene alsFamilientreffen gilt. "Seit wann bist du jetzt eigentlich schon dabei, Levin?", fragt Markus aus Waldkirch seinen Sohn. Nach kurzem Nachdenken schießt es dem Siebenjährigen aus dem Mund: "Seit sechs Jahren." Schon mit einem Jahr war der Junge damit das erste Mal mit der Familie auf dem Balinger Metalfestival. "Damals lag er noch im Kinderwagen", erinnert sich Markus. Mittlerweile ist Levin aber ein alter Hase. Mit dem Papa zieht er über den Platz auf der Suche nach einem neuen Festivalshirt. Das rote, das der Junge gerade anhat, stammt noch von seinem Besuch in Balingen im Jahr 2012. Es ist also höchste Zeit für ein neues.
Besonders glücklich darüber, dass es kein Unwetter gab während der drei Tage Open Air, ist Jörn de Haan vom Team der Messe Balingen. Er sitzt entspannt auf dem Boden vor dem Eingang zum VIP-Bereich, wo Human-Zoo-Sänger Thomas Seeburger gerade mit der Securityfrau flirtet. "Wenn man nicht drei Tage lang zittern muss, ob ein Sturm kommt, ist das natürlich sehr angenehm", sagt de Haan. Er sei sehr zufrieden mit dem Ablauf des Festivals: "Super nette, freundliche Leute aus der ganzen Welt feiern hier zusammen." Und es bleibe jedes Jahr friedlich, betont er. Das bestätigt im Großen und Ganzen auch die Polizei.
In der Einsatzzentrale im Backstage-Bereich hinter der Bühne und im Zelt des DRK geht es dennoch turbulent und stressig zu. "Die Hitze ist ein großes Problem", sagt Bereitschaftsleiter Jens Stingel, als er sich für kurze Zeit hinsetzt. Zwei Polizeibeamte greifen sich schnell eine Limo aus dem Kühlschrank. Auch am engagierten Einsatzteam geht das anstrengende Wetter nicht spurlos vorbei. "Wir haben deutlich mehr zu tun als in den Vorjahren", so Stingel. 725 Mal leisten sie in diesem Jahr Hilfe – deutlich öfter als in den Vorjahren. 33 Metal-Fans müssen ins Krankenhaus. Hauptsächlich Kreislaufprobleme müssen behandelt werden. Die Temperaturen: Zeitweise kommen sie auf dem Gelände an diesem Wochenende gefährlich nahe an die 40-Grad-Grenze. Ein Bang-Your-Head-Hitzerekord. Rund 50 Sanitäter und drei Notärzte habe man im Einsatz, so Stingel.
Gewinner sind sowohl die Fans als auch Veranstalter Horst Franz. Mit den Besucherzahlen sei er zufrieden, vor allem aber freue ihn, dass es während des Festivals erneut sehr friedlich zugegangen sei. Und auch das: Er macht weiter in Balingen. Auch 2016 gibt es ein Bang Your Head. Wieder drei Tage lang. Ob es erneut so heiß wird?