Auf der Karteikarte eines Patienten klebt ein Zettel mit der Aufschrift "Neu/Ohne Termin Depression!" Psychische Erkrankungen sind auf dem Vormarsch. Foto: Burgi Foto: Schwarzwälder-Bote

Gesundheitsreport: Auch Depressionen sorgen für Fehltage

Zollernalbkreis. Der Krankenstand im Zollernalbkreis ist 2015 gestiegen. Das geht aus dem DAK-Gesundheitsreport hervor. Die Ausfalltage aufgrund von Erkrankungen nahmen im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Prozent zu. Mit 3,7 Prozent lag der Krankenstand in der Region über dem Landesdurchschnitt (3,5 Prozent). Laut Gesundheitsreport waren damit an jedem Tag des Jahres von 1000 Arbeitnehmern 37 krankgeschrieben.

Der höchste Krankenstand in Baden-Württemberg wurde mit 4,0 Prozent im Neckar-Odenwald-Kreis und im Landkreis Biberach verzeichnet, der niedrigste mit 2,9 Prozent in Heidelberg.

Die meisten Ausfalltage erfolgten aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenleiden. Diese Diagnose war Ursache für mehr als jeden fünften Fehltag. Psychische Erkrankungen wie Depressionen kamen mit 17,3 Prozent auf den zweiten Platz. Atemwegserkrankungen wie Schnupfen oder Bronchitis legten um 40 Prozent zu, sind aber noch leicht unter dem Landesdurchschnitt.

Um den Unterschied zwischen Frauen und Männern in den Krankheitsprofilen und im Umgang mit Krankschreibungen herauszufinden, wertete das IGES-Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen Mitglieder der DAK-Gesundheit in Baden-Württemberg und im Zollernalbkreis aus. Es wurden zudem bundesweit mehr als 5000 Beschäftigte im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt. Das Ergebnis: Frauen in Baden-Württemberg fehlen häufiger im Job als Männer. Ihr Krankenstand lag im vergangenen Jahr neun Prozent höher. Im Zollernalbkreis dagegen haben die Männer um sieben Prozent höhere Ausfalltage. Die Studie zeige auch, dass Männer und Frauen von ganz unterschiedlichen Krankheiten betroffen seien, sagt Riede.

Im Zollernalbkreis leiden Männer häufiger (plus 190 Prozent) an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei psychischen Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen haben Frauen dagegen 45 Prozent mehr Ausfalltage. Auch bei den Krebsleiden liegen sie mit sechs Prozent vor den Männern, vor allem durch das vergleichsweise frühe Auftreten von Brustkrebs. Die häufigste Krebserkrankung bei Männern, der Prostatakrebs, trete hingegen erst im höheren Alter auf – meist ab etwa 60 Jahren. Diese Krebsfälle seien in der Statistik, die sich ausschließlich auf Erwerbstätige beziehe, nicht erfasst. Grundsätzlich sei das Krebsrisiko bei Männern und Frauen gleich.

Obwohl Frauen den höheren Krankenstand haben, schleppen sie sich häufiger als Männer krank zur Arbeit. Experten sprechen von "Präsentismus": 64 Prozent der Frauen in Baden-Württemberg waren 2015 mindestens einmal krank bei der Arbeit, bei den Männern nur 56 Prozent. Als Hauptgründe gaben Frauen an, dass sie ihre Kollegen nicht hängen lassen wollten (84 Prozent) oder auch ihre Arbeit fertigstellen müssten (75 Prozent). Wenn ihre Kinder krank sind, melden sich hingegen viele Frauen selbst krank.

Die DAK-Gesundheit hat rund 720 000 Versicherte in Baden-Württemberg, davon 25 000 im Zollernalbkreis.