Quasi für den Papierkorb: Die Idee eines Kreativzentrums auf dem Areal des Jugendhauses und des früheren Schwefelbads ist bei der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat auf wenig Gegenliebe gestoßen. Foto: Maier

Initiative Freiraum dringt mit Idee fürs Jugendhaus-Schwefelbad-Gelände nicht durch.

Balingen - Die Idee? Vielleicht gar nicht mal so schlecht. Die Reaktionen darauf? Bescheiden. Die Aussicht auf Erfolg? Mittlerweile wohl keine mehr. Der Vorschlag der Initiative Freiraum, auf dem Schwefelbad-Areal ein Kreativzentrum für Balingen anzusiedeln, ist gestorben, ehe überhaupt darüber diskutiert wurde.

Bereits im Dezember 2014 hatten die Vertreter der Initiative Freiraum, namentlich Dirk Baur, Peter Blechmann, Uwe Fliegauf, Bernhard Jung und Frank Türke, Schreiben an die Balinger Stadtverwaltung sowie an die Gemeinderatsfraktionen gerichtet.

Darin skizzierten sie ihre Idee eines Kreativzentrums, das auf dem Areal des früheren Schwefelbads und des Jugendhauses "Insel" entstehen könnte – dies als ein Ort inmitten der Stadt, der als Treffpunkt für Kreative samt Räumen beispielsweise für Musikproben, als Fläche für Veranstaltungen und denkbarer Standort einer Kleinkunstbühne und perspektivisch als Besucherzentrum der Gartenschau 2023 ihrer Meinung nach "ideal geeignet" wäre. Gerade auch für Jugendliche könnte ein solcher Ort ein wichtiger Platz für deren Kultur und Projekte sein, schrieben die Freiräumler damals. Das jetzige Jugendhaus müsse dafür nicht aufgegeben werden, auch das Schwefelbad-Gebäude könne weiterhin dafür genutzt werden.

Hätte, könnte, wäre: Im Lichte der aktuellen Entwicklung muss man konstatieren, dass diese Idee an diesem Standort wohl keine Chance mehr hat. Der Umzug des Jugendhauses "Insel" an die Hindenburgstraße ist, auch dank eines satten Zuschusses, fast schon beschlossene Sache (wir berichteten). Die Zukunft des jetzigen Jugendhaus- sowie des Schwefelbadgebäudes ist ebenso vorgezeichnet: Abriss. Und Neubau, vielleicht von Wohnungen und Gewerberäumen, vielleicht auch eines Altenpflegeheims. Gespräche dazu hat es nach Angaben der Balinger Stadtverwaltung mit potenziellen Investoren bereits gegeben.

So weit schaffte es die Idee des Kreativzentrums erst gar nicht. Die Initiative Freiraum regte zwar gegenüber der Stadtverwaltung und den Gemeinderatsfraktionen Gespräche dazu an, dies sogar zweimal. Aber weder auf das Schreiben vom Dezember 2014 noch auf die Erinnerung im Mai 2015 habe es – abgesehen von kurzen, informellen Rückmeldungen zweier Fraktionen – keine Reaktion gegeben, schon gar nicht aus dem Rathaus. Im Gemeinderat kam das Thema auch nicht auf die Tagesordnung.

Und auch ein weiterer Anlauf verlief nach Freiraum-Angaben im Sande: Sie schickten die Idee an die E-Mail-Adresse, an die Balinger ihre Anregungen für die Gartenschau einreichen können – ohne je wieder etwas davon zu hören, ohne jemals eine Antwort zu erhalten. "Damit war für uns klar", sagt Uwe Fliegauf von Freiraum, "dass unsere Idee wenig Chancen hat, überhaupt ernsthaft diskutiert oder erwogen, geschweige denn realisiert zu werden."

Der Vorgang wirft insoweit ein negatives Schlaglicht auf die Balinger Lokalpolitik und verpasst der zuletzt von der Stadtverwaltung viel beschworenen Bürgerbeteiligung einen schalen Beigeschmack. Werden Ideen nur berücksichtigt, wenn sie in bereits feststehende Konzepte passen? Ist es im Rahmen der Bürgerbeteiligung üblich, Ideen ohne Begründung schlicht zu ignorieren?

Die Mitglieder der Initiative Freiraum sind, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung sagen, ungeachtet der für sie enttäuschenden Nichtbeachtung des Themas durch Stadtverwaltung und Gemeinderat weiterhin von der Idee des Kreativzentrums überzeugt. Man glaube fest daran, dass Balingen damit etwas schaffen könnte, das mit Blick auf die weitere Stadtentwicklung von strategischer Bedeutung sei: Neben florierendem Handel und Gewerbe, neben erlesener Kultur und hoher städtischer Lebensqualität müsse die Kreativität in das Zukunftskonzept Balingen einbezogen werden. Und genau dafür brauche es einen Raum, einen Ort. Zumindest auf dem Areal Insel/Schwefelbad wird dieser wohl künftig nicht sein.